Tuberculum-majus-Fraktur
Synonym: Fraktur des Tuberculum majus
Englisch: greater tuberosity fracture
Definition
Eine Tuberculum-majus-Fraktur ist ein Knochenbruch des Tuberculum majus humeri.
Epidemiologie
Isolierte Frakturen des Tuberculum majus machen ca. 20 % der proximalen Humerusfrakturen aus.
Ätiologie
Tuberculum-majus-Frakturen entstehen meist durch direkte Krafteinwirkung des Tuberculum majus auf das Akromion oder anteriore Glenoid im Rahmen eines Traumas. Es handelt sich um die häufigste Fraktur der Schulter bei Skifahrern.
Das Tuberculum ist bei 40 % der proximalen Humerusfrakturen und 10 % der anterioren Schultergelenkluxationen beteiligt.
Formen
Nach Mutch et al. werden drei morphologische Formen unterschieden:[1]
- Avulsionsfraktur: Meist isolierte horizontale Fraktur durch die Basis des Tuberculum majus mit kleinem Fragment. Die Ursachen ähneln denen einer Rotatorenmanschettenruptur.
- Spaltfraktur: Meist größeres Fragment mit vertikaler Bruchlinie (klassische Tuberculum-majus-Fraktur). Vermutlich durch Impaktion des Tuberculum majus auf das anteriore Glenoid während einer Schultergelenkluxation. Insbesondere bei älteren Personen.
- Impaktionsfraktur: Fragment nach inferior verschoben. Es handelt sich im Wesentlichen um eine sehr laterale Läsion vom Hill-Sachs-Typ. Sie entsteht, wenn das gesamte Tuberculum majus während der Schultergelenkluxation unter die inferiore Oberfläche des Glenoids gedrückt wird. Sie kann auch durch Impaktion auf die inferiore Oberfläche des Akromions bei extremer Abduktion entstehen.
Weiterhin unterscheidet man zwischen
- nicht- oder gering-dislozierten Frakturen: < 5 mm nach superior oder < 10 mm nach posterior
- dislozierten Frakturen: > 5 mm nach superior oder > 10 mm nach posterior
Klinik
Eine Tuberculum-majus-Fraktur geht mit Schulterschmerzen und einer Bewegungseinschränkung einher.
Diagnostik
Konventionelles Röntgen
Im Röntgen-Schulter (a.p.) zeigt sich eine lineare Frakturlinie, die sich vom lateralen Kortex des Humeruskopfs nach medial zum Ansatz der Supraspinatussehne ausdehnt. Das Tuberculum majus ist am besten in der Aufnahme bei außenrotiertem Humeruskopf (ARO) zu sehen.
Computertomographie
Die Computertomographie (CT) kommt in unklaren Fällen zum Einsatz. Das Frakturausmaß und der Grad der Dislokation sind besser beurteilbar.
Magnetresonanztomographie
In der Magnetresonanztomographie (MRT) zeigt sich eine T1w- und T2w-hypointense, lineare Frakturlinie durch das Tuberculum majus. In der T2w-FS findet sich weiterhin ein umgebendes Knochenmarködem. Hilfeich ist eine schräg-koronale T1-Sequenz.
Sonographie
In der Sonographie kann eine Stufe entlang der lateralen echogenen Kortikalis des Tuberculum majus erkennbar sein.
Differenzialdiagnosen
Differentialdiagnostisch sind andere Formen der proximalen Humerusfraktur zu beachten, ferner:
- Rotatorenmanschettenruptur: klinisch oft schwer zu unnterscheiden.
- Hill-Sachs-Fraktur
- Enthesiopathische Zyste: meist rundliche konfiguriert mit umgebender Sklerose
Therapie
Die meisten Tuberculum-majus-Frakturen heilen nach konserativer Therapie ohne Folgeerscheinungen aus. Bei anhaltenden Schmerzen kann eine subakromiale Dekompression durchgeführt werden. Bei dislozierten Frakturen ist eine chirurgische Reposition und Schraubenosteosynthese indiziert.
Quellen
- ↑ Mutch J, Laflamme GY, Hagemeister N, Cikes A, Rouleau DM: A new morphological classification for greater tuberosity fractures of the proximal humerus. Bone Joint J 2014; 96: 646–651
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