Chloralhydrat
Handelsnamen: Chloraldurat®, Nervifene®-Lösung
Synonyme: Trichloraldehydhydrat, 2,2,2-Trichlor-1,1-ethandiol, 2,2,2-Trichloracetaldehydhydrat
Englisch: chloral hydrate
Definition
Chloralhydrat ist ein Arzneimittel, das zur Therapie von Schlafstörungen eingesetzt wird. Es handelt sich dabei um ein aus Chloral und Wasser synthetisch hergestelltes Schlafmittel.
Chemie
Das Sedativum gehört zur chemischen Gruppe der Aldehydhydrate und entsteht durch die Reaktion von Wasser mit Chloral. Die chemische Summenformel von Chloralhydrat lautet C2H3Cl3O2.
Bei Zimmertemperatur liegt Chloralhydrat als durchsichtiges, kristallartiges Pulver vor. Es hat seinen Schmelzpunkt bei rund 52 °C und der Siedepunkt liegt bei etwa 97,5 – 98 °C. Das Hypnotikum ist aufgrund seiner Polarität sehr gut in Wasser löslich, ebenso wie in Ethanol und vergleichbaren Alkoholen. Chloralhydrat widerspricht der Erlenmeyerregel.
Geschichte
Der deutsche Chemiker Justus von Liebig war der erste Wissenschaftler, der Chloralhydrat im Jahr 1823 herstellte. Durch Bekanntheit der Haloform-Reaktion nahm die Wissenschaft lange Jahr irrtümlicherweise an, Chloralhydrat würde nach Aufnahme in den Körper sehr schnell in Chloroform umgewandelt werden. Trotz dieser falschen Vermutung verbreitete sich das Chloralhydrat schnell, da seine außerordentlich starke, schlaffördernde Wirkung schnell hohe Bekanntheit erlangte.
Wirkungsmechanismus
Die hypnotische, schlaffördernde Wirkung von Chloralhydrat beruht auf seiner Eigenschaft, mit GABA-Rezeptoren feste Komplexe einzugehen und damit die Wirkung des wichtigsten hemmenden Neurotransmitters im menschlichen Organismus – GABA – zu verstärken. Dabei tritt die Wirkung außerordentlich schnell nach der Einnahme ein und es kommt zu keiner nennenswerten Veränderung des Schlafprofils.
Anwendungsgebiete
Einsatz vor allem bei älteren Patienten mit starken Schlafstörungen, die Benzodiazepine nicht vertragen. Bis etwa Mitte des vergangenen Jahrhunderts verwendete man Chloralhydrat auch noch gegen eine Reihe von anderen Erkrankungen, wie:
In der Veterinärmedizin würde Chlorhydrat als Narkosemittel verwendet.
Aufgrund seines außerordentlich hohen Suchtpotenzials wird Chloralhydrat heute in Mitteleuropa und den USA kaum noch angewendet. Ein weiterer, entscheidender Nachteil von Chloralhydrat ist seine sensibilisierende Wirkung des Herzmuskels in Bezug auf Catecholamine.
Anwendung in der Chemie
Herstellung des Rodentizides Chloralose ((2,2,2-Trichlorethyliden)-α-D-glucofuranose) durch die Reaktion von Chloralhydrat mit Glucose.
Weitere Anwendungen
Heute findet Chloralhydrat v. a. Anwendung in der botanischen Forschung. Es fungiert dort als Aufheller von Pflanzenpräparaten, wodurch diverse Zellorganellen und Strukturen unter dem Mikroskop besser beurteilt werden können.