Insertionstendopathie
Synonyme: Myotendinose, Insertionstendinopathie, Enthesiopathie, Tendoperiostose, Tendoperiostitis
Englisch: tendinosis, myotendinosis
Definition
Insertionstendopathien sind Schmerzzustände, die durch Reizungen des osteoligamentären Übergangs entstehen, d.h. dort, wo Sehnen im Knochen inserieren.
ICD10-Code: M77.9 (Enthesiopathie, nicht näher bezeichnet)
Hintergrund
Anmerkung: Die Begriffe "Insertionstendopathie" und "Myotendinose" werden von einigen Autoren synonym verwendet, andere verstehen darunter getrennte Entitäten. In letzterem Fall soll unterstrichen werden, dass der vor allem der Übergang zwischen Muskel und Sehne betroffen ist. Klinisch ist diese Differenzierung in der Regel ohne Belang.
Ätiologie
Die Entstehung von Insertionstendopathien geht fast immer auf eine Fehlbelastung zurück. Insbesondere Spitzenbelastungen bei ansonsten Untrainierten, Belastung bei Sportlern ohne adäquate Erholungsphasen und wiederkehrende Bewegungen bei vorhandenen Fehlstellungen von Gelenken und Knochenachsen führen zu mechanisch bedingten Reizungen des Überganges zwischen Sehne und Knochen.
Die Ansatzstellen der jeweils betroffenen Sehne sind geschwollen (ödematös) und fettig degeneriert. Die Endpartien der Sehne sind faserig aufgerauht und können teilweise gerissen sein. Am anliegenden Knochen finden sich als Zeichen für die mechanische Fehlbelastung Ausziehungen und Sporne.
Symptomatik
Der betroffene Muskelansatz schmerzt bei Druck und Bewegung. Kraftvolle Bewegungen, an denen der ansetzende Muskel beteiligt ist, führen zu einer Schmerzverstärkung (Belastungsschmerz). Zusätzlich besteht eine Druck- und Dehnungsschmerz.
Mit der Zeit verhärten die Muskeln als Resultat ständiger Schmerzen bei Anspannung. Im weiteren Verlauf unterliegt der jeweilige Muskel wegen schmerzbedingter Nichtbeanspruchung einer Schwächung und Atrophie.
Prädilektionsstellen
Prinzipiell kann eine Insertionstendopathie an jedem knöchernen Muskelansatz entstehen. Jedoch sind empirisch betrachtet eine Reihe von Muskelansätzen als Prädilektionsstellen gesondert zu erwähnen. Die einzelnen Insertionstendopathien sind unter Eigennamen bekannt:
- Patellaspitzensyndrom
- Achillodynie
- Gracilis-Syndrom
- Supraspinatussehnensyndrom
- Styloiditis radii und Styloiditis ulnae
- Epicondylitis humeri lateralis (Tennisellenbogen)
- Epicondylitis humeri medialis (Golferellenbogen)
- Pes-anserinus-Syndrom
- Proximale Hamstring-Tendinopathie
Weiterhin häufig von Insertionstendopathien betroffen ist der Trochanter major des Femur.
Therapie
Die Behandlung von Insertionstendopathien ist von Fall zu Fall unterschiedlich durchzuführen. Eine erfolgreiche Therapie erfordert die enge Zusammenarbeit des Patienten.
Die beste Behandlung ist, die Ursache der Insertionstendopathie, also die Fehlbelastung zu verhindern bzw. den Bewegungsablauf so zu verbessern, dass keine weiteren Reizungen entstehen. Bei der Achillodynie beispielsweise bessert sich das Wohlbefinden des Patienten häufig durch das Tragen von Schuhen mit leicht erhöhten Absätzen.
Weitere therapeutische Maßnahmen zielen auf die Steigerung der Elastizität und Verminderung der übermäßigen Neubildung von Kollagen und umfassen:
- lokale Anwendung von Wärme (Wärmetherapie)
- Injektionen von Glukokortikoiden
- Extrakorporale Stoßwellentherapie
- Tapen
- Elektrotherapie
Sollten alle konservativen Therapiemaßnahmen wiederholt scheitern, kann eine Operation mit Durchtrennung des betroffenen Sehnenansatzes in Erwägung gezogen werden. Dieses Vorgehen bedingt natürlich immer funktionelle Einbußen und ist daher als ultima ratio zu betrachten.
Ergänzend dazu sollte jede Insertionstendopathie mit Physiotherapie und Krankengymnastik behandelt werden. Akute Schmerzlinderung ist durch kalte Umschläge und muskelentspannende Übungen zu erreichen. Langfristig sollte ein Training der umgebenden Muskulatur erfolgen.