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Kutaner Lupus erythematodes

1. Definition

Als kutanen Lupus erythematodes, kurz CLE, bezeichnet man Verlaufsformen des Lupus erythematodes (LE), die sich nur an der Haut, nicht jedoch an anderen Organen manifestieren. Sie haben eine bessere Prognose als der systemische Lupus erythematodes (SLE).

2. Abgrenzung

Die kutane Form des Lupus erythematodes wird durch die fehlende Organbeteiligung vom SLE abgegrenzt. Die Schwäche dieser Abgrenzung ist, dass sie nur auf dem klinischem Bild basiert, nicht auf "harten" pathogenetischen Parametern. Die Übergänge zwischen der kutanen und der systemischen Form sind fließend. So konnte im Verlauf von 8 Jahren bei 17 % der CLE-Patienten ein Übergang von der kutanen zur systemischen Form beobachtet werden.[1] Ungefähr 70-85 % der Patienten mit SLE können im Verlauf der Erkrankung Hautläsionen aufweisen, bei 25 % sogar als Erstmanifestation.

3. Einteilung

Der kutane Lupus erythematodes lässt sich anhand der Düsseldorfer Klassifikation in verschiedene Unterformen einteilen:

Manche Autoren grenzen zusätzlich noch einen bullösen CLE (BLE) sowie einen medikamenteninduzierten CLE (DI-CLE) ab. Inwieweit es sich beim DI-CLE um eine eigenständige Entität handelt, ist derzeit (2020) umstritten.

35 % der Patienten mit CLE entwickeln im Laufe ihrer Erkrankung mehr als einen Subtyp.

4. Epidemiologie

Der CLE kann in jedem Alter auftreten, der Erkrankungsgipfel liegt zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Frauen sind ungefähr dreimal häufiger betroffen.

5. Ätiologie

Der kutane Lupus erythematodes ist eine entzündliche Autoimmunerkrankung. Die genauen Mechanismen, die zum Ausbruch der Erkrankung führen, sind jedoch wie beim SLE bei den meisten CLE-Formen weitgehend ungeklärt.

5.1. Genetik

Ein immungenetischer Hintergrund zeigt sich in der Assoziation zu verschiedenen HLA-Antigenen (u.a. u.a. HLA-B8, HLA-DR3, HLA-DQA1 und HLA-DRB1), Zytokinpolymorphismen und Mangel an Komplementfaktoren.[2] Beim SCLE konnte eine Assoziation mit einem Einzelnukleotid-Polymorphismus (SNP) des Gens C1QA nachgewiesen werden, das einen Teil der Komplementkomponente C1q kodiert.[2] Weiterhin werden epigenetische Faktoren diskutiert (z.B. RNA-Stabilität, differenzielle Demethylierung von Promotorgenen).

Ein eindeutiger genetischer Zusammenhang besteht beim familiären Chilblain-Lupus, bei dem eine heterozygote Missense-Mutation des Gens TREX1 vorliegt. Der Defekt wird autosomal-dominant vererbt.

5.2. Exogene Auslöser

Das Auftreten sowie Exazerbationen des CLE im Frühjahr und Sommer untermauern den pathogenetischen Einfluss von UV-Strahlung. Innerhalb von 72 Stunden nach UV-Exposition akkumulieren apoptotische Keratinozyten in der Epidermis von Patienten mit CLE. Das deutet auf eine gesteigerte Apoptoserate oder einen verminderten Abbau apoptotischer Zellen hin. Im Verlauf werden durch die Apoptose intrazytoplasmatische Antigene (v.a. Ro/SSA-Antigen) an der Zelloberfläche exprimiert, die zu einer humoralen Autoimmunreaktion mit serologisch nachweisbaren Anti-Ro/SSA-Antikörpern führen können. Diese Antikörper können die Zellmembran penetrieren und in die Zelle aufgenommen werden. Daher erscheint eine pathogenetische Beteiligung der Autoantikörper wahrscheinlich.

Als Folge der o.a. Mechanismen werden weitere Entzündungsmediatoren (z.B. Zytokine) gebildet. Insbesondere Interferone und Tumornekrosefaktor-α stehen im Zusammenhang mit der Entstehung der Hautläsionen. Die Zahl der CD4-CD25-regulatorischen T-Zellen ist beim CLE in den Hautläsionen erniedrigt.

Als weitere exogene Auslöser gelten:

6. Diagnostik

Mit Hilfe einer ausführlichen Anamnese sowie einer dermatologischen und klinischen Untersuchung ergibt sich der Verdacht auf einen kutanen Lupus erythematodes. Ergänzend kommen histopathologische Untersuchungen von Hautbiopsien (ggf. mit direkter Immunfluoreszenzuntersuchung), Photoprovokationstestungen sowie serologische und ggf. apparative Methoden zum Einsatz.

6.1. Histopathologische

Die histopathologischen Merkmale unterscheiden sich bei den einzelnen Subtypen und werden in den entsprechenden Artikeln beschrieben. Dabei müssen zur endgültigen Einordnung der Erkrankung immer auch die klinischen Befunde berücksichtigt werden.

6.2. Immunfluoreszenz

Beim CLE zeigen sich in der Immunfluoreszenzuntersuchung feingranuläre Ablagerungen in bandförmiger Anordnung entlang der Basalmembran. Als Lupusband-Test (LBT) wird i.d.R. der Nachweis bandförmiger IgG-Ablagerungen in nichtläsionaler, lichtgeschützter Haut (z.B. Gesäß oder Oberarminnenseite) bezeichnet.

Des Weiteren kann der LBT auch in läsionaler Haut durchgeführt werden, insbesondere aus differenzialdiagnostischen Gründen. Der läsionale LBT zeigt beispielsweise beim SCLE z.T. granuläre Ablagerungen im Zytoplasma und in Zellkernen der basalen und mittleren Epidermis.

6.3. Photoprovokationstestung

Ein Photoprovokationstest kann zur Objektivierung der Photosensitivität eines Patienten mit CLE durchgeführt werden, insbesondere wenn Zweifel an der Diagnose bestehen und andere Photodermatosen ausgeschlossen werden sollen. Typisch für den CLE ist das zeitverzögerte Autreten von entsprechenden Hautläsionen, meist nach 8 Tagen, sowie eine längere Persistenz der Testreaktionen. Die Photosensitivität kann sich im Verlauf der Erkrankung verändern.

6.4. Laboruntersuchungen

Die Bestimmung der Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und des C-reaktiven Proteins (CRP) dienen der Abgrenzung zu infektiösen Erkrankungen. Beim CLE ist, im Gegensatz zum SLE, die BSG seltener erhöht, während das CRP allenfalls geringgradig erhöht ist. Weitere zu erhebende Basisparameter sind:

Spezielle Laboruntersuchungen nach histologischer Sicherung eines CLE umfassen z.B.:

Autoantikörper ACLE SCLE DLE  LET
ANA +++ ++ + (+)
Anti-dsDNA +++ - -  -
Anti-Sm ++  - - -
Anti-SSA(Ro) +/- +++ - (+)

6.5. Apparative Diagnostik

Je nach Symptomen und Verlauf kommen individuell weitere apparative Untersuchungen in Frage, z.B.:

7. Differenzialdiagnosen

Die Liste möglicher Differenzialdiagnosen beim CLE ist lang. Vor allem sollte man eine polymorphe Lichtdermatose abzugrenzen, die aber häufig mit einem SCLE oder DLE assoziiert ist. Weitere Differenzialdiagnosen sind u.a.:

8. Scoring

Um die Effektivität der Therapie bei CLE zu bewerten, wurde 2005 ein Punktwertsystem entwickelt, das die Krankheitsaktivität ("activity") und den Schweregrad der Hautläsionen ("damage") beurteilt. Der 2010 revidierte Score wird als RCLASI bezeichnet. Dabei werden die einzelnen Hautläsionen hinsichtlich folgender Faktoren beurteilt:[3]

Weiterhin werden Schleimhautläsionen sowie eine ggf. vorliegende Alopezie berücksichtigt. Die einzelnen Punktwerte werden addiert und ergeben den Gesamt-Activity- und Damage-Score.

9. Therapie

Die Therapie kann sich bei den verschiedenen Formen des kutanen Lupus erythematodes unterscheiden. Im Wesentlichen beruht sie jedoch auf folgenden Behandungsmaßnahmen:

Schlägt die Standardtherapie nicht an, kommen bei schwereren Verläufen Retinoide, Thalidomid, Tacrolimus sowie Immunsuppressiva wie Azathioprin oder Ciclosporin in Frage.

10. Quellen

  1. Isabela T. Wieczorek, MD; Kathleen J. Propert; Joyce Okawa et al: Systemic Symptoms in the Progression of Cutaneous to Systemic Lupus Erythematosus JAMA Dermatol. 2014;150(3):291-296. doi:10.1001/jamadermatol.2013.9026
  2. 2,0 2,1 Jordan C Achtman and Victoria P Wert: Pathophysiology of cutaneous lupus erythematosus Arthritis Res Ther. 2015; 17(1): 182. Published online 2015 Aug 10. doi: 10.1186/s13075-015-0706-2 PMCID: PMC4530484 PMID: 26257198
  3. Kuhn A et al. Revised Cutaneous Lupus Erythematosus Disease Area and Severity Index (RCLASI): a modified outcome instrument for cutaneous lupus erythematosus, Br J Dermatol. 2010;163(1):83-92, abgerufen am 04.08.2020

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