Peripartale Blutung
Englisch: antepartum haemorrhage(APH), prepartum hemorrhage
Definition
Als peripartale Blutung, kurz PPH, bezeichnet man eine Blutung, die bei der Mutter kurz vor, während oder kurz nach der Geburt (peripartal) auftritt. Peripartale Blutungen gehen in der Regel mit einem sehr hohem Blutverlust einher und sind daher von normalen Zeichnungsblutungen zu differenzieren.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert eine peripartale Blutung ab einem Blutverlust von mehr als 500 ml bis 24 Stunden nach einer vaginalen Geburt und mehr als 1.000 ml nach einer Sectio caesarea.
Einteilung
Man unterscheidet nach dem Zeitpunkt der peripartalen Blutung:
- postpartale Blutung: 24 Stunden bis 6 Wochen nach der Geburt
- antepartale Blutung: 24 Stunden vor der Geburt
Epidemiologie
Lebensbedrohliche peripartale Blutungen ereignen sich bei etwa einer von 1.000 Geburten. Mit bis zu 25% sind postpartale Blutungen eine der häufigsten mütterlichen Todesursachen.
Ursachen
Mit ca. 75% ist die Uterusatonie die häufigste Ursache einer peripartalen Blutung. Weitere Ursachen sind u.a.:
- Placenta praevia
- geburtsbedingte Verletzung (z.B. Scheidenriss, Uterusruptur)
- vorzeitige Plazentalösung
- Gerinnungsstörung
- Abort
Folgen
Ab einem Blutverlust von mehr als 1.500 ml erhöht sich das Risiko stark, einen hämorrhagischen Schock zu erleiden. Die daraus resultierende Minderperfusion der Organe führt zu einem Multiorganversagen.
Symptome
Die Symptome entsprechen den typischen Kennzeichen eines hohen Blutverlustes. Dazu zählen u.a.:
Diagnostik
Bei Hinweisen auf eine stärkere peripartale Blutung sollte der Umfang des Blutverlustes bestimmt werden. Bei einem Kaiserschnitt gibt der Inhalt der Absaugevorrichtung Hinweise. Bei einer vaginalen Geburt erfolgt die Abschätzung des Blutverlusts durch Messbecher und Abwiegen von Tupfern, Kompressen und Blutkoageln. Das Gewicht der Koagel multipliziert mit dem Faktor 3 entspricht dem ungefähren Blutverlust in ml.
Die Labordiagnostik umfasst Hämoglobin, Thrombozytenzahl, Fibrinogen, PTT und INR-Wert.
Ein abfallender systolischer Blutdruck und ein Anstieg der Herzfrequenz sind zusätzliche, jedoch späte, Indikatoren.
Therapie
Das Erkennen der Blutungsursache ist die erste und wichtigste Maßnahme, um eine peripartale Blutung chirurgisch und/oder medikamentös behandeln zu können. Der Blutverlust wird mit einer Volumentherapie behandelt. Bei Vorliegen einer Uterusatonie versucht man, die Blutung mit einem Bakri-Ballon zu tamponieren.
Risikofaktoren
Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählen:
- hämorrhagische Diathese
- Medikamenteneinnahme
- vorhergehender Kaiserschnitt
- vorhergehende Kürettage
Literatur
- "Zusatzweiterbildung Notfallmedizin: 1000 kommentierte Prüfungsfragen" - Berthold Bein et al., Thieme-Verlag, 2., unveränderte Auflage
- "Gynäkologie und Geburtshilfe compact: Alles für Station, Praxis und Facharztprüfung" - Bernhard Uhl, Thieme-Verlag, 5., unveränderte Auflage
Weblink
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