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Pneumonie

Synonym: Lungenentzündung
Englisch: pneumonia

1. Definition

Eine Pneumonie ist eine akut oder chronisch verlaufende Entzündung des Lungengewebes. Ursache einer Pneumonie können Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten, Aspiration von Magensaft, Gifte (beispielsweise durch Einatmen ätzender Gase) und andere Faktoren sein.

2. ICD10-Codes

  • J18.-: Pneumonie, Erreger nicht näher bezeichnet
  • J17.-: Pneumonie bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
  • P23.9: Angeborene Pneumonie, nicht näher bezeichnet
  • J84.9: Interstitielle Lungenkrankheit, nicht näher bezeichnet

3. Epidemiologie

Ambulant erworbene Pneumonien sind nach Durchfallerkrankungen die am zweithäufigsten registrierte Infektionskrankheit. Rund 90 % der Erkrankungen sind bakteriellen Ursprungs.

Die Inzidenz in der Gesamtbevölkerung wird in Deutschland auf 1 bis 11 Fälle pro 1.000 Einwohner und Jahr geschätzt. Bei Altenheimbewohnern liegt die Inzidenz bei 68 bis 114 Fällen pro 1.000 Personen. Insgesamt geht man von rund 400.000–600.000 Fällen pro Jahr in Deutschland aus.

Über 30 % der Erkrankten werden hospitalisiert, etwa 10 % müssen intensivmedizinisch behandelt werden. Pro Jahr sterben etwa 20.000 Menschen in Deutschland an den Folgen einer Pneumonie.

4. Einteilung

4.1. ...nach Histopathologie

Nach histopathologischen Gesichtspunkten unterteilt man Pneumonien in:

Häufig finden sich jedoch Mischformen.

4.1.1. Alveoläre Pneumonie

Bei der alveolären Pneumonie spielt sich die Entzündung innerhalb der Lungenbläschen (Alveolen) ab. Man kann sie weiter in zwei Unterformen unterteilen:

  • Bronchopneumonie: Bronchopneumonien sind multifokale Herdpneumonien, bei denen die Entzündung von verschiedenen Infektionsherden der Bronchien auf das Lungengewebe übergreift. Die Entzündung kann ein oder mehrere Lungenläppchen betreffen und tritt meist in mehreren Lungenlappen gleichzeitig auf. Eine Bronchopneumonie kann endobronchial, peribronchial oder hämatogen entstehen.
  • Lobärpneumonie: Ein ganzer Lungenlappen ist von der Entzündung betroffen. Diese Form ist durch einen Ablauf in typischen Stadien charakterisiert und ist im Gegensatz zur Bronchopneumonie territorial gebunden. Man unterscheidet nach dem Sitz der Infektion weiter in:
    • Unterlappenpneumonie
    • Mittellappenpneumonie
    • Oberlappenpneumonie

4.1.2. Interstitielle Pneumonie

Die interstitielle Pneumonie betrifft nicht die Alveolen, sondern das Interstitium, d.h. die schmale Bindegewebsschicht zwischen den Alveolen und den Blutgefäßen. Die Ursachen - soweit sie überhaupt identifizierbar sind - können unterschiedlich sein. Unter anderem kommen Infekte und inhalative Noxen (z.B. Zigarettenrauch) in Betracht.

Interstitielle Pneumonien durch Infekte entstehen meist dadurch, dass Erreger von den Alveolarmakrophagen aufgenommen und ins Stützgewebe verschleppt werden.

Interstitielle Pneumonien können nach ihrem Verlauf weiter unterteilt werden in:

Interstitielle Pneumonien, deren Ursache unbekannt ist, werden als idiopathische interstitielle Pneumonien (IIP) bezeichnet. Zu ihnen zählen unter anderem die bei Rauchern vorkommende desquamative interstitielle Pneumonie (DIP) und die lymphozytäre interstitielle Pneumonie (LIP).

4.2. ...nach Ort des Erwerbs

Nach dem Ort der Ansteckung bzw. des Auftretens der Pneumonie unterscheidet man die

  • ambulant erworbene Pneumonie: Außerhalb einer medizinischen Einrichtung erworben (auch: communitiy acquired pneumonia, CAP)
  • nosokomial erworbene Pneumonie: Durch Mikroorganismen hervorgerufene Erkrankung, die in zeitlichem Zusammenhang mit dem Aufenthalt in einer medizinischen Einrichtung (z.B. einem Krankenhaus) steht
    • Die im Krankenhaus erworbene Pneumonie heißt auch "hospital acquired pneumonia" (HAP).
    • Eine weitere Untergruppe ist die "ventilator associated pneumonia" (VAP), im Deutschen als "beatmungsassoziierte Pneumonie" bezeichnet.

4.3. ...nach Begleitumständen

Nach den Umständen des Auftretens unterteilt man Pneumonien in die

4.4. ...nach klinischem Verlauf

5. Erreger

Die Kenntnis des Erregerspektrums der Pneumonie ist für den behandelnden Arzt wichtig, da im Rahmen der Therapie einer Pneumonie noch vor der endgültigen Erregerdiagnose die Einleitung einer kalkulierten Antibiotikatherapie notwendig sein kann.

Häufigkeit Erreger
sehr häufig (40 - 50 %) Streptococcus pneumoniae
gelegentlich (5 - 10 %) Haemophilus influenzae
Mycoplasma pneumoniae
Enterobacteriaceae
Respiratorische Viren: RSV, Adenoviren, Influenzaviren
selten (< 5 %) Legionellen
Staphylococcus aureus
Chlamydophila pneumoniae
ca. 20 - 25 % Erreger ungeklärt

Die verschiedenen Formen der Pneumonie unterscheiden sich bezüglich ihrer Erreger, die im Folgenden zusammenfassend wiedergegeben werden.

5.1. Ambulant erworbene Pneumonien

5.1.1. Alveolär

5.1.2. Interstitiell

5.2. Nosokomial erworbene Pneumonien

Bei nosokomial erworbenen Pneumonien sind Kenntnisse über das im jeweiligen Krankenhaus vorherrschende Erregerspektrum nützlich. Es lässt sich eine Zunahme der Inzidenz gramnegativer Erreger sowie Vancomycin-resistenter Enterokokken beobachten (Stand 2021).

5.2.1. Alveolär

5.2.2. Interstitiell

Bei beatmeten Patienten sind überproportional häufig gramnegative Stäbchen wie Pseudomonas aeruginosa verantwortlich.

5.3. Weitere Pneumonien

Bei Neugeborenen sind die Serotypen D-K von Chlamydia trachomatis und B-Streptokokken (beispielsweise Streptococcus agalactiae) häufige Erreger von Pneumonien. Kinder werden häufig durch das Respiratory Syncitial Virus befallen. Bei Kindern und Jugendlichen treten gegenüber anderen Altersgruppen gehäuft Pneumonien durch Mycoplasma pneumoniae und Haemophilus influenzae auf.

Bei Aspirationspneumonien sind oftmals Anaerobier beteiligt.

Parasitosen der Lunge kommen häufiger in Entwicklungsländern vor. Die häufigsten Erreger sind:

6. Pathogenese

Für eine Pneumonie können sehr unterschiedliche Entstehungsmechanismen verantwortlich sein:

7. Risikofaktoren

Faktoren, die das Entstehen einer Pneumonie begünstigen sind:

8. Pathophysiologie

Bei der Lobärpneumonie kommt es durch das entzündliche Exsudat, das sich in den Alveolen ansammelt, zur Einschränkung der Lungenfunktion mit resultierender Atemnot. Der alveoläre Gasaustausch ist eingeschränkt.

Bei der interstitiellen Pneumonie wird der Gasaustausch durch die Entzündung und Verdickung des Interstitiums beeinträchtigt.

9. Histopathologie

10. Symptome

10.1. Lobärpneumonie

Eine bakterielle Lobärpneumonie beginnt plötzlich und geht mit starkem Krankheitsgefühl einher. Sie macht sich in der Regel durch folgende Symptome bemerkbar:

Typisch ist die Kombination von Husten, Fieber, Tachykardie und feuchten Rasselgeräuschen.[1] Bei entzündlicher Beteiligung der Pleura (Pleuritis) liegen abhängig von der Inspirationslage wechselnd starke Schmerzen vor. Typisch ist eine Schonhaltung des Patienten mit zur betroffenen Seiten geneigtem Oberkörper und flacher Atmung. Als Nebenbefund kann ein Herpes labialis vorliegen.

10.2. Interstitielle Pneumonie

Die interstitielle Pneumonie setzt subakut ein. Die Symptome sind weniger richtungsweisend und führen nicht selten zu falschen Verdachtsdiagnosen:

10.3. Altersspezifische Symptome

Abhängig vom Alter können bei einer Pneumonie zusätzliche Symptome auftreten:

11. Diagnostik

11.1. Anamnese

In der Anamnese zu erfragende Umstände können den Verdacht auf bestimmte Erreger lenken:

11.2. Körperliche Untersuchung

Zeigt eine Pneumonie auskultatorisch und perkutorisch nicht die typischen Symptome einer Lungenentzündung, spricht man von einer atypischen Pneumonie.

11.3. Bildgebung

siehe Hauptartikel: Pneumonie (Radiologie)

11.4. Labordiagnostik

Im Blut sollten folgende Parameter kontrolliert werden:

11.5. Mikrobiologie

Für den Erregernachweis können unterschiedliche diagnostische Methoden zum Einsatz kommen:

Der Nachweis Pneumonie-auslösender Erreger kann aus folgendem Material erbracht werden:

11.6. Diagnosekriterien

Eine Pneumonie kann bei Vorliegen des Hauptkriteriums sowie mindestens 2 Nebenkriterien diagnostiziert werden:

  • Hauptkriterium: neues Infiltrat im Röntgen-Thorax
  • Nebenkriterien:
    • Fieber (> 38,5 °C) oder Hypothermie (< 36,5 °C)
    • Leukozytose (> 10.000/µl) oder Leukopenie (< 4.000/µl)
    • eitriger Auswurf
    • Bronchophonie oder Stimmfremitus
    • Erregernachweis (Blutkultur, Sputum, Bronchialsekret, Pleuraflüssigkeit)

Dabei muss berücksichtigt werden, dass symptomarme Verläufe möglich sind, nicht immer ein Infiltrat im Röntgen-Thorax erkennbar sein muss und häufig Voraufnahmen zum Vergleich fehlen.

12. Differentialdiagnose

alveoläre (bakterielle) Pneumonie

interstitielle (virale) Pneumonie

Akuter Beginn Subakuter Beginn
vorher gesundgrippaler Infekt als Vorerkrankung
Fieber > 38,5°C, Schüttelfrost Fieber < 38,5°C, langsam steigend
Leukozytose mit Linksverschiebung, CRP und ESR erhöhtLymphozytose, CRP und ESR im Referenzbereich
produktiver Hustentrockener Husten
lobuläre und/oder lobäre Infiltrate im Röntgen-Thorax bevorzugt basalinterstitielle und/oder lobuläre Infiltrate, flächige milchglasartige Verschattung
Pleuritis häufigPleuritis selten
Rasselgeräusche,bei lobärem Befall zusätzlich KlopfschalldämpfungRasselgeräusche sehr diskret bzw. auskultatorisch unauffällig
schweres Krankheitsgefühl, Tachypnoe, Tachykardieweniger starkes Krankheitsgefühl

Eine eindeutige Unterscheidung von Lobärpneumonie und interstitieller Pneumonie allein aufgrund der Symptomatik ist nicht möglich.

13. Schweregrad

Der Schweregrad einer ambulant erworbenen Pneumonie kann mit Hilfe des CRB-65-Index abgeschätzt werden. Ab einem Score von 1 sollte eine stationäre Behandlung erwogen werden.

14. Therapie

Allgemeine therapeutische Maßnahmen bei einer Pneumonie sind:

Zur Therapie der bakteriell hervorgerufenen Pneumonien ist der Einsatz von Antibiotika sinnvoll. Hierbei ist wichtig auf Grundlage des zu erwartenden Erregers frühzeitig eine breit wirksame kalkulierte Antibiotikatherapie mit den wahrscheinlich wirksamsten Antibiotika einzuleiten. Im Falle der ausbleibenden Besserung des Zustandes kann die Therapie umgestellt werden. Bei Nachweis des Erregers kann bei Möglichkeit auf ein Antibiotikum mit schmalerem Wirkungsspektrum zurückgegriffen werden.

Unter (1) und (2) sind Quellen mit weiteren Informationen zur Therapie der bakteriell hervorgerufenen Pneumonien allgemein und nosokomialen Pneumonien im Speziellen zu finden.

Viral hervorgerufene Pneumonien können mit den vorliegenden Virostatika nur unzureichend behandelt werden. Die Therapie umfasst daher neben den allgemeinen Maßnahmen symptomatische Behandlung der Entzündung.

Der Einsatz von Antibiotika bei Pneumonien viraler Genese ist zur Behandlung oder Prophylaxe einer bakteriellen Superinfektion sinnvoll, kann aber bei Vorliegen einer rein viralen Form unter Kontrolle labormedizinischer Entzündungsparameter (Blutbild, ESR, CRP) abgewartet werden.

15. Weblinks

16. Quellen

  1. Flückinger, U., Battegy, Laifer, G.: Diagnostik bei ambulant erworbener Pneumonie. Internist 2007; 48: 468-475.

17. Literatur

  • Laborlexikon.de, abgerufen am 19.04.2021

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