Osteochondrale Läsion der Schulter
Synonyme: Osteochondrale Läsion des Schultergelenks, osteochondrale Verletzung der Schulter, osteochondraler Defekt der Schulter, Osteochondrosis dissecans der Schulter
Englisch: osteochondral injury of the shoulder, osteochondral defect, osteochondral lesion, osteochondritis dissecans
Definition
Die osteochondrale Läsion der Schulter, ist eine traumatische Verletzung der Gelenkflächen des Schultergelenks, das heißt von Humeruskopf und/oder Cavitas glenoidalis.
Epidemiologie
Eine osteochondrale Läsion (OCD) im Schultergelenk tritt meist bei Personen zwischen dem 15. und 40. Lebensjahr auf. Männer sind häufiger betroffen.
Ätiologie
Ursache einer osteochondralen Läsion ist eine Scherverletzung der Gelenkoberfläche.
Verletzungsmuster
Eine OCD ist häufig mit anderen Verletzungen assoziiert. Dazu zählen:
- Bankart-Fraktur, große Hill-Sachs-Fraktur bei anteriorer Schultergelenkluxation – oft mit Kapselverletzung.
- Umgekehrte Bankart-Fraktur, umgekehrte Hill-Sachs-Fraktur bei posteriorer Schultergelenkluxation
- GLAD-Läsion: Knorpelverletzung und oberflächlicher Riss des anteroinferioren Labrums
- GARD-Läsion: Chondraler oder osteochondraler Defekt und Labrumriss (anterior oder posterior)
- Rotatorenmanschetten-Impingement und -Ruptur (ca. 1/3 der Fälle)
- Inneres Schulterimpingement
Sehr häufig befinden sich kranial, medial und ventral am Humeruskopf Knorpelläsionen. Dabei ist oft ein Zusammenhang mit einer Tendinopathie der langen Bizepssehne plausibel. Weiterhin ist ein in den Recessus articularis umgeschlagener Knorpelflap charakteristisch, der gehäuft bei Schulterinstabilität vorkommt.
Klinik
Eine OCD der Schulter führt zu Schulterschmerzen. Freie Gelenkkörper können zu einer Gelenkblockierung mit Bewegungseinschränkung führen.
Klassifikation
Wie bei allen osteochondralen Läsionen erfolgt eine Einteilung nach Outerbridge oder ICRS. Vereinfacht werden folgende Grade unterschieden:
- Grad 1: kein Defekt (Knorpelerweichung intraoperativ)
- Grad 2: Läsionstiefe < 50 % der Knorpeldicke
- Grad 3: Läsionstiefe > 50 % der Knorpeldicke
- Grad 4: Knorpeldefekt in voller Tiefe mit darunterliegenden Knochenveränderungen
Diagnostik
Konventionelles Röntgen
Eine osteochondrale Läsion ist im konventionellen Röntgenbild nicht erkennbar.
Computertomographie
In der Computertomographie (CT) kann möglicherweise eine subchondrale Zyste oder eine Sklerosezone auffallen.
Bei der CT-Arthrographie füllt das Kontrastmittel den fokalen Knorpeldefekt aus. Weiterhin kann ein chondraler Gelenkkörper auffallen.
Magnetresonanztomographie
In der Magnetresonanztomographie (MRT) zeigt sich in in der PDw-FS eine mit hyperintenser Flüssigkeit-gefüllte fokale Knorpelläsion entlang der Gelenkfläche von Humeruskopf oder Cavitas glenoialis sowie eine darunterliegende subchondrale Knochenverletzung, ggf. mit Knochenödem und subchondraler Zystenbildung. Weiterhin können freie Gelenkkörper auffallen.
Das MR-Arthrogramm ist die sensitivste Untersuchung zur Erkennung von Knorpeldefekten, chrondralen Gelenkkörpern sowie Labrumrissen.
Differenzialdiagnosen
- zentrale knorpelfreie Bare Area des Glenoids: Normvariante
- Omarthrose: zusätzlich Osteophyten, subchondrale Sklerose
- Osteonekrose: geschlängeltes Doppellinienzeichen im Humeruskopf
Therapie
Bei anhaltenden Schmerzen ist in der Regel eine Operation indiziert. Neben Débridement und Lavage kommen bei großen Läsionen Mikrofrakturierung, Mosaikplastik und OATS (osteoartikuläre Transplantation) in Frage.
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