Gleichgewichtssinn
Synonym: vestibuläre Wahrnehmung
Englisch: equilibrioception
Definition
Der Gleichgewichtssinn, auch vestibuläre Wahrnehmung genannt, ist eine Sinneswahrnehmung, die dazu dient, den Körper im Raum zu orientieren und eine ausbalancierte Körperhaltung in Ruhe und bei Bewegung zu erzielen.
Anatomie
Der Gleichgewichtssinn hat seinen Sitz in erster Linie im Vestibularapparat des Innenohrs, genauer gesagt im Sinnesepithel des vestibulären Labyrinths. Dieses besteht aus dem schlauch- bis bläschenförmigen Utriculus und Sacculus und den drei Bogengängen mit ihren ampullenförmigen Erweiterungen (Ampullae). Die Sinnesepithelien nehmen Flüssigkeitsströmungen wahr, die durch Drehbewegungen (Cristae ampullares der Ampullen) und lineare Beschleunigungen (Makulaorgane) verursacht werden. Die Erregungen der Haarzellen werden über Synapsen auf das Ganglion vestibulare übertragen, dessen Nervenzellen das 1. Neuron der Gleichgewichtsbahn darstellen.
Das Ganglion vestibulare projiziert über den Nervus vestibularis des Nervus vestibulocochlearis (VIII. Hirnnerv) in das Vestibulariskerngebiet (Nuclei vestibulares) und direkt in das Kleinhirn. Die Vestibulariskerne sind insbesondere mit den Augenmuskelkernen, dem Kleinhirn und dem Rückenmark verschaltet. Weiterhin besitzen sie über den Tractus vestibulothalamicus Projektionsgebiete im Gyrus postcentralis des Großhirns (Area 3a). Somit tragen auch die visuelle Wahrnehmung und die Propriozeption zum Gleichgewichtssinn bei.