Placenta praevia
von lateinisch: præ - vor und via - Weg
Englisch: placenta praevia
Definition
Unter Placenta praevia versteht man eine atypische Lokalisation der Plazenta im unteren Uterinsegment im Bereich des Isthmus uteri. Die Hauptkomplikation der Placenta praevia ist die schmerzlose Blutung.
Epidemiologie
Die Häufigkeit der Placenta praevia beträgt etwa 1:200 Geburten (0,5%).
Einteilung
Man kann je nach Ausbreitung der Placenta am inneren Muttermund, verschiedene Schweregrade abgrenzen:
- Placenta praevia totalis: Der innere Muttermund wird komplett durch die dystope Lage der Plazenta verlegt. Die Häufigkeit der Placenta praevia totalis liegt bei etwa 20%.
- Placenta praevia partialis: Die dystope Plazenta bedeckt den inneren Muttermund nur teilweise. Die Häufigkeit dieser Form beträgt etwa 30%.
- Placenta praevia marginalis: Die dystope Plazenta liegt dem inneren Muttermund an, verlegt ihn aber nicht. Die Häufigkeit beträgt etwa 25%.
- Tiefer Sitz der Plazenta: Die Plazenta inseriert nur teilweise am unteren Uterinsegment - den inneren Muttermund erreicht sie allerdings nicht.
Ätiologie und Pathogenese
Die häufigste Ursache für eine dystope Insertion der Plazenta ist eine vorausgegangene Schädigung des Endometriums. Besonders häufig tritt die Placenta praevia nach einer Kürettage, nach Sectio, bei Multiparität, Mehrlingsschwangerschaft, bei fetaler Erythroblastose und bei Raucherinnen auf. Auch eine stattgefundene Endometritis kann die Fehlinsertion begünstigen.
Das untere Uterinsegment wird durch die Kontraktionen der Gebärmutter gedehnt, wobei die Plazenta von ihrer Insertionsfläche abgeschert wird und einreisst. Es kommt zur Blutung aus den intravillösen Räumen, d.h. es handelt sich stets um mütterliches Blut. Sehr selten reissen auch Zotten ein, so dass auch eine fetale Blutung besteht.
Symptomatik
Das charakteristische Hauptsymptom der Placenta praevia, ist die schmerzlose Blutung im dritten Trimenon. Seltener tritt die Blutung schon um die 20. Schwangerschaftswoche auf. Etwa 70-80% aller vaginalen Blutungen in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft werden durch eine Placenta praevia verursacht.
Diagnostik
Der Abgang von frischem Blut aus dem Zervikalkanal, ist bei der Spekulumeinstellung gut nachweisbar. Um eine fetale Blutungsquelle auszuschliessen, sollte der Nachweis von fetalem Hämoglobin (HbF) angestrebt werden. Der dystope Sitz der Plazenta kann durch die Ultraschalluntersuchung bewiesen werden.
Liegt der Verdacht auf eine Placenta praevia vor, darf keine vaginale Palpation durchgeführt werden!
Therapie
Bei Verdacht auf Placenta praevia, bei geringer Blutungsstärke oder auch bei bereits sistierender Blutung, muss die Schwangere umgehend stationär aufgenommen werden. Anschliessend wird eine Tokolyse durchgeführt und strenge Bettruhe verordnet. Die werdende Mutter wird angehalten, jegliche Anstrengung zu vermeiden, die eine erneute Blutung begünstigen könnte.
Weiterhin sind die Gerinnungswerte zu überprüfen und ausreichend Blut für den Notfall bereitzustellen. Je nach Gestationsalter wird eine Lungenreifungsprophylaxe durchgeführt.
Bei starker uteriner Blutung muss aus der mütterlichen Indikation heraus, eine sofortige Sectio durchgeführt werden.