Insomnie
Synonym: Schlaflosigkeit
Englisch: insomnia
Definition
Insomnie ist der medizinische Fachausdruck für Schlaflosigkeit bzw. Schlafstörungen. Eine veraltete Bezeichnung für Schlaflosigkeit ist Agrypnie.
Ätiologie
Schlaf ist ein komplexer physiologischer Vorgang, der viele endogene Steuersysteme involviert. Entsprechend vielfältig sind die potentiellen Ursachen einer Insomnie. Mögliche Einflussfaktoren sind u.a.:
- Psychische Faktoren (Angst, Stress, Psychosen)
- Endokrine Ursachen (Hyperthyreose, Klimakterium)
- Soziale Faktoren (Schichtarbeit, ökonomischer Druck)
- Arzneistoffe
- Genussmittel (Koffein)
- Drogen (Alkohol, Kokain, Amphetamine)
- Medienkonsum
Einteilung
Risiken
Chronische Insomnien können psychische und organische Erkrankungen auslösen. Sie erhöhen das Risiko für Depressionen um das 2-6fache, das Risiko von Herz- oder Hirninfarkten um bis zu 70%.
Therapie
Nicht-medikamentöse Therapie
Zu den nicht-medikamentösen Maßnahmen gehören u.a.:
- Schlafhygiene (keine zu warme Zimmerluft, gleiche Schlafzeiten, abendliche Spaziergänge, Koffeinkarenz, "Runterkommen" vor dem Zubettgehen, etc.)
- Entspannungstechniken (autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, Yoga und andere Techniken)
- Psychotherapie
- Aromatherapie
Medikamentöse Therapie
Die pharmakologische Ansätze zur Behandlung der Insomnie sind vielfältig. Es gibt eine Reihe von Medikamentengruppen, die einen mehr oder weniger ausgeprägten schlafanstoßenden oder schlafinduzierenden Effekt haben:
- Pflanzliche Präparate wie Baldrian, Hopfen oder Melisse, jeweils einzeln oder in Kombination.
- Benzodiazepine mit vorwiegend hypnotischer Wirkung, z.B. Flunitrazepam, Nitrazepam, Lormetazepam, Flurazepam, Brotizolam oder Temazepam. In höheren Dosen wirken alle Benzodiazepine hypnotisch.
- "Z-drugs" (Zaleplon, Zolpidem, Zopiclon), eine Weiterentwicklung der Benzodiazepine.
- Niedrigdosierte trizyklische Antidepressiva und Mirtazapin haben einen ausgeprägten schlafanstoßenden Effekt.
- Antihistaminika: Ältere Antihistaminika haben sedierende Eigenschaften, z.B. Doxylamin oder Diphenhydramin. Insbesondere bei älteren Menschen ist allerdings Vorsicht geboten. Antihistaminika können bei dieser Altersgruppe zu kognitiven Veränderungen führen, die u.a. eine erhöhte Sturzneigung zur Folge haben kann. Eine Rezeptpflicht für über 65-Jährige wurde im Januar 2020 vom Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht für diese Arzneimittelgruppe empfohlen.
- Niedrigdosierte Antipsychotika wie Levomepromazin, Melperon, Pipamperon, Quetiapin, Clozapin, Olanzapin haben ebenfalls sedierende Eigenschaften, aber auch zum Teil sehr schwere Nebenwirkungen.
- Chloralhydrat sollte aufgrund seiner Toxizität und der ausgeprägten Toleranzentwicklung nur kurzzeitig eingesetzt werden.
Aufgrund des Abhängigkeitspotentials sollten Benzodiazepine und Z-Drugs nicht länger als maximal vier Wochen eingesetzt werden.[1]
Quellen
- ↑ S3 Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM), abgerufen am 4.5.2021
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