Osteolyse der distalen Clavicula
Synonyme: Osteolyse der lateralen Clavicula, Osteolyse der lateralen Klavikula, posttraumatische Osteolyse der distalen Clavicula, atraumatische Osteolyse der distalen Clavicula
Englisch: atraumatic osteolysis of distal clavicle, AODC, distal clavicle osteolysis, DCO, stress-induced osteolysis, clavicular osteolysis
Definition
Die Osteolyse der distalen Clavicula, kurz DCO, ist eine Knochennekrose mit anschließender Resorption und Defektheilung des lateralen Schlüsselbeins.
Ätiologie
Die genaue Ursache der Osteolyse der distalen Clavicula ist derzeit (2022) unklar. Es werden zwei Formen unterschieden:
- posttraumatische Osteolyse der distalen Clavicula: subchondrale Fraktur im Rahmen einer Akromioklavikulargelenkverletzung führt Wochen bis Jahre später zu der Osteolyse.
- atraumatische Osteolyse der distalen Clavicula (AODC): insbesondere junge männliche Patienten mit ausgiebigem, regelmäßigem Krafttraining der oberen Extremität. Ursächlich sind vermutlich repetitive Mikrotraumata, die zu einer Ermüdungsfraktur führen.
Vermutete pathogenetische Mechanismen für die Knochenresorption der distalen Clavicula sind:
- milde chronische Instabilität nach dem Trauma oder nach einer nicht-adäquaten chirurgischen Fixierung
- posttraumatische Synovialitis
- autonome Dysfunktion
Klinik
Bei der Osteolyse der distalen Clavicula beklagen die Patienten meist milde Schmerzen im Bereich des Akromioklavikulargelenks. Teilweise findet sich eine Krepitation bei der Palpation sowie eine gering verminderte Beweglichkeit.
Diagnostik
Konventionelles Röntgen
In Frühstadien ist das Röntgenbild unauffällig. Gegebenenfalls finden sich Zeichen einer vorherigen ACG-Luxation (z.B. erweiteter Gelenkspalt). Anschließend kommt es zu einer fokalen Demineralisierung der subchondralen Knochenplatte der distalen Clavicula. Im chronischen Stadium ist die Resorption auf ein 0,5 bis 3 cm breites Areal der distalen Clavicula beschränkt. Subchondrale Zysten können vorkommen. Außerdem sind Erosionen des Akromions möglich.
Magnetresonanztomograhie
Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist die Methode der Wahl. Es findet sich eine irreguläre, unscharf begrenzte subchondrale Knochenplatte sowie bei einigen Patienten eine in der T1w- und T2w-FS-Sequenz hypointense subchondrale Linie. In der T1w erscheint die distale Clavicula signalarm, in der T2w-FS zeigt sich ein Knochenmarködem. Auch zystische Veränderungen können vorkommen.
Differenzialdiagnosen
- Knochenmarködem in der distalen Clavicula: findet sich in 12 % der Fälle im MRT der Schulter. Ist meistens asymptomatisch und kann eine Frühform der DCO darstellen. Tritt auch bei früher Arthrose (asymmetrische Gelenkspaltverschmälerung, Osteophyten) auf.
- septische Arthritis des AC-Gelenks: Resorption der distalen Clavicula und des medialen Akromions
- rheumatoide Arthritis: Erosionen an den Gelenkrändern der distalen Clavicula und des medialen Akromions. Weitere Gelenke betroffen.
- Hyperparathyreoidismus: assoziierte subligamentäre und subperiostale Resorption. Weitere Gelenke betroffen. Laborchemische Auffälligkeiten.
- weitere Systemerkrankungen (Sklerodermie, Gorham-Stout-Krankheit).
Therapie
Es existiert keine kausale Therapie. Zunächst wird eine Trainingspause bzw. eine Immobilisation empfohlen. Möglicherweise ist das Risiko einer zukünftigen ACG-Arthrose erhöht.
Literatur
- Kassarjian A et al. Distal clavicular osteolysis: MR evidence for subchondral fracture, Skeletal Radiol. 2007;36(1):17-22
- Roedl JB et al. Frequency, imaging findings, risk factors, and long-term sequelae of distal clavicular osteolysis in young patients, keletal Radiol. 2015;44(5):659-666
- Kennedy BP et al. Radiographic features and complications following coracoclavicular ligament reconstruction, Skeletal Radiol. 2020;49(6):955-965
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