Heroin
Synonyme: Diacetylmorphin, Diamorphin, DAM
Englisch: heroin
Definition
Heroin wird halbsynthetisch aus Morphin und Essigsäureanhydrid (Acetanhydrid) oder Acetylchlorid hergestellt. Es ist ein stark analgetisches Opioid mit einem sehr hohen Abhängigkeitspotential.
Pharmakodynamik
Heroin hat, ähnlich wie Morphin, eine euphorisierende und analgetische Wirkung. Heroinkonsum hat negative Auswirkungen auf den Schlaf und kann zu Obstipation durch seine Wirkung an µ2-Rezeptoren im Gastrointestinaltrakt führen. Für Opioide gilt generell, dass sie bei bestimmungsgemäßem Gebrauch nicht zu Organschädigungen (z.B. Nieren-, Leber- oder Knochenmarkschädigungen) führen.
Indirekte Gesundheitsschäden entstehen durch die rasche Entwicklung körperlicher und psychischer Abhängigkeit, die in Folge zu achtlosem Umgang mit dem eigenen Körper, Infektionen durch Teilen von Fixbesteck (HIV, Hepatitis), sozialem Abstieg, Verwahrlosung, Beschaffungskriminalität, etc. führt. Insbesondere Mischkonsum ist gefährlich. Ein Entzug ist nicht lebensgefährlich, aber sehr unangenehm, was den Ausstieg aus der Szene erschwert.
Pharmakokinetik
Heroin ist lipophiler als Morphin und gelangt dadurch rascher ins Gehirn, was zu einem schnellerem und stärkeren Wirkeintritt, dem so gennanten Kick, führt. Die Dosistoleranz steigt bei täglichem Konsum rapide an, so dass bei täglichem Konsum für gleichbleibenden Effekt die Menge um das 1,5-2-fache gesteigert werden muss.
Es wirkt je nach Applikationsform mit einer Halbwertszeit von vier bis sechs Stunden und ist für die Organe des menschlichen Körpers nicht toxisch. Weitere Wirkungen auf den ungewöhnten Körper sind die emetische und atemdepressive Wirkung und Obstipation, welche auch bei längerem Konsum nicht wieder abklingen muss. Bei einer Überdosierung ist hauptsächlich eine Atemdepression gefährlich. Insbesondere bei Polytoxikomanie, bei zusätzlichem Konsum von Substanzen wie Alkohol, Benzodiazepine oder Barbituraten, kommt es häufig zum Atemstillstand mit Todesfolge ("Goldener Schuss").
Anwendung
Heroin wird unter der Bezeichnung "Diamorphin" unter sehr strengen Anforderungen als Last-Line-Therapeutikum für die Substitutionstherapie angewendet. Der Wirkstoff darf nicht von Apotheken bestellt, an Lager gehalten oder abgegeben werden. Es wird direkt vom Hersteller an qualifizierte Substitutionsambulanzen geliefert. Die Voraussetzungen für eine Substitution mit Diamorphin sind:
- seit mind. 5 Jahren abhängig mit i.v.-Missbrauch
- 2 erfolglose Behandlungen
- Patient ist mind. 23 Jahre alt
- Substitutionsambulanz hat Erlaubnis der Landesbehörde
Antagonist
Applikationswege
- intravenös: höchste Bioverfügbarkeit; schnellste Toleranzentwicklung; Gefahr der Infektion, Vernarbung, Thrombose, Abszessbildung.
- intranasal: hohe Bioverfügbarkeit; Gefahr der Überdosierung, Verätzung/Verletzung der Nasenscheidewand (keine Regeneration bei toxischen Schäden der Nasenschleimhaut), Infektionen durch Teilen der Snief-Röhrchen.
- Inhalation: mittlere Bioverfügbarkeit, umgeht aber den first-pass-effekt; geringstes Risiko der Überdosierung; löst vermutlich unspezifische Veränderungen der weißen Hirnsubstanz aus, man vermutet, dass Streckstoffe, die erhitzt werden ursächlich hierfür sein könnten.
Labormedizin
Heroin und seine Metaboliten können im Urin, Speichel oder Haar nachgewiesen werden. Der Nachweis im Serum gelingt nur selten und ist daher ungeeignet.
Material
Für die Untersuchung werden 10 ml Urin, 1 ml Speichel oder eine Haarprobe benötigt.
Hinweise
Da die Plasmahalbwertszeit von Diamorphin bzw. Heroin nur wenige Minuten beträgt, kann es in der Regel nicht direkt nachgewiesen werden. Als charakteristischer Metabolit wird 6-Monoacetylmorphin (6-MAM) herangezogen, welcher länger in Körperflüssigkeiten nachweisbar ist und kein Metabolit von Morphin, Codein und anderen Opiaten ist. 6-MAM ist daher hoch spezifisch für den Gebrauch von Morphin bzw. Diamorphin.
Eine Unterscheidung zwischen einer Substitutionstherapie mit Diamorphin und der Einnahme von (illegalem) Heroin erfordert den Nachweis von Straßenheroin-Markern (im Sinne von Verunreinigungen), wie beispielsweise Acetylcodein und Papaverin. Es sollte daher eine separate Bestimmung dieser Stoffe erfolgen.
Literatur
- Laborlexikon.de; abgerufen am 17.03.2021