Hüftgelenk
Synonyme: Articulatio coxae, Articulatio coxofemoralis
Englisch: hip joint
Definition
Das Hüftgelenk ist die gelenkige Verbindung zwischen dem Becken und dem Oberschenkelknochen, die die Bewegung des Beins und damit das Gehen bei gleichzeitiger Stabilisierung des Körpers ermöglicht.
Anatomie
Überblick
Das Hüftgelenk besteht aus Hüftpfanne (Acetabulum) und Hüftkopf (Caput femoris). Die Pfanne wird von Anteilen des Os ilium, des Os pubis und des Os ischii gebildet, die über eine Y-förmige Fuge im Bereich des Acetabulum in Verbindung stehen. Der obere knöcherne Pfannenrand (Limbus acetabuli) ist durch eine Lippe aus Faserknorpel (Labrum acetabuli) verstärkt. Den Hüftkopf bildet die in etwa kugelförmige proximale Extremität des Femur. Da die Gelenkpfanne den Hüftkopf über seinen Äquator hinaus umschließt, bezeichnet man die so entstandene gelenkige Verbindung zwischen Bein und Rumpf als Nussgelenk, eine Variation des Kugelgelenks (Articulatio spheroidea).
Gelenkkapsel
Die Gelenkkapsel hat ihren Ursprung am knöchernen Hüftpfannenrand und am Ligamentum transversum acetabuli. Sie inseriert vorn im Bereich der Linea intertochanterica und der Wurzel des Trochanter major. Hinten jedoch bleibt der distale Teil des Collum femoris frei. Die Kapsel inseriert hier etwa 1,5 cm weiter proximal als ventral. Die Trochanteren liegen gänzlich extrakapsulär.
Bei leichter Flexion, Außenrotation und Abduktion befindet sich die Gelenkkapsel in maximaler Entspannungslage. Bei Entzündungen im Bereich des Hüftgelenks (Coxitis) wird genau diese Gelenkstellung eingenommen.
Bänder
Zwischen Pfanne und Hüftkopf befindet sich das arteriell durchblutete Ligamentum capitis femoris, das im Bereich der Incisura acetabuli aus dem Becken austritt und in ein kleines Foramen im Bereich des Scheitels des Hüftkopfes eindringt. Die Incisura acetabuli wird vom Ligamentum transversum acetabuli überbrückt.
Das Hüftgelenk ist von einer straffen Kapsel umgeben, die zusätzlich durch drei massive Bänder (Bänderschraube) stabilisiert wird:
In der Tiefe strahlen von allen drei Bändern Fasern in die so genannte Zona orbicularis. Sie umschließt die dünnste Stelle des Collum femoris zirkulär fast vollständig und schützt den Femurkopf zusätzlich vor einer Luxation.
Funktion
Das Hüftgelenk hat drei Grade der Bewegung (Freiheitsgrade), die jedoch durch die knöcherne, knorpelige und ligamentäre Führung in ihrem Umfang eingeschränkt sind. Damit wird das Hüftgelenk als Nussgelenk (Enarthrose) oder Napfgelenk (Articulatio cotylica) bezeichnet. Das Bewegungsausmaß des Hüftgelenks setzt sich nach Neutral-Null-Methode wie folgt zusammen:
- Extension und Flexion: 15/0/140 (Weichteilhemmung in Flexion durch Oberschenkelmuskulatur und das Ligamentum iliofemorale)
- Außenrotation und Innenrotation: 40/0/25
- Abduktion und Adduktion: 45/0/35
Winkel
Zur biomechanischen Beurteilung des Hüftgelenks werden häufig röntgenologisch ermittelte Winkel herangezogen. Zu ihnen zählen unter anderem:
Der CCD-Winkel verändert sich im Laufe des Alterns wie folgt:
- Kind: 140°
- Erwachsener: 120-130°
- Senioren: 115°
Außerdem wird der Antetorsionswinkel als Winkel in der Frontalebene zwischen Schenkelhals und Condylenachse bestimmt. Physiologisch liegt er bei 12°. Bei größeren Werten spricht man von einer Coxa antetorta, bei kleineren von einer Coxa retrotorta.
Pathophysiologie
Durch ständige Belastung des knorpeligen Gelenküberzugs kann es im Laufe des Lebens zu einer Arthrose des Hüftgelenks (Coxarthrose) kommen. Diese wird durch mangelnde Bewegung und Übergewicht sowie durch das zunehmend ansteigende Lebensalter immer verbreiteter und bildet damit einen großen Behandlungsanteil und auch Kostenfaktor in der orthopädischen Medizin.
Diagnostik
Die Diagnostik von Hüftgelenksveränderungen basiert auf der Bildgebung. Je nach Fragestellung kommen konventionelle Röntgenaufnahmen, CT-Aufnahmen oder ein MRT des Hüftgelenks in Frage.
Podcast
Literatur
- Anderhuber et al., Waldeyer - Anatomie des Menschen: Lehrbuch und Atlas in einem Band (19. aktualisierte Auflage), De Gruyter, 2012
Bildquelle
- Bildquelle Podcast: © Midjourney