Tacrolimus
Synonym: FK506
Handelsnamen: Envarsus®, Prograf®, Advagraf®
Definition
Tacrolimus ist ein zur Gruppe der Makrolide gehöriges Molekül, das zuerst aus Streptomyces tsukubaensis isoliert wurde und eine starke immunsuppressive Wirkung zeigt.
Nomenklatur
Der Name leitet sich von "tsukubaensis macrolide immunsuppresivum" ab.
Chemie
Tacrolimus hat als Monohydrat die Summenformel C44H69NO12·H2O.
Wirkmechanismus
Die kompletten Abläufe innerhalb von Immun- und anderen Körperzellen nach Exposition gegenüber Tacrolimus sind bei weitem nicht vollständig verstanden.
Das Molekül ist in der Lage, an verschiedene intrazelluläre Proteine zu binden, die man demnach als Immunophiline bezeichnet. Die bekanntesten sind die Chaperon-Proteine der FKBP-Gruppe (FK506 binding proteins) sowie die Serin-Threonin-Phosphatase Calcineurin. Im weiteren Verlauf kommt es innerhalb von T-Zelle zu einer Blockade von Signaltransduktionsvorgängen und einer verminderten Transkription verschiedener Proteine, vor allem von Immunmediatoren wie Interleukin 2 und 3.
Indikationen
Tacrolimus wird vor allem zur Verhinderung von Abstoßungsreaktionen nach Organtransplantationen eingesetzt. In dieser Indikation konnte es in verschiedenen Studien eine Überlegenheit gegenüber anderen Immunsuppressiva (beispielsweise Azathioprin, Cyclosporin A) belegen. Tacrolimus kann man außerdem zur Therapie der atopischen Dermatitis und der Colitis ulcerosa verwenden.
Anwendung
Tacrolimus kann oral als Kapsel, topisch als Salbe oder intravenös als Injektionslösung verabreicht werden, wobei üblicherweise die Injektion wegen möglicher anaphylaktischer Reaktionen nur in Ausnahmefällen durchgeführt wird.
Tacrolimus wird meist in Verbindung mit Glukokortikoiden gegeben.
Nebenwirkungen
Die Nebenwirkungen von Tacrolimus sind teilweise erheblich und schließen folgende Zeichen ein:
- Hepatotoxizität
- Myokardhypertrophie
- Gastrointestinal Beschwerden
- Nephrotoxizität
- Neurotoxizität
- Tremor
- Hypertonie
- Insomnie
- Verwirrungszustände
- Depressionen
- Krämpfe
- Neuropathien
- Immunsuppression
- Vermehrte Anfälligkeit für Infektionskrankheiten
- Maskierung von Infektionen
- Störungen des Metabolismus
- Erhöhtes Tumorrisiko
Wechselwirkungen
Geschichte
Der Wirkstoff wurde 2002 von der Pharmafirma Fujisawa auf den Markt gebracht. 2005 wurde Fujisawa mit dem Pharmaunternehmen Yamanouchi zum neu gegründeten japanischen Konzern Astellas fusioniert, bei dem seitdem die Patente liegen.
Quellen
- Rote Liste; Tacrolimus Dermapharm 1 mg/g Salbe; abgerufen am 06.02.2024
- NIH; Leitliniengerechte Therapie der Colitis ulcerosa - Update; abgerufen am 06.02.2024