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Polytoxikomanie

1. Definition

Unter einer Polytoxikomanie versteht man den gleichzeitigen Konsum von verschiedenen psychotrop wirkenden Substanzen über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten.

2. Epidemiologie

Genaue Prävalenzen für die Polytoxikomanie sind nicht bekannt. Es wird davon ausgegangen, dass jeder 100. Mensch illegale Drogen konsumiert oder von einer Substanz abhängig ist. Von den mehr als zweitausend Menschen, die jedes Jahr in Deutschland durch den Gebrauch illegaler Substanzen sterben, sind wahrscheinlich sehr viele von einer Polytoxikomanie betroffen.

3. Ätiopathogenese

Die Ätiopathogenese der Polytoxikomanie ist äußerst komplex und bis heute nicht endgültig geklärt. Es wird davon ausgegangen, dass soziale, psychische und biologische Faktoren die Neigung eines Menschen zu psychotropen Substanzen beeinflussen.

4. Klinik

Die Klinik ist von der Art der konsumierten Substanzen abhängig. In der Regel bestehen Rauschzustände und ein Realitätsverlust. Im Laufe der Zeit erfolgt eine Schädigung der inneren Organe (z.B. der Leber, des Gehirns und des Herzens).

5. Komplikationen

Bei Patienten mit Polytoxikomanie besteht ein erhöhtes Risiko für einen Suizid. Psychiatrische Erkrankungen sind häufig gleichzeitig vorhanden.

Meistens bestehen mehr oder weniger schwere Erkrankungen der inneren Organe und des Immunsystems. Dazu gehören z.B. eine Hepatitis, eine Endokarditis oder auch die Infektion mit HIV.

Die Polytoxikomanie führt häufig zum sozialen Abstieg und zur Arbeitslosigkeit.

6. Differenzialdiagnose

Psychotische und affektive Störungen, die sekundär zu einem Drogenabusus geführt haben könnten, sollten bedacht und ausgeschlossen werden.

7. Diagnostik

Anamnese und klinische Untersuchung weisen auf eine Polytoxikomanie hin. Um begleitende psychiatrische Erkrankungen auszuschließen, sollte ein psychopathologischer Befund erhoben werden. Zusätzlich können Screening-Fragebögen verwendet werden. Im Blut oder im Urin lassen sich die meisten psychotropen Substanzen nachweisen.

8. Therapie

Die Therapie besteht aus einer Entgiftung und einer Entwöhnung. Diese erfolgen im Rahmen von multimodalen Therapiekonzepten. Im Rahmen der Suchttherapie werden stufenweise Therapieziele definiert, wobei die Sicherung des Überlebens das grundlegendste Ziel und die dauerhafte Abstinenz das letzte Ziel sind. Charakteristisch für die Suchttherapie ist, dass im Laufe der Therapie die Ziele geändert und an die jeweilige Situation angepasst werden. [1]

9. Prognose

Eine dauerhafte Abstinenz lässt sich nur bei wenigen Patienten erreichen. Die Lebenserwartung der betroffenen Patienten ist eingeschränkt. Substitutionsprogramme (z.B. mit Methadon) helfen in einigen Fällen, viele Patienten nehmen jedoch zusätzlich noch Drogen ein. Selbst wenn die betroffenen Patienten für einen gewissen Zeitraum abstinent sind, werden viele im Laufe der Zeit rückfällig.

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Astrid Högemann
Arzt | Ärztin
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25.12.2009, 08:49
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