Chloroquin
Handelsnamen: Resochin® u.a.
Synonyme: Chloroquinum, (RS)-7-Chlor-4-(4-diethylamino-1-methylbutylamino)-chinolin, (±)-7-Chlor-4-(4-diethylamino-1-methylbutylamino)-chinolin
Englisch: chloroquine
Definition
Chloroquin ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Malariamittel und kann neben der Behandlung von Malaria auch bei Entzündungen bei rheumatischen Erkrankungen eingesetzt werden.
Chemie
Chloroquin ist ein 4-Aminochinolin-Derivat mit der Summenformel C18H26ClN3 und einer molaren Masse von 319,87 g·mol−1.
Wirkmechanismus
Chloroquin wirkt gegen die beiden Erreger Plasmodium vivax und Plasmodium falciparum. Diese Erreger gewinnen während ihres intraerythrozytären Wachstums Energie aus dem Abbau des Hämoglobins. Dabei entsteht das für sie giftige Abbauprodukt Ferriprotoporphyrin IX (FPPIX). Durch eine nicht-enzymatische Aggregatbildung wird FPPIX zu ungiftigem Hämozoin umgewandelt. Chloroquin bildet wie andere 4-Aminochinoline stabile Komplexe mit FPPIX und erhöht so die Zahl von nicht-aggregierten FPPIX-Molekülen, was dann letztendlich zum Absterben der Parasiten führt.
Indikationen
Chloroquin wird vor allem zur Prophylaxe, aber auch zur Therapie von Malaria eingesetzt. Es ist Mittel der Wahl bei Malaria tertiana und Malaria quartana sowie - wenn keine Chloroquin-Resistenz vorliegt und der Verlauf unkompliziert ist - bei Malaria tropica.
In geringer Dosis wird es zur Hemmung von entzündlichen Prozessen eingesetzt. Ein Beispiel ist die Polyarthritis. In seltenen Fällen kann es auch zur Behandlung des Lupus erythematodes oder der Porphyria cutanea tarda (Hämsynthesestörung) verwendet werden.
Im Rahmen der COVID-19-Pandemie wurde Chloroquin off label zur Behandlung von Infektionen mit SARS-CoV-2 eingesetzt. Verschiedene Studien mit COVID-19-Patienten, die mit Chloroquin alleine oder in Kombination behandelt wurden, zeigten jedoch keinen Nutzen der Therapie.
Nebenwirkungen
Die häufigsten Nebenwirkungen betreffen den Magen-Darm-Trakt und reichen von Appetitlosigkeit und Übelkeit bis zu Erbrechen und Durchfällen. Gelegentlich kann es durch Einlagerungen von Chloroquin in die Netzhaut oder in die Hornhaut zu Augenerkrankungen, wie Retinopathien oder Hornhauttrübungen kommen. Daher sollten bei den ersten Anzeichen einer entzündlichen Netzhauterkrankung die Therapie mit Chloroquin sofort beendet werden.
Chloroquin wirkt über eine Verlängerung der QT-Zeit proarrhythmogen und kann zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen. Es sollte nicht mit Medikamenten kombiniert werden, die ebenfalls die QT-Zeit verlängern.
Resistenzmechanismus
Die Chloroquin-Resistenz von Plasmodium falciparum wird durch Mutationen in den Genen PfMDR1, PfCG2 und PfCRT verursacht. Diese Gene kodieren wichtige Transportproteine. Ihre Veränderung beeinflusst die Passage von Chloroquin durch die Membran der Nahrungsvakuole des Parasiten.[1]
Ein Beispiel ist die K76T-Mutation des Chloroquin-Resistenz-Transporters (PfCRT), bei der Lysin in der Position 76 des Proteins durch ein Threonin ausgetauscht wird. Dadurch verändert sich Transporter so, dass das zweifach positiv geladene Chloroquin-Kation aus der Nahrungsvakuole eliminiert werden kann.
Quellen
- ↑ Le Bras J, et al.: The mechanisms of resistance to antimalarial drugs in Plasmodium falciparum. Fundam Clin Pharmacol. 2003 Apr;17(2):147-53.
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