Sectio caesarea
von lateinisch: sectio - Schnitt; caesareus - kaiserlich
Synonyme: Kaiserschnitt, (abdominale) Schnittentbindung
Englisch: cesarean section
Definition
Unter Sectio caesarea bzw. Kaiserschnitt versteht man eine operative Beendigung der Schwangerschaft durch Laparotomie und Hysterotomie.
Einteilung
Wird der Sectio caesarea vor Beginn der Eröffnungswehen durchgeführt, spricht man von primärer Sectio, erfolgt die Schnittentbindung nach Beginn der Eröffnungswehen, von sekundärer Sectio. Besteht eine akute Gefährdung von Mutter oder Kind, wird eine Notsectio durchgeführt.
Epidemiologie
Die Rate an Kaiserschnittgeburten ist in den vergangenen Jahren weltweit angestiegen. Gründe dafür sind veränderte Risikoprofile der Schwangeren (z.B. zunehmendes Alter) sowie eine erhöhte Anzahl sogenannter "Wunsch-Sectios".
Indikationen
Zu den Indikationen für eine Sectio caesarea gehören:
- Geburtsstillstand in der Eröffnungsphase
- drohende Asphyxie des Kindes in der Eröffnungs- und Austreibungsperiode bei hoch stehendem vorangehendem Teil
- Geburtsstillstand in der Austreibungsperiode am Beckeneingang (z.B. relatives Missverhältnis)
- Lageanomalien z.B. Querlage, Beckenendlage
- Mehrlingsgeburt
- Frühgeburt vor der vollendeten 32. Schwangerschaftswoche bzw. kindliches Gewicht kleiner 1500 g
- Erkrankung der Mutter, z.B. Präeklampsie, Rhesus-Inkompatibilität
- Placenta praevia totalis
- starke Blutung bei Placenta praevia
- vorzeitige Plazentalösung
- Uterusruptur
- Zustand nach Sectio
- Zustand nach Entfernung größerer Uterusmyome
- Zustand nach Metroplastik
- fetale Fehlbildungen mit günstiger kindlicher Prognose
- Makrosomie des Kindes bei Gestationsdiabetes der Mutter
In den letzten Jahren hat insbesondere die Häufigkeit sogenannter Wunsch-Sectios zugenommen, bei denen keine direkte medizinische Indikation vorliegt. Besteht der Wunsch nach einer primären Sectio, muss die werdende Mutter ausführlich über die möglichen Risiken für Mutter und Kind aufgeklärt werden. Wenn der Wunsch nach Abwägen der Risiken weiterhin besteht, sollte diesem entsprochen werden. Die Aufklärung und Entscheidung der werdenden Mutter muss aus forensischen Gründen ausreichend dokumentiert werden.
Anästhesie
Die primäre Sectio wird in Periduralanästhesie, Spinalanästhesie oder Intubationsnarkose durchgeführt. Eine Notsectio erfolgt immer in Intubationsnarkose. Um ein Vena-cava-inferior-Syndrom zu vermeiden, wird die werdende Mutter in Linksseitenlage gelagert.
Durchführung
Durch einen suprasymphysären Querschnitt nach Pfannenstiel oder Cohen wird der Bauchraum eröffnet. Die Bauchdecken werden mittels Wechselschnitt durchtrennt. Bei reifen Kindern erfolgt die Uterotomie immer quer im unteren Uterinsegment. Das Blasenperitoneum wird zuvor eröffnet und die Blase scharf vom unteren Uterinsegment freipräpariert. Da bei Reifgeburten das untere Uterinsegment sehr dünn ausgezogen ist und die Korpusmuskulatur im Vergleich wesentlich weniger kontraktile Fasern besitzt, ist die Uterotomie im unteren Segment vorteilhaft.
Im Gegensatz zu den Reifgeburten wird bei Frühgeburten die Uterotomie häufig vom isthmokorporalen Längsschnitt durchgeführt. Um für die Entwicklung des Kindes genügend Platz zur Verfügung zu haben, ist diese Schnittführung, insbesondere bei Oligohydramnion, sehr kleinen Frühgeborenen und Lageanomalien erforderlich.
Sobald die Amniotomie durchgeführt ist, wird das Kind entwickelt. Um die Uterusmuskulatur zu kontrahieren, werden Kontraktionsmittel verabreicht, z.B. Oxytozin im Bolus. Nach manueller Lösung der Plazenta, wird das Uteruskavum ausgetastet, um die Vollständigkeit der Plazentaentfernung sicherzustellen. Die Uteruswunde und die Bauchdecken werden verschlossen.
Das Intervall zwischen Entscheidung zur Notsectio und der Entwicklung des Kindes – die sogenannte Entscheidungs-Entbindungszeit (E-E-Zeit) – sollte bei einer Notsectio nicht mehr als 20 min betragen.
Vorteile
Die Sectio caesarea kann jederzeit in der gynäkologischen Klinik durchgeführt werden. Sie gewährleistet unter Notfallbedingungen eine rasche Geburtsbeendigung. Der Kopf des Kindes wird bei der Entwicklung nicht komprimiert, was besonders bei Frühgeburten ein Vorteil ist.
Nachteile
Aufgrund der fehlenden Kompression der kindlichen Lunge bei der abdominalen Geburt können post partum Adaptationsstörungen auftreten.
Für die Mutter ergeben sich folgende mögliche Nachteile:
- Hämatome
- Infektionen
- Wundheilungsstörungen
- Gefahr der Blasenverletzung
Gegebenenfalls treten leichte bis schwere psychische Probleme, wie z.B. Depressionen der Mutter, Bindungsstörungen zwischen Mutter und Kind oder eine posttraumatische Belastungsstörung auf.
Die mütterliche Morbidität ist etwa 4 bis 10 Mal höher als bei Spontangeburten.