Little-League-Shoulder
Synonyme: Epiphysiolyse des proximalen Humerus, Salter-Harris-Fraktur Typ I des proximalen Humerus
Englisch: little league shoulder, little leaguer shoulder, little leaguer's shoulder, proximal humerus epiphysiolysis, proximal humerus Salter-Harris I stress fracture
Definition
Als Little-League-Shoulder wird eine Verletzung der Epiphysenfuge des proximalen Humerus bezeichnet, die durch übermäßige Rotationsbelastungen im Schultergelenk entsteht.
Epidemiologie
Die Stressverletzung tritt typischerweise bei 11- bis 16-jährigen Jungen auf. Betroffen sind insbesondere Pitcher beim Baseball, Bowler beim Cricket sowie seltener Tennis-, Volleyball- und Badmintonspieler.
Ätiologie
Die Little-League-Shoulder wird durch wiederholte Mikroverletzungen der Epiphysenfuge verursacht. Es handelt sich um eine Epiphysiolyse und somit um eine Epiphysenfugenverletzung Typ I nach Salter-Harris.
Klinik
Typische Beschwerden bei der Little-League-Shoulder sind Schulterschmerzen beim Werfen bzw. bei Überkopfbewegungen. Bei Palpation des proximalen Humerus sowie bei Außenrotation des Humerus gegen Widerstand werden ebenfalls Schmerzen angegeben. Weiterhin kann eine Schulterschwäche auffallen.
Diagnostik
Die radiologischen Veränderungen bei der Little-League-Shoulder sind meist nur subtil. Im a.p.- und axialer Röntgenaufnahme der Schulter fällt eine erweiterte Epiphysenfuge des proximalen Humerus auf. Die Verbreiterung ist insbesondere lateral ausgeprägt, wobei beachtet werden muss, dass auch eine normale Epiphysenfuge lateral leicht verbreitert ist. In unklaren Fällen sollte die gegenüberliegende Schulter zum Vergleich untersucht werden. Weiterhin erscheint die metaphyseale Oberfläche der Epiphysenfuge irregulär, sklerosiert und schlecht abgrenzbar. Im chronischen Stadium fallen Periostreaktionen, Sklerose, subperiostale Zysten, Demineralisierung und eine Fragmentierung auf.
Bei unauffälligen Röntgenbildern und weiterhin bestehendem Verdacht auf eine Little-League-Shoulder sollte eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt werden. Die Verbreiterung der Epiphysenfuge ist insbesondere in T1w-Sequenzen erkennbar. In der T2w-FS-Sequenz lassen sich neben einem erhöhten Signal in der verbreiterten Epiphysenfuge auch eine Periostitis sowie in der angrenzenden Epiphyse und Metaphyse ein Knochenmarködem ausmachen.
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch müssen weitere Verletzungen in Betracht gezogen werden, die ebenfalls bei überkopf-werfenden Sportlern auftreten. Dazu zählen:
- SLAP-Läsion
- Zerrung der Rotatorenmanschette
- pathologisches inneres Impingement
- Stressverletzung der akromialen Epiphysenfuge
Weitere Differenzialdiagnosen sind:
- Akute Epiphysenfugenverletzung: plötzlicher Schulterschmerz nach akutem Trauma. Dabei kann die Epiphysenfuge auch disloziert sein.
- Infektion: Fieber, Entzündungsparameter, irreguläre Dastellung insbesondere der metaphysealen Oberfläche der Epiphysenfuge
- Rachitis, renale Osteodystrophie: bilateral und keine fokalen Schmerzen
Therapie
Bei der Little-League-Shoulder sollte der Sport für mindestens 6 Wochen pausiert werden. Bis zur beschwerdefreien Wiederaufnahme des Sports vergehen meist 3 Monate. Eine Operation ist nur selten notwendig.
Prognose
Bei körperlicher Schonung bzw. Sportpause verschwinden in der Regel die Schmerzen. Die verbreiterte Epiphysenfuge kann bestehen bleiben, auch wenn der Patient asymptomatisch ist und das Werfen wieder aufgenommen hat.
Literatur
- Hatem SF et al. MRI of Little Leaguer's shoulder, Skeletal Radiol. 2006;35(2):103-106
- Zaremski JL, Krabak BJ Shoulder injuries in the skeletally immature baseball pitcher and recommendations for the prevention of injury, PM R. 2012;4(7):509-516
- Saltzman BM et al. Upper extremity physeal injury in young baseball pitchers, Phys Sportsmed. 2014;42(3):100-111
- Popkin CA et al. Evaluation and management of pediatric proximal humerus fractures, J Am Acad Orthop Surg. 2015;23(2):77-86