Verletzung des Musculus deltoideus
Synonyme: Musculus-deltoideus-Veletzung, Deltoideus-Verletzung
Englisch: deltoid muscle injury, deltoid muscle tear, deltoid muscle strain, deltoid muscle dehiscence, deltoid muscle detachment
Definition
Epidemiologie
Verletzungen des Musculus deltoideus sind selten und treten bei Frauen doppelt so häufig auf wie bei Männern. Spontane Einrisse finden sich insbesondere bei Personen zwischen dem 70 und 75. Lebensjahr.
Ätiologie
Verletzungen des Musculus deltoideus können posttraumatisch auftreten, z.B. bei einem Auto- oder Sportunfall. Dabei ist meist das mittlere Drittel betroffen.
Risse des Musculus deltoideus sind meist mit einer massiven Rotatorenmanschettenruptur assoziiert. Ursächlich ist das Reiben des Tuberculum majus humeri an der myotendinösen Verbindung sowie das Erodieren der Enthese durch den Humerushochstand.
Vorherige Operationen der Rotatorenmanschette prädisponieren für eine Verletzung des Musculus deltoideus. Bei der Akromioplastik wird auch ein Teil des Musculus deltoideus entfernt, sodass es leichter zu einer Ablösung des Muskelansatzes (Detachment) kommen kann. Offene Rotatorenmanschettenreparaturen können die Entnahme des Musculus deltoideus erfordern, wobei auch nach Monaten bis Jahren eine Dehiszenz an der Wiederbefestigungssttelle auftreten kann.
Klassifikation
- Muskelzerrung: gefiedertes Ödem entlang der Muskelfasern, z.B. durch übermäßiges Videospielen ("Wii-itis"). Meist gleichzeitiges Trizepsödem.
- Partialruptur: betrifft meist die Unterseite der Sehne
- Komplette Ruptur
- Detachment: vollständige Ablösung (meist nach vorheriger Rotatorenmanschettenoperation)
- Kontusion: fokales Muskelödem durch direktes Trauma
Klinik
Verletzungen des Musculus deltoideus führen meist zu Schulterschmerzen, Muskelschwäche und tastbarem Defekt.
Diagnostik
Neben der körperlichen Untersuchung kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz. Methode der Wahl ist die Magnetresonanztomographie (MRT). Hierbei zeigt sich meist ein Muskeldefekt mit einem fokalen T2w-hyperintensen Ödem. Weiterhin können ein subkutanes Ödem oder intramuskuläre Zysten auffallen. In der Sonographie ist ein echoarmer Bereich im Deltamuskel auffällig.
Differenzialdiagnostik
- Muskelkontraktur: Durch wiederholte intramuskuläre Injektionen kann sich ein fibrotischer Strang vom Akromion zur Tuberositas deltoidea entwickeln.[1][2]
- Denervationsödem und Muskelatrophie:
- Altersbedingte Muskelatrophie: meist ist der Musculus supraspinatus stärker betroffen als der Musculus deltoideus
- postoperative Muskelatrophie: häufiger bei klassischer offener Rotatorenmanschettenreparatur
- Denervationsatrophie mit vorherigem Muskelödem: Quadrilateral-Space-Syndrom, Parsonage-Turner-Syndrom, Verletzungen des Nervus axillaris (nach Schulterluxation oder Humerusfraktur)
Therapie
Bei Verletzungen des Musculus deltoideus erfolgt meist eine konservative Therapie. Einrisse des Musculus deltoideus stellen eine Kontraindikation für eine inverse Schulterendoprothese dar.
Literatur
- Ilaslan H et al. Deltoid muscle and tendon tears in patients with chronic rotator cuff tears, Skeletal Radiol. 2007;36(6):503-507
- Moser T et al. The deltoid, a forgotten muscle of the shoulder, Skeletal Radiol. 2013;42(10):1361-1375
- Colak C et al.Magnetic resonance imaging of deltoid muscle/tendon tears: a descriptive study, Skeletal Radiol. 2021;50(10):1995-2003
Quellen
- ↑ Ogawa K et al. Deltoid contracture: MR imaging features, Clin Radiol. 2001;56(2):146-149
- ↑ Banerji D et al. Deltoid contracture: a study of nineteen cases, Indian J Orthop. 2008;42(2):188-191
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