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Verletzung des Rotatorenintervalls

Englisch: rotator cuff interval tear, rotator interval tear

1. Definition

Verletzungen des Rotatorenintervalls, kurz RCI-Läsionen, sind Läsionen der glenohumeralen Gelenkkapsel zwischen der Supraspinatus- und Subscapularissehne. Begleitend können Verletzungen des Ligamentum coracohumerale und des Ligamentum glenohumerale superius auftreten.

2. Anatomie

Das Rotatorenintervall (RCI) wird durch das Li­gamentum gleno­humera­le superius (SGHL) und das Ligamentum coracohumerale (CHL) verstärkt. Sie formen gemeinsam die Rotatorenintervallschlinge ("Bizeps-Pulley"). Diese umschließt am Humeruskopf die in der Gelenkkapsel verlaufende lange Bizepssehne. Das Rotatorenintervall verhindert eine übermäßige Flexion und Außenrotation des Humerus.

3. Ätiologie

Die häufigste Ursache einer Verletzung des Rotatorenintervalls ist eine anteriore Schulterinstabilität. Bei bis zu 50 % der anterioren Schulterluxationen ist das Rotatorenintervall gerissen. Chronische Verletzungen finden sich bei Personen mit berufs- oder sportbedingter Überkopfarbeit.

4. Begleitverletzungen

Große Läsionen des Rotatorenintervalls mit Beteiligung des CHL und SGHL führen zu einer Dislokation der langen Bizepssehne (Pulley-Läsion). Bei einer medialen Subluxation der Bizepssehne aufgrund einer kleinen Verletzung des Bizeps-Pulley spricht man auch von einer "Hidden Lesion", da die Läsion in der Arthroskopie aufgrund der intakten Gelenkkapsel nicht sichtbar ist. Dabei ist die Subscapularissehne am Ansatz teilrupturiert.

Weitere assoziierte Verletzungen sind:

5. Klassifikation

5.1. ...nach Morphologie

Man unterscheidet zwei Formen der RCI-Läsion:

  • Typ 1: Fibrose (adhäsive Kapsulitis): verdicktes Ligamentum coracohumerale mit Fibrose und Ödem im umgebenden Fettgewebe. Die restliche Gelenkkapsel ist bei der adhäsiven Kapsulitis ebenfalls verändert.
  • Typ 2: Riss

5.2. ...nach Ausmaß

  • kleine isolierte Kapselrisse
  • moderater Kapselriss mit posteroinferiorer Mikroinstabilität
  • Pulley-Läsion mit Dislokation der Bizepssehne
  • Große RCI-Verletzung mit Riss der anterioren Supraspinatus- und/oder superioren Subscapularissehne

6. Klinik

Das häufigste Symptom einer Verletzung des Rotatorenintervalls sind vordere Schulterschmerzen. Weiterhin zeigt sich eine geringe Schulterinstabilität. Die inferiore Translation des Humeruskopfes führt zu einem Sulcus-Zeichen.

7. Diagnostik

RCI-Läsionen werden radiologisch diagnostiziert. Methode der Wahl ist die MR-Arthrographie.

7.1. Magnetresonanztomographie

Das Rotatorenintervall kann in der Magnetresonanztomographie (MRT) insbesondere in der parasagittalen Ebene beurteilt werden. In der T2w-FS-Sequenz weist das verletzte Rotatorenintervall ein hohes Signal auf. Weiterhin können gerissene Fasern des Ligamentum coracohumerale und des lateralen SGHL vorliegen. In der T1w-Sequenz weist das veletzte Rotatorenintervall ein intermediäres Signal auf.

Bei chronischen Verletzungen ist das CHL und das SGHL verdickt und vernarbt. Bei der Hidden Lesion ist die Bizepssehne subluxiert.

7.2. MR-Arthrographie

In der MR-Arthrographie sind normalerweise das CHL und das laterale SGHL gut erkennbar. Bei einer RCI-Läsion reicht das Kontrastmittel bis zur Basis des Processus coracoideus. Akute Rupturen führen zu einem Kontrastmittelübertritt durch die Kapsel des verletzten Rotatorenintervalls.

8. Therapie

Große symptomatische RCI-Läsionen werden chirurgisch behandelt. Wird im Rahmen einer Rotatorenmanschettenoperation ein verletztes Rotatorenintervall nicht behandelt, können anhaltende Schmerzen und eine Instabilität die Folge sein.

9. Literatur

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