Bronchoalveoläre Lavage
von französisch: lavage - Wäsche
Synonym: BAL
Definition
Die bronchoalveoläre Lavage, auch BAL, ist ein diagnostisches Verfahren zur Probengewinnung aus den tiefen unteren Atemwegen im Rahmen einer Bronchoskopie. Der Name ist mehrdeutig, da mit "BAL" im klinischen Sprachgebrauch sowohl die Untersuchungsmethode als auch die dabei gewonnene Probe gemeint sein kann.
Abgrenzung
Die bronchoalveoläre Lavage ist von der Bronchiallavage abzugrenzen, welche die bronchoskopische Spülung der größeren Bronchien beschreibt. Die Bronchiallavage ist leichter durchzuführen und hat sowohl einen therapeutischen als auch einen diagnostischen Nutzen.
Desweiteren unterscheidet man das tracheobronchiale Aspirat (TBAS), bei dem Bronchialsekret ohne Einbringen einer Lavageflüssigkeit abgesaugt wird.
Indikation
Die bronchoalveoläre Lavage dient der Bewertung immunologischer Reaktionen in den tiefen unteren Atemwegen. Sie ermöglicht die Differentialdiagnose und Verlaufsbeurteilung interstitieller Lungenerkrankungen. Darüber hinaus ist sie auch bei der Diagnose eines Bronchialkarzinoms relevant.
Vorgehen
Bei der bronchoalveolären Lavage werden ca. 20 ml 0,9%ige Kochsalzlösung instilliert und durch das Bronchoskop wieder abgesaugt. Bei Verdacht auf eine bakterielle Erkrankung empfiehlt es sich, sterile Ringerlösung als Instillationsflüssigkeit zu verwerden, da NaCl auf manche Erreger bakterizid wirkt.
Labormedizin
Das gewonnene Sekret kann je nach Indikationsstellung mikrobiologisch, zytologisch oder immunhistochemisch untersucht werden. Die Zellverteilung im Alveolarraum spiegelt dabei die Infiltration von Alveolarwänden und Interstitium wieder.
Für den Nachweis granulomatöser oder fibrosierender Erkrankungen des Lungengewebes ist die Differentialzytologie der Leukozyten richtungsweisend.
- Bei fibrosierenden Erkrankungen, wie etwa einer Lungenfibrose oder einer Asbestose, ist der Anteil der Granulozyten in der Lavage erhöht.
- Bei granulomatösen Entzündungen, wie beispielsweise der Sarkoidose oder der exogen allergischen Alveolitis (EAA), dominieren Lymphozyten.
Eine Durchflusszytometrie kann die Lymphozyten weiter in Subpopulationen aufschlüsseln. Damit kann der CD4/CD8-Quotient bestimmt werden, der beispielsweise zwischen einer Sarkoidose (erhöht) und einer EAA (erniedrigt) unterscheiden lässt.
Risiken
Mögliche Risiken einer Bronchoalveolären Lavage sind:[1]
- Bronchospasmus (v.a. bei bestehender bronchialer Hyperreagibilität)
- Abfall der Sauerstoffsättigung (v.a. bei vorbestehender schwerer Ventilationsstörung)
- Fieber und passageres intrapulmonales Infiltrat durch Verbreitung von Keimen in den Alveolen
- vorübergehende Einschränkung der Lungenfunktion
- Blutungen (v.a. bei bestehender Koagulopathie mit Blutungsneigung, Thrombozytopenie oder medikamentöser Antikoagulation)
- Pneumothorax
Quellen
- ↑ Gillissen et al: Broncho-alveoläre Lavage: Über die Spülflüssigkeit der Lunge der Erkrankung auf die Spur kommen Pneumo News, 2020
Literatur
- Laborlexikon.de; abgerufen am 10.02.2021
- Nakhosteen: Atlas und Lehrbuch der flexiblen Bronchoskopie (Springer Verlag)
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