Gonarthrose
Synonyme: Kniegelenksarthrose, Kniearthrose
Englisch: knee osteoarthritis
Definition
Die Gonarthrose ist eine langsam progrediente, nicht-entzündliche, degenerative Veränderung (Arthrose) des Kniegelenks, die zu einer progressiven Zerstörung des Gelenkknorpels und anderer Gelenkstrukturen führt.
ICD10-Codes
M17.0 | Primäre Gonarthrose, beidseitig |
M17.1 | Sonstige primäre Gonarthrose, primäre Gonarthrose einseitig |
M17.2 | Posttraumatische Gonarthrose, beidseitig |
M17.3 | Sonstige posttraumatische Gonarthrose, posttraumatische Gonarthrose, einseitig |
M17.4 | Sonstige sekundäre Gonarthrose, beidseitig |
M17.5 | Sonstige sekundäre Gonarthrose, sekundäre Gonarthrose, einseitig |
Epidemiologie
Die Gonarthrose ist eine der häufigsten Gelenkerkrankungen im höheren Lebensalter. Die Prävalenz bei über 60jährigen wird zwischen 30 und 60%, in einigen Studien sogar höher angegeben.
Ursachen
- Degenerativer Knorpelabbau
- Entzündungen
- Gelenkfehlstellung
Höheres Lebensalter und erhöhtes Körpergewicht (Adipositas) sind zusätzliche Risikofaktoren für die Entwicklung einer Gonarthrose.
Formen
Das Kniegelenk besteht aus drei Gelenkabschnitten (Kompartments), die einzeln oder in Gruppen betroffen sein können. Entsprechend unterscheidet man:
- Retropatellararthrose: Arthrose des Femoropatellargelenks
- mediale Gonarthrose: Arthrose des medialen Kompartments des Femorotibialgelenks
- laterale Gonarthrose: Arthrose des lateralen Kompartments des Femorotibialgelenks
Sind alle drei Abschnitte betroffen, spricht man von einer Pangonarthrose.
Weitere Formen sind:
- Valgus-Gonarthrose: laterale Gonarthrose bei gleichzeitiger X-Bein-Fehlstellung
- Varus-Gonarthrose: mediale Gonarthrose bei gleichzeitiger O-Bein-Fehlstellung
Symptomatik
Leitsymptom der Gonarthrose sind bei Belastung auftretende Schmerzen und eine eingeschränkte Beweglichkeit im Kniegelenk. Die Beschwerden treten vor allem beim Abwärtsgehen bzw. Absteigen auf Treppen auf und können mit einem Instabilitätsgefühl im Knie einhergehen. Die schmerzfreie Gehstrecke ist abhängig vom Schweregrad der Gonarthrose eingeschränkt. Nach längerer Belastung schwillt das Knie an (Kniegelenkserguss) und der Patient beginnt zu Hinken. Schonhaltung im betroffen Gelenk.
Diagnostik
Klinische Untersuchung
- Inspektion: Beurteilung der Beinachsen, Kniekontur (Gelenkschwellung), Muskulatur (Muskelatrophie), Gangbild (Hinken)
- Palpation: Temperatur (Überwärmung), Schwellungen (Kniegelenkserguss), Beweglichkeit, Krepitation, Druckschmerz am Gelenkspalt oder an den Patellafacetten, Zohlen-Zeichen
- Vermessung: Aufspüren einer ggf. vorhandenen Beinlängendifferenz
Bildgebung
- Röntgen: Kniegelenk in 2 Ebenen, ggf. ergänzt durch Spezialaufnahmen
- Sonografie: Nachweis eines Kniegelenksergusses
- ggf. MRT, CT, Skelettszintigrafie
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der Ursache und der Schwere der Erkrankung. Sie besteht aus mehreren Elementen.
Allgemeinmaßnahmen
- Reduktion des Körpergewichts
- Bewegung
Konservative Therapie
Nicht-invasive Maßnahmen
- Medikamente (NSAR)
- Physikalische Therapie
- Thermotherapie (Wärmebehandlung, Kältebehandlung)
- Elektrotherapie
- Traktion
- Orthesen: Bei Betreff nur eines Kompartments können Knieorthesen mit Gurtsystemen Schmerzen lindern und Operationen im Sinne des Patienten herausgezögert werden. Sind beide Kompartments betroffen, ist eine Knieführungsorthese in Betracht zu ziehen. Bietet das klinische Bild starke Abweichungen der Kniestatik, besteht die Möglichkeit einer individuellen Maßversorgung mit Knieorthese. Darüber hinaus kommen orthopädische Einlagen zur Entlastung des Kniegelenks sowie ggf. Spezialschuhe in Betracht.
Invasive Maßnahmen
- Intraartikuläre Injektion von Glukokortikoiden
- Intraartikuläre Injektion von Hyaluronsäure
- Transarterielle periartikuläre Embolisation (TAPE)
Operative Therapie
- Korrektur von Fehlstellungen (z.B. Hohe tibiale Osteotomie)
- Autologe Chondrozytentransplantation (ACI)
- Autologe osteochondrale Transplantation (OATS)
- Abrasionsarthroplastik mit Mikrofrakturierung
- Gelenkersatz (Knie-TEP)