Priapismus
von altgriechisch: Πρίαπος ("Priapos") (Sohn von Dionysos und Aphrodite, Gott der Fruchtbarkeit)
Synonym: Dauererektion
Definition
Unter Priapismus versteht man eine schmerzhafte Dauererektion des Penis von mindestens zwei Stunden, die nicht auf eine sexuelle Erregung zurückzuführen ist.
ICD10-Codes
- N48.3: Priapismus
- N48.30: Priapismus vom Low-Flow-Typ
- N48.31: Priapismus vom High-Flow-Typ
- N48.38: Sonstiger Priapismus
- N48.39: Priapismus, nicht näher bezeichnet
Einteilung
Man unterscheidet folgende Formen des Priapismus:
- Low-Flow-Typ: Versagen der physiologischen Detumeszenz führt zu einer Ischämie und zu einer venösen Stase in den Corpora cavernosa
- High-Flow-Typ: vermehrter Zufluss von arteriellem Blut in die Schwellkörper (keine Ischämie)
Ursachen
Der Priapismus kann idiopathisch (30 % d.F.) oder symptomatisch ausgelöst werden. Zu den möglichen Ursachen der symptomatischen (sekundären) Form zählen:
- Medikamente
- PDE-5-Hemmer (Sildenafil, Tadalafil und Vardenafil)
- Psychopharmaka (SSRI, SSNRI)
- Levodopa-Überdosierung
- Drogen
- Toxine
- Gift der brasilianischen Wanderspinne Phoneutria nigriventer
- SKAT (Schwellkörperautoinjektions-Therapie)
- Tumorinfiltration
- Trauma
- Maligne Erkrankungen des blutbildenden Systems
- Chronisch myeloische Leukämie (leukämischer Priapismus)
- Plasmozytom
- Sichelzellanämie
- Thalassämie
- Gerinnungsstörungen
- Multiple Sklerose
- Lues
- Penisvenenthrombose
Diagnostik
Typischerweise ist der Penis erigiert und die Miktion ungestört, da das Corpus spongiosum beim Priapismus nicht betroffen ist. Nach 6 bis 7 Stunden kommt es zur zunehmenden Thrombosierung der Corpora cavernosa.
Therapie
Beim Low-Flow-Priapismus handelt sich es sich um einen urologischen Notfall, der zur Vermeidung von bleibenden Funktionsstörungen (erektile Dysfunktion) innerhalb eines Zeitfensters von spätestens 12 Stunden behandelt werden muss.
Neben einer Analgosedierung wird der Schwellkörper mittels einer großlumigen Venenverweilkanüle punktiert und bis zu 500 ml Blut aspiriert. Weiterhin kann der Priapismus durch Injektion von Adrenalin oder Etilefrin behoben werden. Bei Versagen der konservativen Therapie müssen operativ Shunts angelegt werden (z.B. Winter-, Ebbehoj- oder Al-Ghorab-Shunt). Dabei ist mit einer postoperativen Impotenz in 50 bis 90 % d.F. zu rechnen.
Bei einem High-Flow-Priapismus ist i.d.R. keine Therapie notwendig.
Podcast
Bildquelle
- Bildquelle Podcast: ©Charles Deluvio / Unsplash
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