Strychnin
Definition
Strychnin ist ein giftiges, basisches Alkaloid, das aus dem Samen der Brechnuss (Strychnos nux vomica) und anderen Strychnosgewächsen sowie der Ignatius-Bohne Ignatia amara gewonnen werden kann. Es zählt zu den bittersten bekannten Substanzen.
Geschichte
Erstmalig wurde Strychnin 1818 durch die französischen Apotheker Pierre Joseph Pelletier und Joseph Bienaimé Caventou isoliert. Seine chemische Struktur wurde erst 1946 von Sir Robert Robinson aufgeklärt. 1954 gelang schließlich Robert Burns Woodward die chemische Synthese des Strychnins. Robinson und Woodward wurden unter anderem für diese Leistungen mit dem Nobelpreis geehrt (1947 und 1965).
Aggregatszustand
Reines Strychnin erscheint als geruchloses, aber stark bitter schmeckendes, weißes, kristallines Pulver.
Chemie
Die Summenformel von Strychnin lautet C21H22N2O2, die molare Masse liegt bei 334,42 g/mol, die Dichte beträgt 1,36 g/cm. Der Schmelzpunkt liegt bei 268 °C, der Siedepunkt bei 270 °C. Die Substanz ist schlecht in Wasser und gut in Alkoholen, Chloroform und Benzol löslich.
Vergiftung
Wirkmechanismus
Strychnin wirkt im zentralen Nervensystem, genauer im Rückenmark, als kompetitiver Antagonist des inhibitorischen Neurotransmitters Glycin am Glycin-Rezeptor, einem inhibitorischen Chloridkanal. Hierdurch unterdrückt es die Aktivität inhibitorischer Neuronen und führt zu tonischen Kontraktionen und Spasmen der Skelettmuskulatur. Diese können durch taktile oder akustische Reize getriggert werden. Durch die tonische Kontraktion wird bei der Muskelschädigung vermehrt Myoglobin freigesetzt. Durch die konsekutive Myoglobinurie kann ein akutes Nierenversagen entstehen. Der Tod tritt meistens im Rahmen einer spasmusbedingten Atemlähmung und/oder durch die auftretende Hyperthermie ein. Die LD50 liegt bei etwa 0.5-1 mg/kg Körpergewicht. Für einen Menschen sind somit Dosen von 30–120 mg Strychnin peroral oder über die Schleimhaut aufgenommen tödlich, intravenös oder subkutan appliziert können bereits Dosen unter 15mg zum Tode führen.
Symptome
Alleine der bittere Geschmack von Strychnin kann bereits Erbrechen provozieren. Weitere Symptome sind:
- Leichte bis sehr schwere Streckkrämpfe der Muskeln bei hohen Dosen
- Muskelzittern und Muskelzucken
- Dyspnoe mit konsekutiver Zyanose
- Unruhe
- Inkoordination
- Fieber
- Schweissausbruch
Therapie
Bei auftretenden Muskelkrämpfen können Benzodiazepine (Diazepam, Midazolam) sowie Barbiturate verabreicht werden. Erst nach Unterdrückung der gesteigerten Reflexerregbarkeit können eine Magenspülung sowie Dekontamination mit Aktivkohle versucht werden.
Verwendung
Früher wurde Strychnin als Rattengift verwendet, wodurch es zu Intoxikationsunfällen bei Menschen kam. Heute spielt es eine geringe Rolle als Analeptikum sowie als homöopathisches Heilmittel.
Strychnin wird außerdem zum Strecken von Heroin verwendet, um die durch das Rauchen des Heroins ausgelöste Atemdepression abzumildern und so eine höhere Dosierung zu ermöglichen. Die Einnahme von Strychnin als Rauschmittel führt bei einer Dosierung zwischen 0,5 und 5 mg zu starker Erregung und Euphorie. Bei der Einnahme von Strychnin kann es zu lebensbedrohlichen Vergiftungen kommen.
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