Bennett-Läsion
Englisch: Bennett lesion, thrower's exostosis, thrower exostosis, posterior glenoid exostosis
Definition
Als Bennett-Läsion bezeichnet man eine Verknöcherung (Ossifikation) an der Insertion des posterioren Zügels des Ligamentum glenohumerale inferius (IGHL) bzw. der hinteren Gelenkkapsel am Glenoid.
Epidemiologie
Haupterkrankungsalter ist das 20. bis 40. Lebensjahr. Männer sind häufiger betroffen.
Ätiopathogenese
Die Bennett-Läsion tritt meist durch repetitives Überkopfwerfen auf, z.B. bei Baseball-Pitchern und Volleyballspielern. Die resultierenden Mikrotraumen führen zu einer heterotopen Ossifikation oder zur Bildung eines Enthesophyten.
Begleitbefunde
Eine Bennett-Läsion geht häufig mit einem inneren Schulterimpingement einher. Dabei finden sich folgende Befunde:
- verdickter hinterer Zügel des IGHL mit verminderter Fähigkeit zu Innenrotation im Schultergelenk
- Riss oder Ausfransung des posterosuperioren Labrum glenoidale
- posteriore gelenksseitige Partialruptur der Rotatorenmanschette
Weitere assoziierte Abnormalitäten sind:
- posteriore Labrumläsion
- Degeneration des Gelenkknorpels am posterioren Glenoid
Klinik
Die Benett-Läsion selbst verursacht meist keine Symptome. Die Patienten beklagen jedoch Schmerzen im hinteren Schulterbereich oder Symptome eines inneren Schulterimpingements.
Diagnostik
Konventionelles Röntgen
Die sichelförmige Ossifikation am posteroinferioren Glenoidrand kann bereits im konventionellen Röntgenbild erkannt werden, am besten in der axialen Projektion oder in der um 5° nach kranial geneigten a.p.-Aufnahme (Bennett-Projektion).
Computertomographie
Mittels Computertomographie (CT) kann die Größe der Ossifikation genauer bestimmt werden.
Magnetresonanztomographie
In der Magnetresonanztomographie (MRT) weist die Ossifikation ein niedriges Signal in der PDw-FS-Sequenz auf. Fibrose und die Kapselverdickung verursachen ein umgebendes heterogenes Signal. Bei einer akuten Verletzung findet sich um die Ossifikation ein signalreiches Ödem. Weiterhin kann die MRT assoziierte Befunde darstellen:
- Zeichen eines inneren Schulterimpingements: Riss oder Ausfransung des posterosuperioren Labrum glenoidale, posteriore gelenksseitige Partialruptur der Rotatorenmanschette
- posteriore Labrumläsion
- Degeneration des Gelenkknorpels am posterioren Glenoid
Differenzialdiagnosen
- hintere Bankart-Fraktur: zum Knochenfragment passender Defekt am posterioren Glenoid.
- degenerativer Osteophyt am posterioren Glenoid: geht meist mit Osteophyten am inferioren Humeruskopf sowie ungleichmäßiger Gelenkspaltverschmälerung einher.
- Pyrophosphatarthropathie (CPPD): Verkalkung und keine Ossifikation. Kann jeden Abschnitt des Labrums sowie den glenohumeralen Gelenkknorpel und die Gelenkkapsel des Akromioklavikulargelenks betreffen.
Therapie
Große Bennett-Läsionen (> 100 mm2) werden häufig resiziert.
Peer-Review durch Bijan Fink |
Literatur
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