Hydralazin
Handelsnamen: pertenso®, Tri-Normin®
Synonyme: 1-Hydrazinylphthalazin
Englisch: Hydralazine
Definition
Hydralazin ist ein vasodilatatorisch wirkendes Arzneimittel, das insbesondere bei schwerer, therapierefraktärer Hypertonie zur Anwendung kommt. Das Medikament ist in der WHO-Liste der unverzichtbaren Arzneimittel gelistet.
Chemie
Das Grundgerüst von Hydralazin setzt sich aus zwei Benzolringen zusammen, es handelt sich somit um ein aromatisches Molekül. Die chemische Summenformel lautet C8H8N4 und der Schmelzpunkt des Antihypertensivums liegt bei 172 bis 173 °C.
Wirkungsmechanismus
Hydralazin bewirkt über einen noch weithin unklaren Mechanismus eine direkte Relaxation der glatten Muskulatur mit entsprechender Vasodilatation der peripheren arteriellen Widerstandsgefäße. Dadurch kommt es zu einer starken Reduktion des peripheren Widerstandes und zu einer Senkung des Blutdrucks. Der diastolische Druck nimmt hierbei stärker ab.
Pharmakokinetik
Hydralazin wird nach peroraler Gabe rasch und fast vollständig (mindestens 86 % der Dosis) absorbiert. Aufgrund des First-Pass-Effekts in der Leber beträgt die Bioverfügbarkeit lediglich 25 bis 30 %. Maximale Plasmakonzentrationen werden nach etwa 0,5 bis 2 Stunden erreicht. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt 2 bis 6 h, die Plasmaproteinbindung ca. 90 %. Hydralazin und seine Metabolite werden vorwiegend über den Urin ausgeschieden.
Hydralazin ist plazentagängig und erscheint in der Muttermilch.
Verfügbarkeit
In Deutschland ist Hydralazin nur p.o. in Form von Kombinationspräparaten zugelassen, z.B. in Kombination mit Bendroflumethiazid und Propranolol oder in Kombination mit Atenolol und Chlortalidon.
Indikationen
Hydralazin wird als Kombinationspräparat unter anderem angewendet zur:
- Zweitlinientherapie schwerster Hypertonien, wenn die vorausgegangene Therapie mit einer First-line-Medikation nicht zu einer ausreichenden Blutdruckeinstellung geführt hat
Hydralazin kann als Monotherapie wie das verwandte Dihydralazin als Mittel der 2. Wahl zur Akuttherapie der Schwangerschaftshypertonie eingesetzt werden.[1] Zur Langzeitmedikation in der Schwangerschaft wird es nicht mehr empfohlen.
Nebenwirkungen
Häufige (≥ 1/100 to < 1/10) oder sehr häufige (≥ 1/10) Nebenwirkungen sind:
- Kopfschmerzen
- Herz-Kreislauf-System: Tachykardie, Palpitationen, Flush, Hypotension, pektanginöse Beschwerden
- Gastrointestinaltrakt: Nausea, Erbrechen, Diarrhö
- Bewegungsgapparat: Arthralgien, Myalgie, Gelenkschwellungen
- Medikamenteninduzierter Lupus erythematodes (DIL)
Hydralazinhaltige Kombinationspräparate haben durch die Begleitsubstanzen ein erweitertes Nebenwirkungsprofil, das der jeweiligen Fachinformation entnommen werden muss.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
- Systemischer Lupus erythematodes (SLE)
- Porphyrie
- Tachykardie
- Thyreotoxikose
- Linksherzversagen bei schwerer Aortenklappenstenose oder Mitralklappenstenose
- Rechtsherzversagen bei pulmonale Hypertonie
- Disseziertes Aortenaneurysma
Die vollständigen Gegenanzeigen sind von der Wirkstoffkombination abhängig und müssen der jeweiligen Fachinformation entnommen werden.
Quellen
- ↑ Leitlinie: Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen: Diagnostik und Therapie. AWMF-Regsiternummer 015/018, Stand März 2019, abgerufen am 27.5.2022
- Fachinformation pertenso®
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