MRT der Schulter
Synonyme: Schulter-MRT, MRT Schulter
Definition
Die MRT der Schulter ist ein apparatives Untersuchungsverfahren, bei dem die Schulter mittels Magnetresonanztomographie (MRT) dargestellt wird.
Durchführung
Die MRT der Schulter wird in Rückenlage des Patienten durchgeführt, wobei der Arm außenrotiert bzw. die Hand supiniert werden sollte. Häufig werden spezielle Schulterspulen eingesetzt.
Die Außenrotation ist wichtig, da sonst in den parakoronalen Schichten die Supraspinatus- von der Infraspinatussehne nur schwer differenziert werden kann. Desweiteren sind die vordere Gelenkkapsel und die Subscapularissehne nicht entfaltet und die lange Bizepssehne in der parakoronalen Ebene schwer beurteilbar.
In bestimmten Fällen ist jedoch eine Innenrotation sinnvoll:
- Verdacht auf Läsionen des posterioren Labrums: Bei Innenrotation spannt sich die hintere Gelenkkapsel.
- ergänzende transversale Sequenz bei anterioren Labrumverletzungen: Die Innenrotation kann die Detektion eines dislozierten Labrums erleichtern. In der Sequenz unter Außenrotation kann dann die Reponierbarkeit des Labrums geprüft werden.
- ALPSA-Läsionen
MRT-Protokoll
Es existiert kein einheitliches MR-Protokoll für die Bildgebung der Schulter. Da die Scapula im Verhältnis zum Körper um ca. 30° nach vorne geneigt ist, wird die koronale und die sagittale Ebene relativ zur Gelenkfläche des Schultergelenks oder zur Supraspinatussehne ausgerichtet. Die parakoronale Ebene wird in der Regel senkrecht zur Cavitas glenoidalis oder parallel zur Längsachse der Supraspinantussehne ausgerichtet. Die parasagittale Ebene wird parallel zum Glenoid oder senkrecht zur parakoronalen Ebene gekippt. Axiale Ebenen werden nicht oder entlang der Supraspinatussehne anguliert.
Da die Scapula auch in der Sagittalebene nach anterior gekippt ist, lassen sich durch das Angulieren der axialen Bilder senkrecht zur echten vertikalen Achse der Cavitas glenoidalis die 3-Uhr- und 9-Uhr-Positionen des Labrums besser darstellen und Partialvolumeneffekte von anteroinferioren und posterosuperioren Labrumläsionen reduzieren. Außerdem stellen sich Sehnenrupturen durch parasagittale Bilder senkrecht zu den distalen Fasern der Supraspinatussehne besser dar.
Eine hohe Genauigkeit bei Rotatorenmanschettenrupturen weisen schnelle T2w-Spin-Echo-Sequenzen mit Fettsättigung auf. Sie werden parakoronal und parasagittal angefertigt und weisen oft eine TE von 45 bis 55 ms (bei 1,5 Tesla Magnetfeldstärke) auf. Weiterhin sollte mindestens eine T1w- oder PDw-Sequenz ohne Fettsättigung durchgeführt werden, um fettige Muskelatrophien zu beurteilen. Für die axiale Ebene werden oft fettunterdrückte intermediär-gewichtete Sequenzen (TE 30 bis 40 ms) oder T2*-gewichtete Gradientenecho- und/oder PDw-Sequenzen verwendet. Es existieren eine Vielzahl an zusätzlichen optionalen Sequenzen, z.B. eine 3D-Dixon-Sequenz.
Befundung
Für die Befundung einer MRT der Schulter eignet sich eine schematische Vorgehensweise, um alle relevanten Strukturen zu begutachten.
Knochen, Gelenke
Relevante Strukturen sind:
- proximaler Humerus
- Scapula mit Glenoid, Processus coracoideus und Akromion
- Glenohumeralgelenk
- Akromioklavikulargelenk
- korakoakromialer Bogen
- distale Clavicula
Pathologien (Auswahl):
- Osteonekrose des Humeruskopfs
- Knochentumore
- Arthritis
- Frakturen: Klavikulafraktur, Scapulafraktur, proximale Humerusfraktur, Tuberculum-majus-Fraktur, Humerusschaftfraktur
- Osteolyse der distalen Clavicula
- Akromioklavikulargelenkverletzung
- Sternoklavikulargelenkverletzung
- Schultergelenkluxation
- Osteochondrale Läsion der Schulter
- Little-League-Shoulder
- Metaphysäre kortikale Irregularität, fibröser metaphysärer Defekt
- Formvarianten des Akromions: Bigliani-Klassifikation, Os acromiale
Muskeln, Sehnen
Als Rotatorenmanschette werden Muskeln und Sehnen von Supraspinatus, Infraspinatus, Teres minor und Subscapularis bezeichnet. Weiterhin können Musculus pectoralis major, Musculus deltoideus und der proximale Musculus triceps brachii beurteilt werden. Die lange Bizepssehne ist am Bizepssehnenanker befestigt.
Wichtige Pathologien sind beispielsweise:
- Verletzung des Musculus pectoralis major
- Verletzung des Musculus deltoideus
- Verletzung des Musculus triceps brachii
- Subakromiales Impingement
- Tendinopathie der Rotatorenmanschette
- Rotatorenmanschettenruptur: Partialruptur, transmurale Ruptur
- Verletzung des Rotatorenintervalls
- Tendinosis calcarea der Schulter
- Tendinopathie der langen Bizepssehne
- Ruptur der langen Bizepssehne
- Dislokation der langen Bizepssehne
- Pulley-Läsion
Gelenkkapsel, Labrum glenoidale
Die Gelenkkapsel wird durch die Ligamenta glenohumeralia verstärkt. Das Labrum glenoidale weist mehrere anatomische Normvarianten auf:
Wichtige Pathologien sind:
- Adhäsive Kapsulitis
- Bankart-Läsion, Bankart-Fraktur
- Bankart-Varianten: Perthes-Läsion, ALPSA-Läsion, GLAD-Läsion
- GARD-Läsion
- HAGL-Läsion
- GAGL-Läsion
- Bennett-Läsion
- Hintere Bankart-Läsion, POLPSA-Läsion, Kim-Läsion
- ausgedehnte Labrumläsion
- multidirektionale Schulterinstabilität
- SLAP-Läsion, ausgedehnte SLAP-Läsion
- paralabrale Zyste
Weitere Pathologien
MR-Arthrographie
Durch die intraartikuläre Applikation von Kontrastmittel wird das Gelenk gedehnt und das Kontrast-zu-Rausch-Verhältnis erhöht. Indikationen der MR-Arthrographie sind:
- Beurteilung des Labrums nach traumatischer Luxation oder bei habituellen Luxationen, insbesondere bei Patienten < 40 Jahren und > 2 Wochen nach Trauma (vorher ist aufgrund des Gelenkergusses meist keine Arthrographie sinnvoll).
- V.a. SLAP-Läsion
- V.a. gelenkseitige Partialrupturen der Rotatorenmanschette
- Beurteilung von Gelenkkapsel und Labrum bei V.a. Mikroinstabilität oder posterosuperiorem Impingement
- Beurteilung des Bizeps-Pulley
- V.a. Rotatorenmanschettenrupturen bei voroperierten Patienten
Eine zusätzliche paratransversale Sequenz in der sogenannten ABER-Position (abduction and external rotation) erhöht die diagnostische Genauigkeit, insbesondere für anteroinferiore Labrumläsionen.