Verletzung des Musculus pectoralis major
Synonym: Pectoralis-major-Verletzung
Englisch: pectoralis major injury
Definition
Epidemiologie
Verletzungen des Musculus pectoralis major sind selten. Sie treten meist bei jungen Männern zwischen 20 und 40 Jahren auf. Sie sind assoziiert mit Gewichtheben (insbesondere Bankdrücken) und anderen körperlichen Aktivitäten.
Ätiopathogenese
Vermutlich entstehen die meisten Verletzungen während der exzentrischen Muskelbelastung bei der Schulterabduktion und Außenrotation. Auch eine direkte Krafteinwirkung kann zu einer Muskelverletzung führen.
Einteilung
...nach Lokalisation
Verletzungen des Musculus pectoralis major können an verschiedenen Lokalisationen auftreten:
- Ursprung der Pars clavicularis oder Pars sternocostalis
- Muskelbauch (meist direktes Trauma)
- myotendinöser Übergang (2 bis 6 cm vom Ansatz)
- Sehne: intratendinös oder am Ansatz am Humerus, ggf. mit Knochenavulsion
...nach Schweregrad
- Partialruptur:
- niedriggradig: < 50 %
- hochgradig: > 50 %
- Komplette Ruptur
Am häufigsten finden sich hochgradige Partialrupturen am myotendinösen Übergang.
Klinik
Typische Beschwerden sind akute Schmerzen, eine Schwellung und Ekchymosen. Weiterhin können eine Adduktionsschwäche sowie ein tastbarer Defekt auffallen.
Diagnostik
Die Diagnose einer Verletzung des Musculus pectoralis major wird meist klinisch gestellt. In unklaren Fällen kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz.
Sonographie
In der Sonographie kann bei einer Sehnenverletzung eine Unterbrechung der echogenen Sehnenfasern dargestellt werden. Bei Rissen des myotendinösen Übergangs finden sich rupturierte hyperechogene Sehnenfasern und ein hypoechogenes Ödem bzw. Hämatom.
Magnetresonanztomographie
Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist die Methode der Wahl zur Darstellung von Pectoralis-major-Verletzungen. In der T1w-Sequenz fällt eine Lücke im Verlauf der signalarmen Sehne auf. Die T2w-FS-Sequenz zeigt ein hohes Signal am Sehnenabriss, ein Ödem oder Blutungen in den umgebenden Weichteilen sowie ein Ödem am Humerusansatz mit Abhebung der Bizepssehne.
Therapie
Komplette Risse, insbesondere der Sehne oder des myotendinösen Übergangs, werden in der Regel durch eine chirurgische Reparatur behandelt. Meist kann eine nahezu vollständige Wiederherstellung der Adduktionskraft der Schulter erreicht werden. Kleine Partialrupturen werden häufig konservativ therapiert. Das funktionelle Ergebnis ist bei einer Operation über 6 bis 8 Wochen nach der Verletzung schlechter als bei einer Operation, die früher durchgeführt wird.
Literatur
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