Volumensubstitution
Synonyme: Volumenersatz, Volumentherapie, Volumenersatztherapie, "Volumengabe"
Englisch: volume replacement
Definition
Als Volumensubstitution bezeichnet man therapeutische Maßnahmen, die auf den Ausgleich verloren gegangener Körperflüssigkeit zielen, z.B. bei Diarrhö, Hypovolämie oder Schock.
Hintergrund
Bei der Volumensubstitution werden je nach Indikation intravenös bzw. intravasal zugeführt:
- künstliche Kolloide wie z.B. HAES, Gelatine oder Dextrane
- körpereigene Kolloide wie GFP oder Humanalbumin
- Elektrolytlösungen ("Kristalloide") wie isotone Kochsalzlösung, Ringerlösung oder Vollelektrolytlösungen
Elektrolytlösungen verteilen sich eher im interstitiellen Raum und werden daher hauptsächlich angewendet, um interstitielle Flüssigkeitsdefizite auszugleichen. Um 1 ml Plasmaverlust auszugleichen, muss man ca. 4 ml Elektrolytlösung zuführen. Kolloidale Lösungen hingegen sind onkotisch wirksam und ermöglichen einen schnellen Volumenersatz bei akuten intravasalen Flüssigkeitsverlusten.
Indikation
Die Art der Volumensubstitution hängt auch vom Umfang des Blutverlustes ab:
- Blutverlust bis 15% des Blutvolumens: Es reicht meist eine alleinige Vollelektrolytgabe aus.
- bis 30%: Man sollte zusätzlich künstliche Kolloide geben.
- ab 40%: Es müssen Erythrozytenkonzentrate gegeben werden, um fehlende Sauerstoffträger zu ersetzen.
- über 60%: Bei größeren Blutverlusten sollte man außerdem GFP, Thrombozytenkonzentrate oder gegebenenfalls einzelne Gerinnungsfaktoren geben, damit eine Gerinnung möglich bleibt.
Flüssigkeitsbedarf
Der Flüssigkeitsbedarf ergibt sich aus der Formel:
- Flüssigkeitsbedarf = Erhaltungsbedarf + Defizitausgleich
Zur näherungsweisen Berechnung des Erhaltungsbedarfs kann bei Kindern und Erwachsenen die 4-2-1-Regel angewendet werden:
- erste 10 kgKG - 4 ml/kgKG/h
- zweite 10 kgKG - 2 ml/kgKG/h
- jedes weitere kgKG - 1 ml/kgKG/h
Daraus ergibt sich für ein 15 kg schweres Kleinkind beispielsweise ein Erhaltungsbedarf von 50 ml/h. Bei Fieber steigt der Flüssigkeitsbedarf pro °C Körpertemperatur um etwa 10 % an. Diese Mengen müssen zusätzlich gegeben werden.
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