Tendinopathie der langen Bizepssehne
Synonyme: Tendinitis der langen Bizepssehne, Tendinose der langen Bizepssehne, Tenosynovitis der langen Bizepssehne
Englisch: long head biceps tendinopathy
Definition
Als Tendinopathie der langen Bizepssehne werden degenerative Veränderungen der langen Bizepssehne (LBS) bezeichnet.
Terminologie
Neben der Bezeichnung "Tendinopathie" wird auch der Begriff "Tendinitis" verwendet, wenn eine zusätzliche inflammatorische Komponente vorliegt, die mit Schmerzen einhergeht. Korrekter wäre die Bezeichnung Tenosynovitis.
Epidemiologie
Haupterkrankungsalter ist das 40. bis 60. Lebensjahr. Radiologische Zeichen einer Tendinopathie finden sich in 10 bis 25 % der Schulter-MRTs.
Ätiologie
Mit 95 % der Fälle sind ein Impingementsyndrom und eine Rotatorenmanschettenruptur die Ursache einer Tendinopathie der langen Bizepssehne. Selten findet sich eine primäre isolierte Tendinopathie bzw. Tenosynovitis. Dabei können Osteophyten entlang des Sulcus intertubercularis humeri oder eine kongenitale Supratubercular Ridge vorliegen.
Assoziierte Begleitverletzungen sind:
- Dislokation bzw. Subluxation der langen Bizepssehne
- Subscapularissehnenruptur
Pathohistologie
Die Tendinopathie ist gekennzeichet durch eine mukoide Degeneration sowie mikroskopische Risse.
Einteilung
Die Klassifikation nach Slätis und Aalto unterscheidet anhand der Ätiologie zwischen drei Formen:[1]
- Impingement-Tendinopathie: sekundär bei Impingementsyndrom und Rotatorenmanschettenruptur. Der Kontakt der intraartikulären Sehne zum korakoakromialen Bogen führt zur Tendinopathie.
- Subluxation-Tendinopathie: isoliert oder in Kombination mit Rissen des Musculus supraspinatus und des Musculus subscapularis. Wenn die Sehne in ihrem Sulcus hinein- und herausgleitet, kommt es zu Entzündungen und Ausfransungen. Die Bizepsrinne wird im Verlauf flacher, da sie sich mit Narbengewebe füllt.
- Attrition-Tendinopathie: seltene primäre Läsionen der Bizepssehne innerhalb der zu engen Bizepsrinne. Die Tenosynovitis verursacht die Bildung von Spornen und eine zunehmende Verengung der Sehnenrinne. Diese Zustand ist äußerst schmerzhaft und selten.
Klinik
Normalerweise verursacht die Tendinopathie keine Beschwerden. Bei entzündlichen Veränderungen treten anteriore Schulterschmerzen auf, die in den Arm ausstrahlen. Weiterhin fallen Schmerzen bei Palpation der Bizepsrinne sowie Schmerzen beim Heben oder Ziehen auf.
Diagnostik
Neben der körperlichen Untersuchung werden bildgebende Verfahren eingesetzt. Mittel der Wahl ist die Magnetresonanztomographie (MRT), wobei schräg sagittale Schichten für den intra- und axiale Schichten für den extraartikulären Anteil sinnvoll sind.
Magnetresonanztomographie
In T1w- und T2w-FS-Sequenzen zeigt sich eine diffus oder fokal verdickte Sehne mit irregulären Rändern und erhöhtem intratendinösem Signal. Am häufigsten ist der Übergang ("Genu") zwischen dem intra- und extraartikulären Segment betroffen. Bei fokaler Schwellung in dieser Zone spricht man auch von einem "Hourglass-Bizeps", weil die Form an eine Sanduhr erinnert.
In der T2w-FS-Sequenz zeigt sich weiterhin eine Signalanhebung um die Sehne. Im Gegensatz zum Sehnenscheidenerguss sprechen die unregelmäßige Verdickung und/oder Kontrastmittelanreicherungen für eine Tenosynovitis.
In der MR-Arthrographie können die Konturunregelmäßigkeit sowie die Kaliberirregularitäten der Sehne besser erkannt werden.
Sonographie
In der Sonographie zeigen sich innerhalb der verdickten Sehne hypoechogene Areale. Die Palpation mit dem Schallkopf führt zu Schmerzen. In der umgebenden Synovialis fällt ein erhöhter Dopplerfluss auf.
Differenzialdiagnosen
- Teilruptur der langen Bizepssehne: starke Signalanhebung und/oder Defekt, der bis zur Sehnenoberfläche reicht. Meist verdünnte Sehne.
- Impingement der Rotatorenmanschette: kommt bei 95 % der Patienten mit Bizeps-Tendinopathie vor
- Magic-Angle-Artefakt: kann durch abnehmende Signalintensität in der T2w-Sequenz erkannt werden.
Therapie
Neben Ruhigstellung und Einnahme von entzündungshemmenden NSAR kommt eine Sonographie-gesteuerte Injektion von Glukokortikoiden in die Sehne in Frage. In einigen Fällen sind operative Maßnahmen indiziert:
Literatur
- Burke CJ et al. MRI, arthroscopic and histopathologic cross correlation in biceps tenodesis specimens with emphasis on the normal appearing proximal tendon, Clin Imaging. 2019;54:126-132
Quellen
- ↑ Slätis P, Aalto K. Medial dislocation of the tendon of the long head of the biceps brachii, Acta Orthop Scand. 1979;50(1):73-77
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