Synonyme: Glenohumeralgelenk, Articulatio humeri, Articulatio humeroscapularis, Articulatio glenohumeralis
Englisch: glenohumeral joint, shoulder joint
Im Schultergelenk artikuliert der Kopf des Oberarmknochens (Caput humeri) mit der Gelenkfläche (Cavitas glenoidalis) des Schulterblatts (Scapula). Das Schultergelenk ist das beweglichste Kugelgelenk des Körpers.
Der kugelförmige Kopf des Humerus artikuliert mit der längsoval geformten Cavitas glenoidalis. Sie ist im Vergleich zum Humeruskopf klein und umschließt daher den Humeruskopf nicht vollständig, wie es z.B. im Hüftgelenk der Fall ist. Eine Vergrößerung der Kontaktfläche zwischen beiden Gelenkpartnern wird durch das - um die Cavitas glenoidalis ausgebildete - 3-4 mm breite Labrum glenoidale (Pfannenlippe) erreicht. Das Labrum glenoidale besteht aus Faserknorpel und ist an der Cavitas glenoidalis befestigt.
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Die Gelenkkapsel des Schultergelenks ist relativ weitläufig und schlaff. Kaudal befindet sich bei entspannter Haltung eine etwa 1 cm lange Reservezone, die als Recessus axillaris bezeichnet wird. Wird der Arm zu lange in dieser Stellung fixiert, so schrumpft diese untere Kapselfalte und es kommt zu Bewegungseinschränkungen. Aus diesem Grund wird das Schultergelenk bei längerer Ruhigstellung in abduzierter und leicht antevertierter Stellung fixiert.
Die Kapsel reicht kranial bis zum Processus coracoideus und schließt die Sehne des Caput longum des Musculus biceps brachii mit ein. Das Tuberculum supraglenoidale und infraglenoidale der Scapula sind in die Gelenkkapsel eingebunden und somit nicht von außen palpierbar. Die Tubercula des Humerus befinden sich hingegen außerhalb der Kapsel.
Das Schultergelenk hat in Relation zur Beanspruchung gesehen einen sehr schwach ausgebildeten Bandapparat. Eine Führung durch Bänder ist daher nicht gegeben. Die Bänder des Schultergelenks sind:
Die Ligamente verstärken kranial und ventral die dünne Gelenkkapsel. Eine traumatische Schulterluxation erfolgt meist nach vorne unten.
Die Führung und Absicherung des Schultergelenkes erfolgt durch manschettenartig umschließende Muskeln - die sogenannte Rotatorenmanschette. Sie leistet einen wesentlich höheren Beitrag zur Stabilität als die Bänder. Die Muskelmanschette ist jedoch nicht völlig geschlossen, sondern weist Lücken auf. Eine dieser Lücken ist das dreieckige Rotatorenintervall.
siehe auch: Schultergelenksmuskulatur, Rotatorenmanschette
Zahlreiche Schleimbeutel spielen eine wichtige Rolle für die Funktion des Schultergelenks.
Die Bursa subtendinea musculi subscapularis vermindert unter der Sehne des Musculus subscapularis liegend die zwischen Sehne und Scapula auftretende Reibung. Durch eine ovale Öffnung kommuniziert sie mit der Gelenkhöhle. Die Bursa subcoracoidea ist ein unterhalb des Processus coracoideus gelegener Reserveraum des Gelenkes. Sie kommuniziert ebenfalls mit der Gelenkhöhle.
Die Bursa subacromialis und die Bursa subdeltoidea werden auch als subakromiales Nebengelenk bezeichnet. Diese Bezeichung ist aus anatomischer Sicht jedoch nicht korrekt, da es hier keine knorpelüberzogenen Gelenkflächen gibt und somit nicht die Voraussetzungen eines Gelenks erfüllt sind. Durch die beiden Schleimbeutel ist bei der Abduktion des Armes die Verschieblichkeit des Tuberculum majus des Humerus unter das Akromion gewährleistet.
Durch den Aufbau als Kugelgelenk bedingt, ist die Bewegung des Armes in allen drei Achsen möglich. Einen wesentlichen Beitrag zur Beweglichkeit leisten die Nebengelenke des Schultergürtels (Articulatio acromioclavicularis, Articulatio sternoclavicularis). Je nach Erfordernissen werden durch die Beweglichkeit dieser Gelenke die Positionen von Clavicula und Scapula modifiziert.
Für die Praxis ist davon auszugehen, dass kaum eine Bewegung des Armes auf eine alleinige Bewegung des Schultergelenkes zurückzuführen ist. Das Zusammenspiel der Gelenkgruppe ist daher bei der Bewertung von Bewegungseinschränkungen mit zu berücksichtigen.
Die Bewegungsumfänge in den verschiedenen Achsen sind folgend von der Neutral-Null-Stellung ausgehend angegeben:
Wichtige Erkrankungen bzw. Verletzungen des Schultergelenks sind:
Zur Untersuchung des Schultergelenks stehen eine Reihe klinischer Tests zur Verfügung, u.a.:
Zur weiterführenden apparativen Diagnostik zählen u.a. die Bildgebung (Röntgen, MRT) und die Schultergelenksarthroskopie. Standardröntgenaufnahmen sind:
siehe auch: Schultergelenkluxation, Impingement, Bankart-Läsion, Hill-Sachs-Läsion
Fachgebiete: Obere Extremität, Orthopädie
Diese Seite wurde zuletzt am 25. April 2022 um 13:05 Uhr bearbeitet.
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