Kälte
Englisch: cold
Definition
Als Kälte wird in erster Näherung eine relative physikalische Eigenschaft von Stoffen bezeichnet. Im physiologischen Sinn ist Kälte eine individuell verschiedene subjektive Empfindung. In der Psychologie verwendetet man den Begriff der Kälte als die Unfähigkeit Gefühle zu empfinden bzw. auszudrücken (siehe: Alexithymie).
Kälteempfinden
Kälte ist eine Eigenschaft von Stoffen, kann aber auch durch dessen Zusammenspiel als solche empfunden werden (z.B. trotz warmer Umgebungstemperatur fühlen wir die Bewegung von Luft als einen angenehm kühlen Luftstom).
Das Fühlen von Temperatur setzt spezielle Sensoren, Thermorezeptoren, voraus. Diese befinden sich beim Menschen in Haut und Schleimhaut und sind Teil der Oberflächensensibilität. Anatomisches Korrelat sind freie Nervenendigungen. Die Thermorezeptoren registrieren Temperaturveränderungen und übermitteln die Informationen an das Zentrale Nervensystem (ZNS). Im ZNS findet dann eine Anpassung an den Reiz statt (Sollwertverstellung).
In der Haut kommen bis 10x mehr Kälterezeptoren als Wärmerezeptoren vor. Darüber hinaus haben sie eine schnellere Nervenleitgeschwindigkeit. Die optimale "Betriebstemperatur" der Kältesensoren liegt bei 30°C. Extreme Abweichungen reduzieren dessen Empfindlichkeit und Aktivität.
Regulation
Empfindet ein Mensch Kälte, so überträgt er zunächst seine Wärme an den kälteren Gegenstand bzw. die kältere Umgebung. Wird dabei kein Ausgleich erzielt, fängt man an zu frieren und dem Kälteempfinden z.B. mit Wärmeproduktion in Form von Muskelkontraktionen entgegen zu wirken z.B. durch Änderung des Gefäßlumens und damit der Durchblutung und Fibrillationen/Muskelkontraktionen (Kältezittern).
Auf der anderen Seite kann der Mensch im erweiterten Sinne Kälte erzeugen. Dieser thermoregulatorische Prozess findet beim Schwitzen statt. Über das Verdunsten des Schweißes wird Wärmeenergie abgegeben. Darüber hinaus verliert der Mensch über die Haut Wärmestrahlung und die Atmung ständig Wärme. Die Thermoregulation wird zum größten Teil über den Blutkreislauf bewirkt.
Kälte in der Medizin
Zum einen steht Kälte im Zusammenhang mit der Entstehung von Erkrankungen: Erfrierung, Kälteschäden an der Haut, pseudoallergische Kälteurtikaria (umgangssprachlich Kälteallergie) oder als Trigger z.B. bei Mastozytose. Beim Raynaud-Syndrom (Gefäßerkrankung) resultiert Kälteempfinden infolge einer unzureichenden Durchblutung der Finger.
Kälte als therapeutische Maßnahme
In der Medizin wird Kälte aber auch für verschiedene therapeutische Zwecke verwendet:
- lokale Kälteanwendung bei Verletzungen (s. PECH-Schema in der Notfallmedizin) verlangsamen/hemmen Entzündungsprozesse
- lokale Kälte im Sinne von Vereisen (Kryotherapie) bei der Warzenbehandlung
- lokale Eispacks bei Gelenkrheumatismus
- Ganzkörper-Kältetherapie in einer Kältekammer z.B. bei Neurodermitis, chronisch entzündlichen Gelenkerkrankungen, weichteilrheumatischen Erkrankungen, Kollagenosen, Migräne
- im Rahmen von Kneipp-Kuren
- milde Hypothermie z.B. bei Herzinfarktpatienten verbessern das neurologische Outcome (Neuroprotektion)
um diese Funktion zu nutzen.