Sildenafil
Handelsnamen: Viagra®, Revatio®
Definition
Sildenafil ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der PDE-5-Hemmer zur Therapie der erektilen Dysfunktion und der pulmonalen Hypertonie.
Wirkmechanismus
Als selektiver PDE-5-Inhibitor hemmt Sildenafil den Abbau von cGMP in den glatten Gefäßmuskelzellen. Hierdurch kommt es zu einer Aktivierung der Proteinkinase G, welche dann die Myosin-leichte-Ketten-Kinase (MLCK) phosphoryliert, und dadurch ihre Aktivität reduziert. Außerdem phosphoryliert die Proteinkinase G die Myosin-leichte-Ketten-Phosphatase (MLCP), die dadurch in ihrer Aktivität gesteigert wird. Hierdurch kommt es zu einer Vasodilatation.
Die Wirkung von Sildenafil ist abhängig vom Polymorphismus C825T des GNB3-Gens, das die beta-3-Untereinheit eines G-Proteins kodiert. Bei Patienten mit dem Genotyp TT ist die Wirkung besser als bei Patienten mit CC- oder CT-Genvarianten.
Entgegen der landläufigen Vorstellung wirken Sildenafil und ähnliche Arzneimittel aufgrund des Wirkmechanismus nur erektionsverstärkend, nicht erektionserzeugend. Das bedeutet, dass es bei der Einnahme von Sildenafil nicht automatisch zu einer Erektion kommt, sondern nur dann, wenn der Patient sexuell erregt ist. Außerdem geht die Erektion auch wieder zurück, wenn die sexuelle Stimulation endet.
Pharmakokinetik
Die enterale Resorption von Sildenafil erfolgt rasch. Nach 30 bis 120 Minuten wird die maximale Plasmakonzentration erreicht. Die Einnahme sollte daher mindestens 1 Stunde vor der gewünschten Wirkung erfolgen. Die Plasmahalbwertszeit beträgt etwa 4 Stunden. Sildenafil wird in der Leber über CYP3A4 metabolisiert.
Indikation
- erektile Dysfunktion
- pulmonale Hypertonie
Nebenwirkungen
Zahlreiche Nebenwirkungen sind beschrieben. Möglich sind unter anderem:[1]
- Hypotonie, Tachykardie, Angina pectoris
- Gesichtsrötung
- Kopfschmerzen
- nasale Obstruktion, Rhinitis
- Magenbeschwerden
- Wahrnehmungsstörungen
- Herabsetzung des Reaktionsvermögens
- Dauererektion (Priapismus)
- Sehstörungen (z.B. verschwommenes Sehen, Photophobie, Chromopsie bzw. Zyanopsie) durch Hemmung der retinalen PDE-6
- nichtarteriitische anteriore ischämische Optikusneuropathie (nAION)
Kontraindikationen
Bei einer gleichzeitigen Einnahme von Sildenafil mit nitrathaltigen Arzneimitteln oder auch NO-Donatoren führt die Kombination zu einem Blutdruckabfall, der lebensbedrohlich sein kann. Weitere Kontraindikationen sind:
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
- schwere Herzinsuffizienz
- HOCM
- instabile Angina pectoris
- schwere Leberinsuffizienz
- Patienten mit pulmonaler Hypertonie nach einer Sichelzellenanämie
- Retinopathia pigmentosa
Verschreibungspflicht
Sildenafil ist in Deutschland verschreibungspflichtig. Ein Antrag auf Entlassung aus der Rezeptpflicht wurde 2022 vom BfArM abgelehnt.[2] In manchen europäischen Ländern, z.B. Großbritannien, ist Sildenafil unter bestimmten Bedingungen ohne Rezept erhältlich.
Quellen
- ↑ Fachinformation zu Mysildecard, Fachinfo.de, Aufgerufen am 01.07.2024.
- ↑ BR: Viagra soll weiterhin rezeptpflichtig bleiben, 25.1.2022, abgerufen am 05.02.2022
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