Inland-Taipan
Synonyme: Schreckensotter, Zornschlange, Inlandtaipan, Westlicher Taipan
Zoologische Bezeichnung: Oxyuranus microlepidotus
Englisch: Inland Taipan, Western Taipan, Small-scaled snake, Fierce snake
Definition
Der Inland-Taipan ist eine in Australien heimische Giftschlange aus der Familie der Giftnattern (Elapidae). Er gilt als weltweit giftigste Schlange.
Merkmale
Es handelt sich um eine schlanke, dennoch kräftige Giftnatter, die eine Gesamtlänge von bis zu 2,5 Metern erreichen kann. Die durchschnittliche Länge der Schlange beträgt rund 1,8 m. Der Kopf ist länglich und wirkt rechteckig. Der Inland-Taipan weist 6 Oberlippenschilder auf, wobei das dritte und vierte an den Augenunterrand stoßen. Die Bauchseite bedecken zwischen 211 und 250 Bauchschilde, die Zahl der Schilder an der Schwanzunterseite schwankt zwischen 52 und 70. Um die Körpermitte liegen 23 Reihen nicht gekielter Schuppen. Das Analschild ist ungeteilt. Die Grundfärbung des Körpers ist hell- bis dunkelbraun. Der Körper ist von dunkleren Flecken gezeichnet. Kopf und Halsregion sind dunkler gefärbt, teilweise sogar schwarz.
Giftapparat
Der Giftapparat im Allgemeinen ist typisch für alle Vertreter der Giftnattern:
- Giftdrüse: (evolutionsbiologisch betrachtet eine umgebildete Speicheldrüse), seitlich beiderseits des Schädels gelegen, von Muskeln umgeben.
- Giftkanal, welcher Giftdrüse und Giftzähne verbindet.
- Giftzähne (Fangzähne): bis 6,2 mm groß, beiderseits im vorderen Oberkiefer befindlich. Sie sitzen fest, sind nicht beweglich und besitzen einen Giftkanal, über welchen das Gift im Falle eines Bisses injiziert wird.
Vorkommen
Das Vorkommen beschränkt sich auf Trockengebiete im Inland von Australien (Queensland, New South Wales, nördliches Südaustralien).
Epidemiologie
Der Inland-Taipan führt eine recht scheue Lebensweise in Gegenden, wo es wenig menschliche Siedlungen gibt. Daher trifft er selten auf Menschen. Bissunfälle mit frei lebenden Inland-Taipanen sind kaum dokumentiert und betrafen vor allem Biologen, die mit den Tieren gearbeitet haben. Gesicherte Todesfälle sind kaum dokumentiert, vor allem aufgrund gut wirksamer Antivenine.
Toxikologie
Bei einem Biss sondert der Inland-Taipan bis zu 110 mg Giftsekret (Schlangengift) ab. Die mittlere Letaldosis liegt nach Angaben von Meier & White (1995) bei 0,025 mg je kg Körpergewicht, bezogen auf die Maus. Es sind vor allem folgende Komponenten enthalten:
- Neurotoxine: Präsynaptische Neurotoxine wie z.B. Taipoxin reduzieren die Freisetzung von Acetylcholin in den synaptischen Spalt. Postsynaptische Neurotoxine wie Oxylepitoxin-1, Short neurotoxin 3FTx-Oxy3 oder Long neurotoxin 3FTx-Oxy1 wirken als Antagonisten an nikotinergen Acetylcholin-Rezeptoren. In beiden Fällen kommt es zu neurologischen Symptomen wie Ptosis und andere Lähmungen (v. a. Extremitäten, Nackenmuskulatur, Schluckmuskeln) sowie einer letalen, peripheren Atemlähmung.
- Prokoagulantien: Faktor Xa-Analoga, die Prothrombin in Thrombin umwandeln und ggf. eine Verbrauchskoagulopathie herbeiführen.
- Myotoxine: Peptide auf Basis von Phospholipase A2 (z.B. Taipoxin), die eine Schädigung von Muskelzellen bewirken.
- Cardiotoxine: Beeinflussung der Herzfunktion.
Therapie des Giftbisses
Das Bissopfer muss Ruhe bewahren. Durch einen Kompressionsverband ist die gebissene Extremität zu fixieren und ruhig zu stellen. Nach telefonischer Benachrichtigung des Notarztes ist der Betroffene schnellstmöglich liegend in ein Krankenhaus zu transportieren. Die Möglichkeit der künstlichen Beatmung ist sicherzustellen und die Gerinnungswerte sind zu überwachen. Zwecks Nierenschutz sollte eine Infusion mit 0,9%iger Kochsalzlösung angelegt werden. Unter Umständen kann mit Neostigmin gegen die neurotoxischen Symptome vorgegangen werden.
Antivenine
Es existieren wirksame Antivenine (Antisera, Gegengifte), die nach einem Biss durch den Inland-Taipan verabreicht werden können, um die Toxine der Schlange zu neutralisieren:
- Taipan Antivenom - Produzent: CSL Limited
- Polyvalent Snake Antivenom (Australia - New Guinea) - Produzent: CSL Limited
Literatur
- Trutnau: Schlangen im Terrarium Bd. 2: Giftschlangen. Verlag Ulmer, Stuttgart 1998.