Musculus biceps brachii
Synonyme: zweiköpfiger Oberarmmuskel, Armbeuger, Bizeps
Englisch: biceps muscle
Definition
Der Musculus biceps brachii ist ein großer zweiköpfiger und zweigelenkiger Muskel, der zur Gruppe der Oberarmmuskeln gehört. Die beiden Köpfe des Muskels bezeichnet man als "Caput longum" und "Caput breve".
Verlauf
Ursprung
Der Ursprung des langen Kopfes (Caput longum) ist das Tuberculum supraglenoidale der Scapula. Der kurze Kopf (Caput breve) dagegen entspringt sehnig vom Processus coracoideus der Scapula (Rabenschnabelfortsatz).
Ansatz
Der sehnige Ansatz des Musculus biceps brachii ist die Tuberositas radii des Radius. Das Caput breve inseriert im distalen Teil der Tuberositas, während die Sehnenfasern des Caput longum weiter proximal in den Apex der Tuberositas einstrahlen. Die Ansatzsehne ist partiell oder vollständig von einem Schleimbeutel umgeben, der Bursa bicipitoradialis. Zusätzlich kann zur Ulna hin eine Bursa cubitalis interossea vorliegen.
Eine oberflächliche Abspaltung der kräftigen Ansatzsehne, die Aponeurosis musculi bicipitis - veraltet auch Lacertus fibrosus genannt - entsendet Fasern in die Unterarmfaszie. Der Musculus biceps brachii läuft damit über 2 Gelenke, das Schulter- und Ellenbogengelenk.
Besonderheiten
Der Muskel ist in seinem Verlauf vom Musculus deltoideus überdeckt, so dass die Teilung erst erkennbar ist, wenn man diesen Muskel bei der Präparation entfernt. Die Ursprungssehne des längeren Bizepskopfs (Caput longum) zieht durch den Sulcus intertubercularis des Humerus und anschließend durch die Gelenkkapsel des Schultergelenks zu ihrem Ursprung am Tuberculum supraglenoidale der Scapula - umgeben von der Vagina synovialis intertubercularis. Der Verlauf der Sehne in Bezug auf das Schultergelenk ist intrakapsulär, jedoch extrasynovial.
Die Ursprungssehne des kurzen Bizepskopfs ist teilweise mit der Ursprungssehne des Musculus coracobrachialis verschmolzen.
siehe auch: Lange Bizepssehne, Bizepssehnenanker
Varietät
In ca. 10% der Fälle kann ein zusätzliches Caput tertium vom Humerus entspringen und sich dem Muskelbauch anschließen.
Innervation
Die Innervation des Musculus biceps brachii erfolgt durch den Nervus musculocutaneus aus dem Plexus brachialis (Segmente: C5-C6 bzw. C7).
Topografie
Zwischen dem Musculus biceps brachii und dem Musculus triceps brachii sind medial und lateral zwei Weichteilrinnen ausgeformt, der Sulcus bicipitalis medialis und der Sulcus bicipitalis lateralis. Im Sulcus bicipitalis medialis laufen die Arteria brachialis, der Nervus ulnaris und der Nervus medianus. Im Sulcus bicipitalis lateralis befindet sich der Nervus radialis.
Funktion
Supination des Unterarms
Der Musculus biceps brachii ist der stärkste Supinator des Unterarms. Hierbei wird er vom Musculus supinator unterstützt. Die supinatorische Wirkung des Musculus biceps brachii nimmt mit steigender Beugung zu. Bei gestrecktem Unterarm ist seine Wirkung schwach - hier wird die Supination vom Musculus supinator erreicht.
Flexion im Ellenbogengelenk
Der Musculus biceps brachii ist zusammen mit dem Musculus brachialis für die Flexion (Beugung) des Unterarms im Ellenbogengelenk verantwortlich. In dieser Funktion ist der Bizeps der direkte Antagonist des Musculus triceps brachii. Die Flexion ist in Supinationsstellung am stärksten. In Pronationsstellung ist sie schwach. Hier überwiegt die Flexionswirkung des Musculus brachioradialis und brachialis.
Wirkung auf das Schultergelenk
Im Schultergelenk verursacht die Kontraktion des Caput longum eine geringe Abduktionsbewegung des Arms sowie eine leichte Innenrotation, die Kontraktion des Caput breve eine geringe Adduktion. Die Kontraktion beider Köpfe resultiert in einer Anteversion des Arms. Außerdem spannt er über seinen Ansatz in der Aponeurosis musculi bicipitis die Unterarmfaszie.
Klinik
Die neurologische Überprüfung der Innervation des Musculus biceps brachii erfolgt mit Hilfe des Bizepssehnenreflexes.
Vor allen bei älteren Menschen oder aufgrund einer Überbeanspruchung kann es zu einem traumatischen Riss der Muskelsehne kommen, der als Bizepssehnenruptur bezeichnet wird. Eine Verlagerung der langen Ursprungssehne des Musculus biceps brachii aus dem Sulcus intertubercularis in die Articulatio humeri durch eine Läsion der Rotatorenintervallschlinge nennt man Pulley-Läsion.
um diese Funktion zu nutzen.