Nitrazepam
Handelsnamen: Mogadan, Dormo-Puren, Imeson, Novanox, Radedorm u.a.
Englisch: Nitrazepam
Definition
Nitrazepam gehört zur Gruppe der Benzodiazepine und kommt sowohl als Hypnotikum als auch als Antikonvulsivum zum Einsatz.
Wirkmechanismus
Als Benzodiazepin wirkt Nitrazepam als allosterischer Modulator an GABA-A-Rezeptoren. Es verstärkt in Anwesenheit des Neurotransmitters GABA dessen Effekt. Ein zunehmender Einstrom von Chloridionen in die Zelle führt zu einer Hyperpolarisation, wodurch die Zelle für exzitatorische Reize unempfindlicher wird. Benzodiazepine erhöhen die Affinität von GABA zu seiner Bindungstelle am Rezeptor und erhöhen somit, GABA-abhängig (ohne GABA keine Wirkung!), die Öffnungswahrscheinlichkeit des Chloridkanals. Sie können also nur an Neuronen wirken, deren GABA-Rezeptoren gerade durch GABA aktiviert werden.
Im Gegensatz zu Barbituraten, welche einen GABA-unabhängigen Chlorideinstrom bewirken, weisen Benzodiazepine deshalb auch ein geringeres Risiko für eine Atemdepression auf.
Nitrazepam verlängert insgesamt die Schlafzeit, indem es die Wachstadien verkürzt und das Einschlafen fördert. Es darf nur für eine kurzfristige Behandlung eingesetzt werden, da es ein hohes Abhängigkeitspotential aufweist und mit einem Benzodiazepinabusus einhergehen kann.
Pharmakokinetik
Nitrazepam wird oral eingenommen und weist eine Bioverfügbarkeit von bis zu 94% auf. Nach 0,5 - 2 Stunden können maximale Plasmakonzentrationen gemessen werden. Dabei liegt es im Blut zu 85-88% an Plasmaproteine gebunden vor. Das Arzneimittel wird hepatisch metabolisiert. Die Plasmahalbwertszeit beträgt hierbei 25 - 30 Stunden, während die Halbwertzeit im Liquor cerebrospinalis mit 68 h mehr als doppelt so groß ist. Anschließend werden die Metaboliten renal eliminiert wird. Ein Steady-State wird nach 3-7 Tagen erreicht.
Indikationen
- Schlafstörungen wie Einschlaf- oder Durchschlafstörungen stellen bei Kindern und bettlägerigen Patienten geeignete Indikationen für eine Behandlung mit Nitrazepam dar. Bei Erwachsenen wird es in diesem Zusammenhang kaum mehr eingesetzt.
- Auch Epilepsien des Kindesalters wie das Lennox-Gastaut-Syndrom sowie die sogenannten Blitz-Nick-Salaam-Anfälle lassen sich mit Nitrazepam therapieren.
Nebenwirkungen
- Müdigkeit, Somnolenz, Leistungsabfall
- Konzentrationsstörungen, Gedächtnisstörungen, Unruhe
- Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Benommenheit, verlängerte Reaktionszeit
- Muskelschwäche
- Gastrointestinale Störungen
- Allergien, lokale Hautreaktionen
Kontraindikationen
Toxikologie
Bei einer Überdosierung von Nitrazepam wird der selektive Benzodiazepin-Antagonist Flumazenil eingesetzt.
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