Pes-anserinus-Syndrom
Synonyme: Pes-anserinus-Tendinopathie
Englisch: pes anserinus pain syndrome, pes anserinus tendinopathy, pes anserinus tendinitis, pes anserinus tendino-bursitis
Definition
Das Pes-anserinus-Syndrom ist eine schmerzhafte Symptomkonstellation des Kniegelenks, die durch eine Insertionstendopathie des Pes anserinus superficialis an der medialen Tibiakondyle entsteht. Sie kann mit einer Entzündung der Bursa anserina einhergehen.
Einteilung
Je nach Dauer der Erkrankung unterscheidet man die akute und die chronisch-rezidivierende Verlaufsform.
Epidemiologie
Zur Verbreitung des Pes-anserinus-Syndroms gibt es in der Literatur keine verbindlichen Angaben. Betroffen sind insbesondere Ausdauersportler und Übergewichtige.
Ätiologie
Das Pes-anserinus-Syndrom entsteht in der Regel als Reizung der Ansatzsehnen des Musculus sartorius, Musculus semitendinosus und Musculus gracilis auf dem Boden einer Fehl- oder Überbelastung. Durch wiederholte Reibung und Druck auf den Schleimbeutel kommt es zu einer entzündlichen Reaktion (Schleimbeutelentzündung). Seltener ist das Schmerzsyndrom traumatisch bedingt.
Risikofaktoren
- Gonarthrose
- Fehlstellungen und Gelenkinstabilitäten der unteren Extremität (z.B. Genu valgum, Überpronation)
- muskuläre Dysbalancen (z.B. Verkürzung der ischiocruralen Muskeln)
- weibliches Geschlecht
- Übergewicht
- Diabetes mellitus
- rheumatoide Arthritis
- längeres Gehen auf instabilem oder schrägem Untergrund
- mangelhafte Lauftechnik
- Materialmängel (inadäquates Schuwerk, Laufschuhe ohne Pronationsunterstützung)
Symptome
- Medial lokalisierter Knieschmerz bei Belastung der ischiocruralen Muskeln, wie z.B. Treppensteigen, Laufen, Springen
- Überwärmung und Schwellung am Pes anserinus
- Druckschmerzhaftigkeit im distalen Abschnitt des tibialen Gelenkspalts
- ggf. diskrete Krepitation über Sehnenansatz bei Beteiligung des Schleimbeutels
Diagnose
Die Diagnose wird üblicherweise klinisch durch die orthopädische Untersuchung gestellt und kann durch die Sonographie des Kniegelenks ergänzt werden. In unklaren Fällen erfolgt eine radiologische (Auschluss-)Diagnostik mittels Röntgen, Magnetresonanztomographie oder Computertomographie. Strukturelle Schäden lassen sich in der Regel nicht nachweisen, unter Umständen ist ein Gelenkerguss zu erkennen.
Das Abklingen der Beschwerden nach lokaler Infiltration eines Lokalanästhetikums erhärtet die Diagnose.
Differentialdiagnosen
Therapie
- körperliche Schonung
- lokale Kryotherapie
- Physiotherapie, Dehnung der betroffenen Muskeln (ischiocrurale Muskeln und Adduktoren inkl. Antagonisten), Muskelkräftigung
- analgetische und antiinflammatorische Therapie mit NSAR
- Infiltration von Lokalanästhetika (z.B. Lidocain) oder Glukokortikoiden (cave: erhöhtes Risiko für Sehnenrupturen)
- Gewichtsreduktion, Optimierung der Blutzuckereinstellung
- Optimierung des Materials (Einlagen, Schuhwerk, Untergrund)
- extrakorporale Stoßwellentherapie oder lokale Injektion vom thrombozytenreichem Plasma (ACP)
Bei chronischer, therapieresistenter Bursitis ist ggf. eine operative Versorgung notwendig.
Prognose
Bei konsequenter konservativer Therapie ist die Prognose gut - insbesondere wenn wenig Risikofaktoren bestehen oder diese beseitigt werden können.
Literatur
- Hubbard et al.: Common Soft Tissue Musculoskeletal Pain Disorders Primary Care: Clinics in Office Practice, 2018
- Homayouni et al.: Effects of kinesiotaping versus non-steroidal anti-inflammatory drugs and physical therapy for treatment of pes anserinus tendino-bursitis: A randomized comparative clinical trial The Physician and Sportsmedicine, 2016
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