Koagulopathie
Englisch: coagulopathy
Definition
Koagulopathien sind angeborene oder erworbene Störungen der (plasmatischen) Blutgerinnung oder Fibrinolyse.
Einteilung
Eine grundlegende Einteilung der Koagulopathien erfolgt nach der Auswirkung der zugrundeliegenden Störung.
- Minus-Koagulopathien führen zur hämorrhagischen Diathese
- Plus-Koagulopathien (Hyperkoagulabilität) führen zur Thrombophilie
Krankheitsbilder
Im Folgenden werden zu den Koagulopathien gehörende Krankheitsbilder in Gruppen zusammengefasst.
Minus-Koagulopathien
Angeborene Störungen
Angeborene Minus-Koagulopathien beruhen in den meisten Fällen auf einem Mangel eines oder mehrerer Gerinnungsfaktoren. Die am häufigsten vorkommenden Minus-Koagulopathien sind die Hämophilien und das Von-Willebrand-Jürgens-Syndrom. Sie machen zusammen über 95 % der Minus-Koagulopathien aus.
- Hämophilie A
- Hämophilie B
- Von-Willebrand-Jürgens-Syndrom
- Hypothrombinämie
- Afibrinogenämie (kein Fibrinogen)
- Dysfibrinogenämie (defektes Fibrinogen)
- Stuart-Prower-Krankheit
- Parahämophilie
- Hypoprokonvertinämie
- Rosenthal-Syndrom
- Hageman-Syndrom
- Faktor-XIII-Mangel
Erworbene Störungen
Unter den erworbenen Minus-Koagulopathien sind die Vitamin-K-abhängigen Störungen am häufigsten. Weitere erworbene Minus-Koagulopathien beruhen unter anderem auf immunologischen Störungen oder Umsatzstörungen der Gerinnungsfaktoren.
- Mangel an Vitamin K
- iatrogen bei Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten (Antikoagulationstherapie)
- Vergiftung mit Cumarin-haltigen Pflanzen oder Rodentiziden (sog. Supercumarine)
- Malabsorption
- Cholestase
- Fehlernährung
- Synthesestörung bei Leberinsuffizienz
- Niereninsuffizienz, Störung der Gerinnung durch harnpflichtige Stoffwechselprodukte (Urämische Koagulopathie)
- Immunkoagulopathien (Hemmkörperhämophilien, Autoantikörper gegen Gerinnungsfaktoren)
- Verbrauchskoagulopathie (DIC)
- Systemische Hyperfibrinolyse (z.B. im Rahmen von Malignomen, Operationen an Lunge und Prostata, Lysetherapie)
- Dilutionskoagulopathie (bei Massentransfusionen, Plasmaexpander)
- Trauma-induzierte Koagulopathie
Plus-Koagulopathien
Die Plus-Koagulopathien werden in vielen Lehrbüchern im Rahmen der Thrombophilie abgehandelt. Gemäß der ursprünglichen Definition gehören jedoch auch Plus-Koagulopathien mit gesteigerter Gerinnbarkeit zu den Koagulopathien.
- Funktioneller oder absoluter Mangel an Gerinnungsinhibitoren
- Störungen der Fibrinolyse
- Plasminogen-Mangel
- Plasminogenaktivator-Inhibitor-Erhöhung
- gestörte oder verringerte tPA-Freisetzung
- Erhöhte Aktivität von Gerinnungsfaktoren
- Antiphospholipid-Syndrom
- Dysfibrinogenämie
- übermäßige Aktivierung der Blutgerinnung (bei Einschwemmung von Gewebefaktoren bei Operationen, Zytostatikatherapie, Hyperfibrinogenämie)
Symptome
Typische Zeichen für Minus-Koagulopathien sind Ekchymosen, Hämatome, Hämarthros, großflächige, scharf umrandete Blutungen sowie Muskeleinblutungen. Erste Maßnahme bei Verdacht auf eine Minus-Koagulopathie ist die Erhebung einer sorgfältigen Gerinnungsanamnese. Damit lässt sich die Verdachtsdiagnose in der Regel gut einordnen.
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