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Hydrochlorothiazid

Abkürzung: HCT, HTZ
Handelsnamen: Disalunil®, Esidrix® u.a.
Englisch: Hydrochlorothiazide

1. Definition

Hydrochlorothiazid, kurz HCT, ist ein Arzneimittel aus der Gruppe der Thiaziddiuretika.

2. Chemie

Hydrochlorothiazid hat die Summenformel C7H8ClN3O4S2 und eine molare Masse von 297,74 g/mol.

Die Grundstruktur ist ein teils hydrierter Benzothiadiazin-Heterozyklus, der u.a. Chlor- und Sulfonamid-substituiert ist.

3. Wirkmechanismus

Nach glomerulärer Filtration inhibiert Hydrochlorothiazid reversibel einen luminalen Na+-Cl--Symporter im frühdistalen Tubulus (Thiazid-sensitiver Cotransporter) der Niere. Dadurch verbleibt vermehrt NaCl im Harn zurück, welches einerseits im Sammelrohr osmotisch wirksam wird (Diurese) und andererseits auch selbst vermehrt mit dem Endharn ausgeschieden wird (Natriurese). Die maximal erzielbare Diuresewirkung ist eher mäßig hoch (5 bis 8 % der GFR).[1]

Im Sammelrohr kommt es durch die erhöhte Na+-Konzentration außerdem zur vermehrten Natriumresorption über den epithelialen Natriumkanal der Hauptzellen. So entsteht eine Negativierung des Lumenpotentials, die als Triebkraft für die K+-Sekretion wirkt. In der Folge kommt es zu einer vermehrten Kalium-Ausscheidung, die zu einer Hypokaliämie führen kann.

Ferner steigert HCT indirekt die Rückresorption von Calcium-Ionen im distalen Tubulus. Als Erklärung hierfür wird der geringere Natriumgehalt der dortigen Tubulusepithelzellen herangezogen. Hierdurch besteht eine höhere chemische Triebkraft für basolateral lokalisierte Na+-Ca+-Antiporter. Dieser Effekt ist zur Therapie von Calciumkonkrementen nutzbar, kann aber auch eine Hyperkalzämie hervorrufen.

HCT führt außerdem zur Senkung des peripheren Widerstands. Dies wird durch die vermehrte Öffnung von calciumabhängigen K+-Kanälen an Gefäßmuskelzellen erklärt, die dadurch hyperpolarisieren und relaxieren.[1]

4. Pharmakokinetik

Hydrochlorothiazid wird im Gastrointestinaltrakt resorbiert, wobei es eine Bioverfügbarkeit von 70 % aufweist. Der Arzneistoff wird größtenteils nicht metabolisiert, sondern zu 95 % unverändert renal ausgeschieden. Die Plasmahalbwertszeit beträgt durchschnittlich zehn Stunden.

5. Indikationen

Sowohl im Rahmen einer Behandlung der arteriellen Hypertonie als auch der Herzinsuffizienz sowie bei Ödemen ist eine Entwässerung notwendig und somit der Einsatz von Diuretika wie Hydrochlorothiazid indiziert.

Aufgrund der Calciumretention ist ein Einsatz vor allem bei gleichzeitiger Osteoporose sinnvoll. Des Weiteren ist eine paradoxe antidiuretische Wirksamkeit bei Diabetes insipidus (insb. bei der renalen Form) beschrieben.

6. Darreichungsform

Der Wirkstoff wird oral in Form von Tabletten oder Kapseln eingenommen.

7. Nebenwirkungen

Jüngere Arbeiten (nach 2010) zeigen, dass die Einnahme von HCT über längere Zeit zu einem signifikant gesteigerten Risiko für die Ausbildung von nichtmelanozytären Hauttumoren führt, z.B. für Plattenepithelkarzinome (Spinaliome) und Basalzellkarzinome. Dabei besteht - zumindest für Plattenepithelkarzinome - eine Dosis-Wirkungs-Beziehung mit zunehmendem Risiko bei steigender kumulativer Dosis. Im Oktober 2018 wurde deshalb vom BfArM ein Rote-Hand-Brief verfasst.[2]

8. Wechselwirkungen

9. Kontraindikationen

10. Quellen

  1. 1,0 1,1 Aktories K, Förstermann U, Starke K. Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie. S. 498. 11. Auflage 2013, Elsevier Verlag
  2. BfArM: Rote-Hand-Brief zu Hydrochlorothiazid (HCT): Risiko von nichtmelanozytärem Hautkrebs 17.10.2018
Stichworte: 3D-Molekül, Diuretikum
Fachgebiete: Arzneimittel

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