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Baldrian

Synonyme: Valeriana officinalis L., Echter Baldrian, Katzenkraut
Englisch: valerian

1. Definition

Baldrian, lateinisch Valeriana officinalis, ist eine Arzneipflanze, die zur Familie der Geißblattgewächse (Caprifoliaceae) gehört. Pharmazeutisch werden die getrockneten unterirdischen Teile (Wurzel, Wurzelstock und Ausläufer) verwendet (Valerianae radix Ph. Eur.). Aus ihnen können Tinkturen, Tees oder Presssaft gewonnen werden. Wegen des sehr starken Geruchs und unangenehmen Geschmacks werden jedoch in aller Regel Trockenextrakte in Filmtabletten oder Kapseln verwendet.

2. Geschichte

Die Art Valeriana phu wurde in der Antike gegen Frauenleiden, Harnwegsinfekte und Lebererkrankungen eingesetzt, im Mittelalter nutzte man Baldrianarten gegen Gicht und in der Volksmedizin z.B. gegen nervöse Magenkrämpfe, Koliken und Uterusspasmen. Die Nutzung der ausgleichenden und beruhigenden Wirkung der Art Valeriana officinalis L. begann Ende des 18. Jahrhunderts.

3. Inhaltsstoffe

Als Wirksubstanzen werden in Betracht gezogen:

Weitere Inhaltsstoffe:

4. Pharmakologie

Baldrian wird als Sedativum, Spasmolytikum, Anxiolytikum oder Aromatikum eingesetzt. Traditionell verwendet man es als Mittel zur Besserung des Befindens bei nervöser Unruhe, Stress oder Schlafstörungen.

Der Großteil der möglichen Effekte von Baldrianpräparaten wird einzelnen Inhaltsstoffen zugeschrieben, die an GABAA-Rezeptoren oder A1-Adenosinrezeptoren binden.[1] Da der Baldrianwurzelextrakt jedoch ein Stoffgemisch mehrerer pharmakologisch aktiver Substanzen darstellt, ist es wahrscheinlich, dass der Gesamtextrakt und nicht ein einzelner Inhaltsstoff für die mögliche Wirkung verantwortlich ist. Der genaue Wirkmechanismus und die Wirksamkeit sind in der Literatur jedoch umstritten. Verschiedene Studien zeigten unterschiedliche Ergebnisse. In veröffentlichten Metaanalysen wurde eine mögliche Verbesserung der Schlafqualität durch die Behandlung mit Baldrianpräparaten beschrieben, gleichzeitig wurde jedoch das häufige Vorliegen methodischer Fehler der ausgewerteten Studien betont.[2][3]

Entsprechend der Beurteilung der rezenten Studienlage durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA), scheint Baldrian den Schlaf leicht zu verbessern. Die Wirkung wird dabei nach einer zwei- bis vierwöchigen Behandlung erreicht und scheint nur bei pathologischen Schlafzuständen einzusetzen, jedoch nicht bei gesunden Patienten.[4]

Zur Verbesserung der Wirksamkeit wird Baldrian häufig in Kombination mit anderen entspannenden Heilpflanzen eingesetzt, z.B. Melisse, Passionsblume oder Hopfen.

Für die Anwendung sind zugelassene Baldrian-Arzneimittel aus der Apotheke zu empfehlen, da bei Drogerie-Präparaten Dosierung und pharmazeutische Qualität unzureichend sein können.

5. Verordnung

Baldrianpräparate sind nicht rezeptpflichtig und in Deutschland nicht zulasten der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) verordnungsfähig.

6. Nebenwirkungen

Durch die langjährige Verwendung gelten Baldrianpräparate bekanntermaßen als gut verträglich. Mögliche Nebenwirkungen, die aus der Einnahme resultieren sind:

Genaue Hinweise zu möglichen Nebenwirkungen sind dem Beipackzettel des jeweiligen Präparates zu entnehmen.

7. Hinweise

Empfehlungen der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zu Baldrianpräparaten sind:

  • Baldrianpräparate sollten bei Kindern nur unter ärztlicher Aussicht eingenommen werden.
  • In der Schwangerschaft und in der Stillzeit wird Baldrian nicht empfohlen, da keine ausreichenden Daten vorliegen.
  • Es besteht die Möglichkeit, dass die Fahrtüchtigkeit nach der Einnahme von Baldrian durch einsetzende Schläfrigkeit und Benommenheit eingeschränkt ist. Betroffene Personen sollten auf das Führen eines Kraftfahrzeuges verzichten.
  • Baldrianpräparate sollten nicht in Verbindung mit anderen sedativ-wirkenden Medikamenten eingenommen werden, da es zu Interaktionen und der Verstärkung von Nebenwirkungen kommen kann (z.B. Atemdepression).
  • Sofern gravierende psychische Probleme bestehen oder aber Unruhezustände, schwere Schlafstörungen o.ä. vorliegen, sollte zunächst vor der Einnahme eine ärztliche Untersuchung erfolgen.

8. Quellen

  1. Sichardt et al. Modulation of postsynaptic potentials in rat cortical neurons by valerian extracts macerated with different alcohols: involvement of adenosine A1- and GABAA-receptors. Phytother Res. 21(10):932-7. 2007
  2. Bent, Stephen et al. “Valerian for sleep: a systematic review and meta-analysis.” The American journal of medicine vol. 119,12 (2006): 1005-12. doi:10.1016/j.amjmed.2006.02.026
  3. Leach, Matthew J, and Amy T Page. “Herbal medicine for insomnia: A systematic review and meta-analysis.” Sleep medicine reviews vol. 24 (2015): 1-12. doi:10.1016/j.smrv.2014.12.003
  4. Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA)

9. Monografien

Stichworte: Heilpflanze, Schlafmittel
Fachgebiete: Naturheilkunde

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