Japanische Enzephalitis
Synonym: Encephalitis japonica, Japan-B-Enzephalitis
Japanisch: nihon nooen
Abkürzung: JE
Englisch: Japanese encephalitis
Definition
Erreger
Die Japanische Enzephalitis wird durch das Japanische-Enzephalitis-Virus ausgelöst, das wie der Erreger des Gelbfiebers zu den Flaviviridae gehört. Es existieren mehrere Subtypen des Virus, bisher konnten u.a. die Varianten Nakayama und JaGar-01 identifiziert werden.
Infektion
Die Japanische Enzephalitis ist eigentlich eine Zoonose - das Erregerreservoir bilden vor allem wildlebende Vögel (unter anderem Reiher), aber auch Reptilien und Fledermäuse. Zwischenwirte für die Infektion des Menschen sind häufig Haustiere (Schweine, Pferde). Als Vektoren dienen Mücken der Gattungen Culex und Aedes, die die Erreger über Stiche weitergeben. Zu den wichtigsten Überträgern zählen Culex tritaeniorhynchus, C. fuscocephala und C. annulus.
Infektionsrisiko
Das Infektionsrisiko für Touristen ist vergleichsweise gering. Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht in den Endemiegebieten (Südoastasien, Indien, Korea, Japan, China, West-Pazifik, Nordaustralien) vor allem auf dem Land, vorzugsweise am Ende der Regenzeit. Nur ein Teil der Mücken sind Virusträger. Die Durchseuchungsrate ist regional unterschiedlich und wird bei den übertragungsfähigen Gattungen mit 1:100 bis 1:300 angeben. Das Risiko steigt damit proportional zur Zahl der Stiche.
Epidemiologie
Die Japanische Enzephalitis ist in Asien weit verbreitet. In Japan selbst tauchen - bedingt durch die systematische Durchimpfung von Haustieren - nur noch wenige Fälle auf. Hauptsächlich betroffen sind China, Indien, Sri Lanka, Myanmar (Burma), Nepal, Vietnam, die Philippinen und das nördliche Thailand. Jährlich werden weltweit 35.000 bis 50.000 Fälle mit mehr als 10.000 Toten registriert, wobei die tatsächliche Anzahl der Erkrankungen deutlich höher liegen dürfte.
Die Erkrankung hinterlässt eine lebenslange Immunität.
Symptomatik
In den meisten Fällen verläuft die Infektion mild oder sogar asymptomatisch. Bei schwererem Verlauf stellt sich nach einer Inkubationszeit von 5-15 Tagen ein Grippe-ähnliches Krankheitsbild mit Fieber, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen ein.
Befällt das Virus das ZNS, entwickelt sich eine Enzephalitis mit Bewusstseinstrübung, Krampfanfällen, Reflexstörungen, Paresen und Meningitiszeichen, die in ca. 20% der Fälle tödlich enden kann. Bei rund der Hälfte der Erkrankten bleiben dauerhafte neurologische Ausfälle zurück.
Diagnostik
Bei entsprechender Exposition kann die Verdachtsdiagnose aus dem klinischen Bild gestellt werden. Die weiterführende Diagnostik umfasst:
- Blutbild: Leukozytose
- CT oder MRI
- Liquoruntersuchung: lymphozytäre Pleozytose bei normalem Glucosespiegel
- Serologischer Antikörpernachweis (ELISA, IF, HHT, KBR)
- ggf. direkter Virusnachweis aus Liquor mittels PCR
Differentialdiagnosen
- Zerebrale Malaria
- Bakterielle Meningitis
- Reye-Syndrom
Prophylaxe
Basismassnahme ist die Vermeidung von Stichen. Touristen sollten sich mit Repellents, Insektennetzen und langärmeliger Kleidung schützen.
Bei längerem Aufenthalt in Endemiegebieten empfiehlt sich eine Schutzimpfung gegen JE, insbesondere bei:
- Reisen in aktuelle Ausbruchsgebiete
- Langzeitaufenthalten (> 4 Wochen)
- wiederholten Kurzzeitaufenthalten
- voraussehbarem Aufenthalt in der Nähe von Reisfeldern und Schweinezucht
Weiterhin wird die Impfung Laborpersonal empfohlen, das gezielt mit vermehrungsfähigen Wildtypstämmen arbeitet.
Ein Totimpfstoff für Erwachsene ist in Deutschland unter dem Namen Ixiaro® zugelassen. Er enthält inaktivierte JE-Viren vom Genotyp III für die aktive Immunisierung. Die Grundimmunisierung besteht aus zwei Dosen, die im Abstand von vier Wochen intramuskulär in den Oberarm injiziert werden. Alternative Impfstoffe für Kinder ohne Zulassung in Deutschland (z.B. Green Cross) sind über internationale Apotheken erhältlich. Zur Dauer der Schutzwirkung liegen noch keine Daten vor. Bei einem fortgesetzten Expositionsrisiko wird die 1. Auffrischimpfung 12 – 24 Monate nach der Grundimmunisierung verabreicht, eine 2. Auffrischimpfung erfolgt bei weiterhin bestehender Indikation 10 Jahre nach der 1. Auffrischung.
Therapie
Da derzeit (2018) keine wirksamen Virustatika gegen JE verfügbar sind, ist die Therapie rein symptomatisch und beschränkt sich auf Schadensbegrenzung. Sie umfasst u.a. die Kontrolle des Flüssigkeitshaushalts, die Verhinderung von Sekundärinfektionen und gegebenenfalls die künstliche Beatmung.
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