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Afibrinogenämie

1. Definition

Die Afibrinogenämie ist eine seltene hämatologische Erkrankung mit stark erhöhter Blutungsneigung. Sie entsteht durch eine hochgradig reduzierte bzw. fehlende Synthese des Gerinnungsfaktors Fibrinogen in der Leber (quantitativer Mangel).

2. Ätiologie

Die Afibrinogenämie ist eine sehr seltene Erkrankung mit einer geschätzten Prävalenz von 1 zu 1.000.000.[1] Sie kann sowohl angeboren als auch erworben sein:

  • Die angeborene Afibrinogenämie wird autosomal-rezessiv vererbt und entsteht durch eine genetische Veränderung in den für Fibrinogen kodierenden Genen (FGA, FGB oder FGG). Eine solche Genmutation hat die hochgradig reduzierte oder komplett fehlende Fibrinogensynthese zur Folge.
  • Eine Afibrinogenämie kann auch erworben werden. Als Ursache kommt einerseits ein massiv erhöhter Verbrauch des Gerinnungsfaktors Fibrinogen im Rahmen einer Hyperfibrinolyse (z.B. Verbrauchskoagulopathie oder therapeutische Fibrinolyse), andererseits eine unzureichende Synthese von Fibrinogen (z.B. bei Leberinsuffizienz) in Frage.

3. Pathophysiologie

Fibrinogen wird hauptsächlich in den Hepatozyten der Leber gebildet und spielt als Gerinnungsfaktor I eine zentrale Rolle im Prozess der Blutgerinnung. Fibrinogen wird unter dem Einfluss der Protease Thrombin (Faktor IIa) zu Fibrin gespalten. Diese Reaktion ist der letzte zentrale Schritt in der Blutgerinnung, nämlich der Bildung eines Thrombus.

Durch das Fehlen bzw. einen starken Mangel an Fibrinogen ist der physiologische Gerinnungsprozess somit massiv eingeschränkt und es kommt zu Blutungen.

4. Klinik

Die klinische Ausprägung der Afibrinogenämie variiert stark. Mögliche Symptome reichen von kleinen Schleimhautblutungen bis hin zu relevanten größeren Blutungen. Auch eine spontane Milzruptur kommen bei solchen Patienten gehäuft vor.

Bei Frauen kann sich die Afibrinogenämie ebenfalls durch gynäkologische und geburtshilfliche Probleme äußern wie z.B. durch rezidivierende Aborte, Unfruchtbarkeit bzw. Antepartum- und Postpartumblutungen.

Weitere Symptome sind verstärkte Blutungen im Rahmen von leichten Verletzungen, Menorrhagien und selten auch Gelenkblutungen. Weiterhin kann es zu spontanen intrazerebralen Blutungen kommen, die sich durch eine entsprechende neurologische Symptomatik präsentieren.

5. Diagnostik

Der Nachweis erfolgt durch die Bestimmung von Fibrinogen im Serum. Bei Patienten mit Afibrinogenämie sind lediglich Spuren des Fibrinogens nachweisbar, oft fehlt es komplett. Normalerweise liegt Fibrinogen im Plasma in Konzentrationen von 200 bis 400 mg/dl vor. Bei der Afibrinogenämie liegen die Plasmafibrinogenspiegel oft unter 10 mg/dl.

Auch die üblichen funktionellen Gerinnungstests (TPZ, PTZ, PTT) weisen aufgrund des Mangels entsprechende pathologische Ergebnisse auf (TPZ erniedrigt, PTZ verlängert, PTT verlängert).

Bei der genetischen Form kann die Diagnostik darüber hinaus durch einen molekulargenetischen Nachweis ergänzt werden.

6. Therapie

Die Behandlung der akuten Blutungsereignisse erfolgt durch die Gabe von Gerinnungspräparaten wie z.B. Fibrinogen- oder Plasmakonzentrate. Eine Primärprophylaxe von Blutungsereignissen wird generell nicht empfohlen.

Bei der angeborenen Form ist die Beratung der Betroffenen und deren Blutsverwandtschaft ein wichtiger therapeutischer Bestandteil. Bei der erworbenen Form steht die Therapie der Grunderkrankung im Vordergrund.

7. Literatur

8. Quellen

  1. Tomas Simurda, Peter Kubisz, Miroslava Dobrotova, Libor Necas, Jan Stasko Perioperative Coagulation Management in a Patient with Congenital Afibrinogenemia during Revision Total Hip Arthroplasty letzter Zugriff am 21.1.2021

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