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Os acromiale

Synonym: Acromion bipartita
Englisch: os acromiale, bipartite acromion, unfused acromial apophysis

1. Definition

Das sogenannte Os acromiale ist eine Normvariante, die bei ca. 2 bis 8 % der Bevölkerung und in ca. 60 % der Fälle bilateral vorkommt.

2. Ursache

Das Akromion weist drei Ossifikationszentren auf, von distal nach proximal:

  • Prä-Akromion: am weistesten distal bzw. anterior
  • Meso-Akromion: mittig
  • Meta-Akromion: posterolateral angrenzend an die Akromionbasis der Scapula

Normalerweise verschmelzen die Ossifikationszentren mit der Basis des Akromions bis zum 25. Lebensjahr. Unterbleibt die Verschmelzung, bleibt ein Os acromiale zurück. Ursächlich ist möglicherweise eine Non-Union nach Stressfraktur bzw. akromialer Apophysiolyse. Genetische Faktoren scheinen ebenfalls eine Rolle zu spielen.

siehe auch: Ossifikationsstörung

3. Formen

Je nach Verschmelzungsmuster unterscheidet man mehrere Formen:

  • Typ A (77 %): am posterioren Anteil des Meso-Akromions.
  • Typ B (15 %): zwischen Meso- und Prä-Akromion. Oft < 4 mm klein. Kann bei Schmerzen oft komplikationslos reseziert werden.
  • Typ C (2 %): zwischen Meta-Akromion und Akromionbasis.
  • Typ D: zwischen Prä- und Meso-Akromioon sowie Meso- und Metaakromion (Bipartites Os acromiale)
  • Typ E: zwischen Prä- und Meso-Akromion und Meta-Akromion und Akromionbasis
  • Typ F: zwischen Meso- und Meta-Akromion und Meta-Akromion und Akromionbasis
  • Typ G: fehlende Fusion zwischen allen drei Ossifikationszentren (Tripartites Os acromiale)

4. Klinik

Ein Os acromiale verursacht in der Regel keine Beschwerden.

Ein sogenanntes instabiles Os acromiale ist möglicherweise assoziiert mit einem erhöhten Risiko eines Schulterimpingements und einer Rotatorenmanschettenruptur. Postuliert wird ein dynamisches Impingement, verursacht durch den Zug des Musculus deltoideus, der das Os acromiale nach kaudal zieht und den Musculus supraspinatus einengt. Weiterhin können inferiore Osteophyten an der Pseudarthrose die Supraspinatussehne reizen. Ein instabiles Os acromiale kann weiterhin mit einer Arthrose im AC-Gelenk assoziiert sein. Außerdem kann das Os acromiale zu Schmerzen führen.

5. Diagnostik

5.1. Konventionelles Röntgen

Bei einem Os acromiale findet man in Röntgenaufnahmen eine lineare Aufhellungslinie mit sklerotischen Rändern im Akromion. Die Linie verläuft normalerweise senkrecht zum AC-Gelenk. Sie ist am besten in axialer Projektion erkennbar. Im Röntgenbild kann ein stabiles nicht von einem instabilen Os acromiale unterschieden werden.

5.2. Computertomographie

In der Computertomographie (CT) zieht eine dünne Linie durch das Akromion. Die Synchondrose weist sklerotische Ränder auf. Das Os acromiale kann Osteophyten und subchondrale Zysten aufweisen.

5.3. Magnetresonanztomographie

In der Magnetresonanztomographie (MRT) ist das Os acromiale am besten in axialen Schichten erkennbar. Dabei finden sich folgende Befunde:

  • T1w: Es besteht eine signalarme Linie durch das Akromion, meist hinter dem AC-Gelenk. Osteophyten entlang der Synchondrose sind möglich. Im sagittalen Bild kann der Abstand zwischen Os acromiale und der Akromionbasis beurteilt werden.
  • T2w-FS: Bei einem stabilen Os acromiale zeigt sich ein geringes bis mittleres Signal an der Synchondrose. Bei einem instabilen Os acromiale besteht hingegen ein starkes Signal an der Synchondrose und/oder ein umgebendes Knochenmarködem. Es ist mit Schmerzen assoziiert, jedoch nicht mit Impingement oder Rotatorenmanschettenrupturen. Eine Pseudarthrose oder Non-Union macht sich durch ein Flüssigkeits-isointenses Signal an der Artikulation bemerkbar. Eine Assoziation zu Impingement oder Rotatorenmanschettenrupturen ist umstritten.

5.4. Sonographie

In der Sonographie zeigt sich eine lineare hypoechogene Region in der sagittalen Längsansicht des Akromions.

6. Differenzialdiagnosen

Klinisch müssen folgende Differenzialdiagnosen erwogen werden:

Radiologisch kommen folgende Differenzialdiagnosen in Frage:

  • Normale Apophyse bei jungen Erwachsenen: gewölbte, gelappte Epiphyse, die zuletzt zwischen Prä- und Meso-Akromion fusioniert. Die Ossifikationszentren erscheinen im Alter von 14 Jahren. Bei einer Stressverletzung (Apophyseolyse) finden sich lokale Schmerzen.
  • Akromionfraktur: keine sklerotische Ränder an der meist schräg ausgerichteten Aufhellungslinie.
  • Tendinosis calcarea der Supraspinatussehne

7. Therapie

Bei Schmerzen kommt eine intraartikuläre Injektion von Lokalanästhetika in Frage. Insbesondere bei kleinem Os acromiale kann auch eine Resektion erwogen werden.

Bei einem instabilen Os acromiale und geplanter Impingement-Operation kann das Os acromiale entfernt werden, insbesondere bei einer Größe < 4 mm oder bei Typ B. Die besten Ergebnisse liegen bei arthroskopischer Technik vor. Dabei sollte möglichst viel vom Musculus deltoideus erhalten werden. Bei einem großen Os acromiale kann im Rahmen der subakromialen Dekompression eine Fusion mittels Schrauben, Drähten und Knochentransplantaten durchgeführt werden.

Peer-Review durch Bijan Fink

8. Literatur

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