Muskelrelaxans
Synonym: Myotonolytikum
Englisch: muscle relaxant
Definition
Muskelrelaxanzien sind Medikamente zur Entspannung ("Relaxierung") der Skelettmuskulatur. Sie setzen den Muskeltonus herab und werden in der Anästhesie und in der Intensivmedizin zur Muskelrelaxation eingesetzt.
Peripher wirkende Muskelrelaxanzien
Peripher wirkende Muskelrelaxanzien blockieren die neuromuskuläre Reizübertragung an den motorischen Endplatten und rufen dadurch eine reversible Lähmung der Muskeln hervor. Peripher wirkende Muskelrelaxanzien werden zur Durchführung von Narkosen bzw. Operationen eingesetzt, um den Tonus der Skelettmuskulatur herabzusetzen oder gänzlich aufzuheben.
Je nachdem, ob sie an der Endplatte eine Depolarisation auslösen oder nicht, kann man sie weiter in zwei Hauptgruppen unterteilen:
- depolarisierende Muskelrelaxanzien und
- nicht-depolarisierende Muskelrelaxanzien
Depolarisierende Muskelrelaxanzien
Depolarisierende Muskelrelaxanzien wirken als Agonisten am Nikotinrezeptor, sodass sich der Ionenkanal an der motorischen Endplatte öffnet. Sie werden jedoch durch die Pseudocholinesterase langsamer abgebaut als Acetylcholin, sodass eine anhaltende Depolarisierung die Folge ist. Dies zeigt sich anfangs durch Faszikulationen der meisten Muskeln.
In Folge kommt es zur Inaktivierung von spannungsabhängigen Natriumkanälen und zur Entstehung einer nicht erregbaren Zone um die motorische Endplatte. Auf diese Weise verhindern Muskelrelaxanzien die Ausbreitung des Aktionspotentials auf die Muskulatur (Phase-I-Depolarisationsblock).
Bei hoher Dosis (> 4 mg/kgKG) oder repetitiver bzw. kontinuierlicher Gabe entsteht ein sogenannter Phase-II-Block (Dualblock, Stabilisationsblock). Diese Phase ähnelt der Wirkung von nichtdepolarisierenden Muskelrelaxanzien. Der Mechanismus ist aktuell (2022) noch nicht eindeutig geklärt, vermutet werden unter anderem Rezeptor-Desensitisierung, partieller Agonismus, Depolarisation von Nervenendigung mit Abnahme der Acetylcholinausschüttung und Hemmung der Acetylcholinsynthese.[1][2] Dieser Block kann teilweise durch Acetylcholinesterasehemmer antagonisiert werden.
Vertreter dieser Gruppe sind
- Suxamethonium (Succinylcholin)
- Historisch: Dekamethonium, Hexcarbacholin
Nicht-depolarisierende Muskelrelaxanzien
Nicht-depolarisierende Muskelrelaxanzien wirken als kompetitive Antagonisten am Nikotinrezeptor und verhindern über dessen Blockierung die Reizweiterleitung. Ihre Wirkung kann durch Acetylcholinesterasehemmer wie Neostigmin oder Pyridostigmin aufgehoben werden.
- Quaternäre Ammoniumverbindungen
- Alcuronium
Myotrope Muskelrelaxanzien
Direkt wirkende, myotrope Muskelrelaxanzien entfalten ihre Wirkung direkt im Muskelgewebe, indem sie dort den Einstrom von Calcium in das Myoplasma hemmen. Sie werden vor allem bei Skelettmuskelspastiken nach Schädigungen des ZNS und bei maligner Hyperthermie eingesetzt. Ein Beispiel ist
Weitere Substanzen
Neben der Blockade der Acetylcholinrezeptoren kann eine Muskelrelaxation auch durch die Hemmung der Acteylcholinfreisetzung in der Präsynapse erreicht werden. Dieser Form der Wirkung ist kennzeichnend für
Zentral wirkende Muskelrelaxanzien
Zentral wirkende Muskelrelaxanzien entfalten ihre Wirkung im ZNS. Sie sorgen für eine generelle "Erschlaffung" der Muskeln, ohne dass eine Lähmung ausgelöst wird. Ihr Anwendungsgebiet sind hauptsächlich Spasmen oder Verspannungen der quergestreiften Muskulatur, z.B. im Rahmen eines HWS-Syndroms oder einer Lumboischialgie. Zu ihnen gehören u.a.:
Quellen
- ↑ Warszawska J et al. Muskelrelaxanzien in der Anästhesie und Intensivmedizin, abgerufen am 03.07.2019
- ↑ Bowman WC Neuromuscular block, Br J Pharmacol. 2006 Jan;147 Suppl 1:S277-86, abgerufen am 03.07.2019
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