Küsten-Taipan
Synonyme: Taipan
Zoologische Bezeichnung: Oxyuranus scutellatus
Englisch: Coastal taipan
Definition
Der Küsten-Taipan ist eine Giftschlange aus der Familie der Giftnattern und zählt zur Gattung der Taipane (Oxyuranus).
Biologie
Die Schlange hat einen schlanken Körperbau und erreicht eine Gesamtlänge von 150 bis 240 cm. Der schlanke Kopf setzt sich leicht vom Hals ab. Die Augen weisen eine runde Pupille auf. Es sind zwei Hinteraugenschilder (Präokulare) und sechs Oberlippenschilde (Supralabiale), von denen der dritte und vierte Schild an den Unterrand des Auges stoßen, vorhanden. Den Bauch bedecken 220 bis 250 Bauchschilde (Ventrale), die Schwanzunterseite 45 bis 80 geteilte Schwanzschilde (Subcaudalia). Der Afterschild (Anale) ist ungeteilt (im Gegensatz zur Mulgaschlange (Pseudechis australis). Um die Körpermitte liegen 21 bis 23 Reihen schwach gekielter Körperschuppen. In Australien sind adulte Küsten-Taipane oberseits zumeist einfarbig hell- bis dunkelbraun, zum Teil fast schwarz, gefärbt, während die Tiere auf Neuguinea stahlblau, dunkelbraun oder schwarz sind und häufig einen rötlichen Längsstreifen entlang des Rückens aufweisen. Die Bauchseite ist cremefarben und oft orangefarben gefleckt.
Giftapparat
Der Giftapparat im Allgemeinen ist typisch für alle Vertreter der Giftnattern:
- Giftdrüse: (evolutionsbiologisch betrachtet eine umgebildete Speicheldrüse), seitlich beiderseits des Schädels gelegen, von Muskeln umgeben.
- Giftkanal, welcher Giftdrüse und Giftzähne verbindet.
- Giftzähne (Fangzähne): beiderseits im vorderen Oberkiefer befindlich. Sie sitzen fest, sind nicht beweglich und besitzen einen Giftkanal, über welchen das Gift im Falle eines Bisses injiziert wird. Der Küsten-Taipan weist für Giftnattern außerordendlich große Giftzähne auf, die bei großen Exemplaren annähernd 2 cm groß sein können.
Lebensweise
Der Küsten-Taipan kann tag- und nachtaktiv sein, in der sommerlichen Hitze des Tages wird jedoch die Dämmerung und Nacht bevorzugt. Das Tier ist bodenbewohnend und sehr scheu. Nähert sich ein Mensch, ergreift das Tier zügig die Flucht. Treibt man es jedoch in die Enge, legt es ein aggressives Abwehrverhalten an den Tag, in dessen Zug es mehrfach zubeißen kann. Ergreift man die Schlange am Schwanz, windet sie sich unter Umständen blitzschnell nach oben. Die Beute wird von Kleinsäugern und Vögeln dargestellt. Die Fortpflanzung erfolgt durch Oviparie (eierlegend), wobei ein Gelege bis zu 20 Eier umfassen kann.
Verbreitung und Unterarten
Der Küsten-Taipan tritt in zwei Unterarten in Erscheinung. Der Neuguinea-Taipan (Oxyuranus scutellatus canni) kommt in Teilen Neuguineas vor, während der Östliche Taipan (Oxyuranus scutellatus scutellatus) in Australien im nördlichsten West-Australien, im Norden des Nord-Territoriums sowie entlang der gesamten Ostküste von Queensland verbreitet ist. Es werden Savannenlandschaften, Felder, Zuckerrohrplantagen sowie teilweise auch lichte Wälder und die Ränder von Regenwäldern besiedelt.
Toxikologie
Das Giftsekret des Küsten-Taipans weist äußerst potente Neurotoxine und Koagulantien auf und schädigt außerdem Muskelgewebe und beeinflusst die Herzfunktion. Der Tod kann zügig durch periphere Atemlähmung, Hämorrhagien und/ oder Herz-Kreislauf-Stillstand respektive Schock eintreten. Die mittlere Letaldosis liegt nach Meier & White (1995) bei 0.099 mg/ kg (subcutan, Maus). Unbehandelt liegt die Letalität bei über 80 Prozent. Es sind vor allem folgende Komponenten enthalten:
- Neurotoxine: Präsynaptische Neurotoxine wie z.B. Taipoxin reduzieren die Freisetzung von Acetylcholin in den synaptischen Spalt. Postsynaptische Neurotoxine wirken als Antagonisten an nikotinergen Acetylcholin-Rezeptoren. In beiden Fällen kommt es zu neurologischen Symptomen wie Ptosis und andere Lähmungen (v. a. Extremitäten, Nackenmuskulatur, Schluckmuskeln) sowie einer letalen, peripheren Atemlähmung.
- Prokoagulantien: Faktor Xa-Analoga, die Prothrombin in Thrombin umwandeln und eine Verbrauchskoagulopathie herbeiführen.
- Myotoxine: Peptide auf Basis von Phospholipase A2 (z.B. Taipoxin), die eine Schädigung von Muskelzellen bewirken.
- Kardiotoxine: Beeinflussung der Herzfunktion; zumeist nicht relevant für das Vergiftungsbild.
Symptome nach Giftbiss
Der Biss verursacht keine oder nur geringfügig ausgeprägte Lokalsymptome, was nicht über die Fatalität der Intoxikation hinwegtäuschen darf. Es können unspezifische Symptome wie Übelkeit und Emesis, Kopfschmerz, Abdominalschmerz, Diarrhoe, Schwindel und Krämpfe auftreten. Hypotonie und Kollaps sind möglich. Des Weiteren kommen Muskelschmerzen durch Myolyse, Koagulopathie, Blutungen und ggf. sekundäre Nierenschädigungen vor. Die neurotoxische Komponente bewirkt eine Parese, die sich zu Beginn durch Ptosis bemerkbar macht und bis hin zur Paralyse und letalen Atemlähmung führen kann.
Therapie des Giftbisses
So schnell wie möglich einen Notarzt alarmieren und ein geeignetes Antivenin applizieren! Das Bissopfer muss Ruhe bewahren. Durch einen Kompressionsverband ist die gebissene Extremität zu fixieren und ruhig zu stellen. Die Möglichkeit der künstlichen Beatmung ist sicherzustellen und die Gerinnungswerte sind zu überwachen. Zwecks Nierenschutz sollte eine Infusion mit 0,9%iger Kochsalzlösung angelegt werden. Blutverlust kann Bluttransfusionen erforderlich machen. Unter Umständen kann mit Neostigmin gegen die neurotoxischen Symptome vorgegangen werden.
Da neben postsynaptischen Neurotoxinen auch präsynaptisch wirksame Substanzen vorhanden sind, können die neurotoxischen Anzeichen einige Wochen lang anhalten und somit mehrwöchige künstliche Beatmung erforderlich machen.
Antivenine
Es existieren wirksame Antivenine (Antisera, Gegengifte), die nach einem Biss durch den Küsten-Taipan verabreicht werden können, um die Toxine der Schlange zu neutralisieren:
- Taipan Antivenom - Produzent: CSL Limited
- Polyvalent Snake Antivenom (Australia - New Guinea) - Produzent: CSL Limited
Literatur
- Trutnau: Schlangen im Terrarium Bd. 2: Giftschlangen. Verlag Ulmer, Stuttgart 1998.
Weblinks
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