Suchttherapie
Synonym: Drogentherapie
Definition
Unter Suchttherapie versteht man die Behandlung von Suchterkrankungen, im engeren Sinn von stoffgebundenen Suchterkrankungen.
Hintergrund
Bei abruptem Absetzen von Drogen kommt es zu physischen und/oder psychischen Entzugserscheinungen. Sie können teilweise mit medikamentösen, teilweise mit psychotherapeutischen Maßnahmen, vor allem verhaltenstherapeutisch orientierten Psychotherapieverfahren, gelindert werden. Man spricht von kaltem Entzug, wenn eine Substanzkarenz ohne medikamentöse Unterstützung umgesetzt wird.
Formen der Suchttherapie
Alkoholentzug
Im Rahmen eines stationären Aufenthaltes wird unterschieden zwischen Detoxikation (ugs. "Ausnüchtern") unter medizinischer Beobachtung und qualifizierter Entzugsbehandlung mit Behandlungszeiträumen zwischen sieben Tagen und mehreren Wochen. Beide Therapieregimes können sowohl in psychiatrischen Fachkliniken, als auch in somatischen Häusern erfolgen, beispielsweise im internistischen Setting.
Im klinischen Alltag erfolgt in der Anfangsphase die bedarfsgerechte Gabe von Clomethiazol oder Benzodiazepinen (z.B. Oxazepam) unter engmaschiger Messung der Vitalparameter und antikonvulsiver Prophylaxe (Levetiracetam, Oxcarbazepin). Die Therapiedauer richtet sich hierbei nach Menge und Zeitraum des vorherigen Konsums. Im Durchschnitt beträgt sie zwischen zwei und vier Tagen.
Neben der medikamentösen Behandlung sind soziotherapeutische Aspekte und Schnittstellenarbeit maßgeblich für den Therapieerfolg. Soziales Kompetenztraining, Erlernen und Aufbau von Tagesstrukturen, Sport- und Bewegungstherapie, ergotherapeutische Betreuung, Kunst- oder Musiktherapie, gezielte Belastungserprobungen und spezialisierte Therapieverfahren, wie etwa der Community Reinforcement Approach (CRA) sind mögliche Anteile der voll- oder teilstationären Behandlung.
An eine Entzugsbehandlung, die von der Krankenversicherung getragen wird, kann nach entsprechender Beantragung bei der Rentenversicherung eine Entwöhnungsbehandlung ("Langzeittherapie") in spezialisierten Fachkliniken anschließen.
Es existieren Medikamente, um die langfristige Abstinenz zu unterstützen, dazu gehören etwa Anti-craving-Substanzen (z.B. Acamprosat, Disulfiram u.a.).
siehe auch: Alkoholentzug
Opiatentzug
Bei der Opiatabhängigkeit kommen verschiedene Substitutionsmittel für den Komplettentzug oder eine langfristige Substitutionstherapie zum Einsatz:
- L-Methadon
- L-Polamidon
- Buprenorphin
- Diamorphin
- retardiertes Morphin (seit 2015 in Deutschland)
Die Entzugsbehandlung, wie auch die Neueinstellung, erfolgt zumeist vollstationär im spezialisierten Setting. Umfassende Psychoedukation, die maximale Minderung von Beikonsum und regelmäßige Drogenscreenings im Urin sind Bestandteil der Behandlung.
siehe auch: Opiatenzug
Cannabisentzug
Beim Cannabisentzug liegt der Schwerpunkt nicht im medikamentösen Bereich. Umfassende Psychotherapie, das Erfahren und Erproben alternativer Verhaltensweise und die Korrektur dysfunktionaler Verhaltensmuster bilden hier die Therapiegrundlage. Ein breites Therapieangebot im Bereich Sport und Gestaltung kann die Sozialkompetenz und Ausdrucksfähigkeit der oft jungen Patienten unterstützen und Ressourcen aktivieren.
Zur Linderung von Entzugssymptomen wie psychomotorische Anspannung, Unruhe und Schlafstörungen können hier bedarfsweise niederpotente Neuroleptika oder Phytopharmaka (Passiflora, Nux vomica) genutzt werden.
GBL-Entzug
Die Suchttherapie bei Abhängigkeit von γ-Butyrolacton (GBL) basiert auf Substituten wie 4-Hydroxybuttersäure oder Benzodiazepinen. Der Entzug ähnelt dem Alkoholentzug, seine Dauer ist jedoch kürzer. Es besteht ein sehr hohes Delirrisiko, eine antipsychotische Medikation ist zu erwägen.
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