Reisemedizin - Australien
Englisch: Australia
Definition
Australien ist ein Kontinent sowie der mit 7,7 Mio. Quadratkilometern flächenmäßig sechstgrößte Staat der Erde. Das Reiseland liegt südlich des Äquators und südlich von Papua-Neuguinea. Politisch handelt es sich um eine westlich orientierte, parlamentarische Monarchie (Staat des Commonwelth), das Staatsoberhaupt ist Königin Elisabeth II. Die Hauptstadt Australiens ist Canberra.
Klima
Jahreszeiten: Frühling von September bis November, Hochsommer von Dezember bis Februar, Spätsommer und Herbst von März bis Mai und Winter von Juni bis August.
Australien weist eine Vielfalt an Klimazonen auf, da sich das Land über mehr als 30 Breitengrade ausdehnt. Der Norden ist tropisch, zum Teil auch äquatorial. Hier herrschen ganzjährig Temperaturen zwischen 25°C und 35°C am Tag, die Nächte sind mild und es gibt ausgeprägte Trockenzeiten (Winter) und Regenzeiten (Sommer). Besonders die Küste im Nordosten Queenslands weist außerdem ausgeprägte feucht-tropische Gebiete mit tropischen Regenwäldern auf. Während der Regenzeit kann es im tropischen Norden zu heftigen Monsunschauern, gelegentlich auch zu Zyklonen kommen. Etwa ab Townsville südlich bis etwa nach Brisbane herrscht entlang der Küste subtropisches Klima. Südlich von Brisbane entlang der Küste bis nach Adelaide sowie im Südwesten von West-Australien und auf Tasmanien ist das Klima gemäßigt, mit heißen Sommern und kühlen Wintern, im Juli liegt die Temperatur in Hobart beispielsweise zwischen 4°C und 12°C. Auf dem Weg von der Küste ins Landesinnere liegen zunächst steppenartige Graslandschaften, bevor man die Wüstengebiete des "Roten Zentrums" erreicht. Hier sind die Sommer äußerst heiß (z.T. über 45°C im Schatten), während im Winter die Temperaturen am Tag gemäßigt sind und nachts auch unter den Gefrierpunkt fallen können.
Entlang der Ostküste zieht sich die Great Dividing Range, welche zumeist als Mittelgebirge in Erscheinung tritt, im Süden zum Teil auf über 2.000 Meter aufsteigt und das Klima des westlich davon gelegenen Inlandes maßgeblich beeinflusst.
Besonders in Anbetracht der hohen Temperaturen in einigen Gebieten und zu bestimmten Jahreszeiten ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten, um einer Dehydratation vorzubeugen. Außerdem kann es durch die Hitze zu einer starken Belastung des Herz-Kreislauf-Systems kommen.
UV-Strahlung
Die UV-Strahlung kann in Australien relativ hoch sein. Dabei ist ein Zusammenhang mit dem Ozonloch über der Antarktis nicht eindeutig nachgewiesen, wird aber vermutet. In zu hohen Dosen hat die UV-Strahlung, die zu den ionisierenden Strahlungsformen gehört, schädliche Wirkungen: erhöhtes Risiko für Basalzellkarzinome, beschleunigte Hautalterung sowie akuter Sonnenbrand können die Folgen sein. Direkte Sonnenstrahlung sollte nach Möglichkeit gemieden werden. Beim Aufenthalt im Freien ist gegebenenfalls eine Kopfbedeckung anzuraten. Es sollte auf einen Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor (>50) geachtet werden.
Infektionskrankheiten
- Borreliose: Infektion durch Borrelien, übertragen durch Zecken, kann vorkommen.
- Daintree-Ulkus: durch Mycobacterium ulcerans hervorgerufene Infektion, wird vermutlich durch Stechmücken übertragen. Natürliches Reservoir sind unter anderem Koalas. Symptome sind lokale Ulcera oder Nekrosen. Kommt z.B. gelegentlich im feucht-tropischen Norden vor.
- Dengue-Fieber: tritt in Teilen Queenslands auf. Einsatz von Repellentien und andere Methoden zur Abwehr von Stechmücken (Moskitonetz) bieten Schutz.
- Hepatitis: Hepatitis A und Hepatitis B können auftreten, wobei Typ A durch verunreinigtes Trinkwasser oder Lebensmittel und Typ B meist über den Blutweg übertragen wird.
- Japanische Enzephalitis: tritt nur auf einigen Inseln der Torres-Straße zwischen Australien und Neuguinea auf.
- Malaria: kein Risiko
- Reisediarrhoe: Infektion durch Amöben, Shigella-Arten, Salmonellen oder andere Erreger, z.B. nach Verzehr verunreinigter Lebensmittel, die zu Diarrhoe führt.
- Ross-River-Fieber: durch Stechmücken übertragene Infektion mit dem Ross-River-Virus, die meist akut-fiebrig verläuft, die Prognose ist gut. Tritt v.a. in New South Wales, Tasmanien und Teilen von West-Australien auf.
- Tollwut: wird teilweise durch Fledertiere verbreitet.
Impfempfehlungen
Für Reisen nach Australien werden die Standardimpfungen gemäß aktuellem Impfkalender des Robert-Koch-Institutes für Kinder und Erwachsene empfohlen: vor allem die Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis, gegebenenfalls auch gegen Poliomyelitis, Mumps, Masern, Röteln, Influenza und Pneumokokken. Impfungen gegen Hepatitis A und Hepatitis B werden bei besonderem Risiko empfohlen.
Bei Einreisenden aus einem Gelbfiebergebiet ist der Nachweis über eine Gelbfieberimpfung vorgeschrieben! Für Einreisende aus Deutschland ohne Zwischenaufenthalt in Gelbfiebergebieten sind keinerlei Impfungen vorgeschrieben.
Gifttiere
Australien trägt den Beinamen "Giftiger Kontinent", da neben Bienen und Wespen, welche wohl auch in Australien die meisten tierischen Vergiftungen verursachen, einige der weltweit giftigsten Tiere hier heimisch sind. Die Wahrscheinlichkeit eines Kontaktes ist abhängig von Tierart oder Tierklasse, den Umwelteinflüssen, der Verbreitung der Tiere und der Art und Weise in welcher man sich im Land aufhält. Soweit möglich sollte festes Schuhwerk getragen werden. Tiere sollten aus sicherer Entfernung beobachtet werden. Es sollte niemals der Versuch unternommen werden, sie zu fangen oder ihnen nachzustellen, wenn man nicht genau weiß, um welche Art es sich handelt.
Giftschlangen
Der Kontakt mit Giftschlangen ist für Stadt-Touristen äußerst unwahrscheinlich. Wanderer erblicken durchaus einige Schlangen, die jedoch in der Regel ihr Heil in der Flucht suchen. In die Enge getrieben setzen sich Giftschlangen jedoch durch Einsatz ihres Giftsekretes, welches mittels der Fangzähne injiziert wird, zur Wehr. Sollte es zu einem Biss kommen, ist der Giftbiss einer australischen Giftschlange unter Umständen lebensbedrohlich. Unter den australischen Giftschlangen finden sich einige der weltweit giftigsten Arten: Inland-Taipan, Östliche Braunschlange, Küsten-Taipan, Mulgaschlange, Tigerottern und Todesotter sowie Seeschlangen (allesamt Giftnattern) seien hier erwähnt.
Bissopfer sind schnellstmöglich intensivmedizinischer Überwachung zuzuführen. Als Erste-Hilfe-Maßnahme sollte am gebissenen Gliedmaß ein Kompressionsverband angelegt werden, um die Distribution der Toxine zu verzögern (gilt für alle gefährlichen Giftschlangen Australiens, aber nicht generell für jede Giftschlange im Allgemeinen!). Nach dem Giftbiss durch australische Giftschlangen ist der Einsatz von Antiveninen indiziert, sobald neurotoxische Symptome oder Anzeichen einer Koagulopathie einsetzen. Der Tod tritt in der Regel durch Atemlähmung oder Blutverlust aufgrund starker innerer und äußerer Blutungen ein, unter Umständen auch durch Herz-Kreislauf-Stillstand.
Die Entwicklung gut wirksamer Antivenine und die gute medizinische Infrastruktur in Australien haben dazu geführt, dass hier bei circa 3.000 Giftschlangenbissen im Jahr nur etwa 7 Todesfälle jährlich auftreten.
Spinnentiere
In Australien sind einige Spinnentiere verbreitet, die für Menschen potentiell gefährlich sind. In weiten Teilen des Landes kann man Latrodectus hasselti (Redback spider), eine Art der Schwarzen Witwen, antreffen. In der Region um Sydney ist die Sydney-Trichternetzspinne nicht selten. Sie gilt als eine der weltweit giftigsten Spinnen. Beide produzieren exzitatorische Neurotoxine und für beide Arten stehen wirksame Antisera zur Verfügung, Todesfälle sind bei sachgerechter Behandlung unwahrscheinlich. Das Giftsekret von Lampona-Arten bewirkt eine Nekrotisierung um die Bissstelle. Weitere Gattungen mit toxischen Vertretern sind Hadronyche und Missulena (Mäusespinnen).
Weiterhin werden in Gärten, Wäldern und ariden Gegenden regelmäßig Skorpione angetroffen. Dieses Taxon tritt in Australien mit 6 Gattungen und 29 Arten in Erscheinung, von denen jene im Norden des Kontinents häufig größer werden und auch als giftiger gelten. Allgemein erreichen diese Tiere eine Größe von 2 bis 12 cm. Die häufigsten Arten sind: Urodacus manicatus, Urodacus yaschenkoi, Lychas marmoreus, Cercophonius squama. Ein Stich erweist sich selten als lebensbedrohlich. Symptome sind Schmerz und Entzündungsanzeichen über mehrere Stunden an der Einstichstelle. Als Erste-Hilfe-Maßnahme sollte die Stelle gekühlt werden.
- Siehe auch: Gliederfüßer
Marine Gifttiere
Die häufigsten Vergiftungen durch Meerestiere gehen auf Nesseltiere, insbesondere Quallen wie die Seewespe, zurück. Die Seewespe gilt als eines der giftigsten Tiere überhaupt, das Nesselgift kann binnen Minuten zu massiver Hyperkaliämie aufgrund von Hämolyse und damit einhergehender Asystolie führen. Die Ost- und Nordküste ist vor allem von Oktober bis April betroffen, teilweise treten die Quallen massenweise auf. Auch Anemonen sind Nesseltiere und können Vergiftungen hervorrufen.
Des Weiteren treten Blauringel-Kraken an den Südküsten Australiens und nördlich bis nach Queensland auf. Ihr Giftbiss kann durch Tetrodotoxin (produziert von Bakterien, etwa Pseudomonas- oder Vibrio-Arten, die die Giftdrüse des Kraken besiedeln) zu einer massiven Paralyse mit letaler Atemlähmung führen. Auch oben bereits erwähnte Seeschlangen sind hoch toxisch, ihre Toxine bewirken neben einer Paralyse auch eine Myolyse. Sowohl Vergiftungen durch Seeschlangen, als auch durch Blauringel-Kraken sind äußerst selten. Häufiger treten Steinfischintoxikationen auf. Steinfische besitzen auf dem Rücken einen Giftstachel. Tritt man auf den Fisch, wird das Gift injiziert. Die Vergiftung ist schmerzhaft, aber gewöhnlicherweise nicht tödlich. Nah mit Steinfischen verwandt sind die Skorpionfische, zu denen auch die bekannten Rotfeuerfische zählen. Diese kann man beispielsweise vor der australischen Nordwestküste (Indischer Ozean) antreffen. Ihr Giftstich kann ebenfalls gefährlich und äußerst schmerzhaft sein, ist aber selten lebensbedrohlich.
Giftpflanzen
Circa 1000 Pflanzenarten in Australien sind als potentiell giftig für den Menschen zu betrachten. Noch mehr Arten können zu einer Kontaktdermatitis führen. Man schätzt, dass bis zu 10 Prozent der australischen Pflanzen cyanogene Substanzen bilden (zum Beispiel in Fruchtkernen).
Auf das Vorhandensein von Giftpilzen (u.a. Grüner Knollenblätterpilz, Fliegenpilz) in Australien sei an dieser Stelle ebenfalls hingewiesen, wenngleich diese nicht näher behandelt werden. Freilich gilt die Grundregel, selbst gesammelte Pilze ausschließlich dann zu essen, wenn diese ohne jeden Zweifel als genießbar identifiziert werden können.
Bekannte Giftpflanzen
Die Brechnuss (Strychnos nux-vomica), ein Gehölz im Norden Australiens mit grünen bis orange-roten Früchten, bringt mit den sogenannten "Krähenaugen" äußerst toxische Samen hervor, die sich durch den Gehalt an Strychnin (Glycin-Inhibitor) auszeichnen. Die Intoxikation geht mit Krämpfen und Atemlähmung einher.
Die Australische Kastanie (Castanospermum australe) und besonders ihre reifen, rohen Samen sind durch ihren Gehalt an Saponinen und dem Alkaloid Castanospermin toxisch. Die Aufnahme führt im Tierversuch (Rind/ Kalb, 16,1-16,4 Gramm über 13-16 Tage) zu Störungen des Gastrointestinaltrakts (GIT) mit Hämorrhagien, zum Teil letal.
Der Glanzstrauch (Pimelea ferruginea) aus der Osthälfte des Kontinents und andere Arten der Gattung Pimelea sind giftig und vor allem für Weidevieh gefährlich. Folgen der Intoxikation sind Vasokonstriktion der Blutgefäße in der Lunge (zurückzuführen auf Simplexin) und Störungen des GIT.
Pteridium esculentum und andere Adlerfarn-Arten sind in Australien weit verbreitet in ausreichend feuchten Biotopen. Diese Pflanzen enthalten Ptaquilosid, eine karzinogene Substanz. Adlerfarne wurden in Verbindung gebracht mit dem Auftreten von enzootischer Hämaturie, hämorrhagischen und tumorösen Erscheinungen bei Weidevieh.
Neophyten
Unter Neophyten versteht man Pflanzenarten, welche im Laufe der jüngeren Geschichte in einer Region durch den Menschen eingeführt wurden.
Häufig trifft man Engelstrompeten (Brugmansia sp.) und Stechapfel (Datura sp.), gelegentlich auch Tollkirschen (Atropa bella-donna) an, welche als Gartenpflanzen eingeführt wurden. Durch ihren Gehalt der Tropanalkaloide Atropin, L-Hyoscyamin und L-Scopolamin sind sie ebenfalls potentiell letal. Die Substanzen wirken durch Antagonismus der Muskarinrezeptoren und führen somit zu einer Parasympathikolyse. Es treten unter anderem Tachykardie, Arrhythmien und Mundtrockenheit auf, der Tod tritt in der Regel durch zentrale Atemlähmung ein.
Ebenfalls nicht heimisch ist der südeuropäische Oleander (Nerium oleander), welcher sich durch den Gehalt an Herzglykosiden auszeichnet. Nach peroraler Aufnahme treten zunächst Störungen des Gastrointestinaltraktes auf. Der Tod kann durch Herzstillstand nach vorausgegangenen Herzrhythmusstörungen (z.B. Sinusbradykardie, Kammerflimmern) eintreten.
Kontaktgiftige Pflanzen
Die bekannteste australische Giftpflanze ist wahrscheinlich die Australische Brennessel (Gympie-Gympie, Dendrocnide moroides), deren Verbreitungsgebiet sich in den Regenwaldgebieten des subtropischen und feucht-tropischen Queensland konzentriert. Es handelt sich um einen Strauch oder Baum von teilweise über 5 Metern Höhe. Die Laubblätter sind gestielt, herzförmig und weisen einen gezähnten Blattrand auf. Die gesamte Pflanze trägt im oberirdischen Teil zu Brennhaaren entwickelte Trichome, welche bei Hautkontakt in die menschliche Haut eindringen und dort abbrechen. Dabei geben sie ihren Inhalt (unter anderem Peptide, z.B. Moroidin sowie Histamin, Serotonin, Acetylcholin) in die Haut und das umgebende Gewebe frei. In der Folge kommt es zu Erythembildung, massivem Schmerz (Brennen) und Juckreiz, vorübergehend können sich Quaddeln bilden.
Die Beschwerden können mehrere Tage bis Wochen anhalten. Die Behandlung kann durch Reinigung der betroffenen Hautstelle mit verdünnter Salzsäure (1:10; nur bei sonst intakter Haut) zwecks Denaturierung der Peptide und anschließend mit Wachsstreifen (für Haarentfernung (Waxing) zwecks Entfernung von Brennhaaren aus der Haut erfolgen. Über vereinzelte letale Verläufe wurde berichtet, zumeist treten jedoch nur lokale Symptome auf. Die verwandten Arten Dendrocnide excelsa, Dendrocnide photinophylla und Dendrocnide cordata treten ebenfalls in Australien auf. Besonders Dendrocnide cordata ("Atherton Teblelands Stinger") kann mit Dendrocnide moroides verwechselt werden.
Besonders entlang der Küstengebiete der australischen Tropen und Subtropen findet sich die Mangrovenart Excoecaria agallocha. Als Angehörige der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae) produziert sie einen toxischen Milchsaft. Gelangt dieser auf die Haut, kann es zu Reizungen bis hin zur Blasenbildung kommen. In den Augen kann das Sekret schwere, zum Teil bleibende Schäden verursachen. Eine gelegentlich beobachtete, vorübergehende Blindheit führte zu der Trivialbezeichnung "Blendbaum" (engl. "blind-your-eye-mangrove"). Nach peroraler Aufnahme können Verätzungen im oberen Gastrointestinaltrakt (GIT) und allgemeine Störungen des GIT auftreten. Ähnliches gilt für zahlreiche weitere Arten der Familie der Wolfsmilchgewächse, die in Australien vorkommen.
Referenzen
- Australian Geographic: Factsheet Gympie-Gympie: Dendrocnide moroides
- Australian Museum: Scorpions
- Habermehl: Venomous animals and their toxins, Springer Verlag (Berlin, Heidelberg, New York), 1981.