Methocarbamol
Handelsnamen: Dolovisano®, Robaxin®, Ortoton®
Englisch: methocarbamole
Definition
Methocarbamol ist ein zentral wirksames Muskelrelaxans. Es hemmt die Reflexleitung im Rückenmark und bestimmten Hirnzentren, was zu einer Erschlaffung der verspannten Muskulatur führt.
Chemie
Methocarbamol ist das Carbamat des Guaifenesins. Es wird jedoch nicht zu Guaifenesin verstoffwechselt. Die chemische Bezeichnung für Methocarbamol lautet: 3-(2-methoxyphenoxy)-1, 2-propanediol 1-carbamat. Die Summenformel lautet C11H15NO5 und die molare Masse beträgt 241,24 g/mol.
Wirkmechanismus
Der genaue Wirkungsmechanismus von Methocarbamol ist noch nicht (2023) vollständig geklärt. Angenommen wird eine allgemeine Dämpfung des ZNS mit daraus resultierender Reflexleitungshemmung auf spinaler Ebene durch inhibierende Interneurone. Polysynaptische Reflexe werden in therapeutischen Dosen gehemmt, nicht aber die monosynaptischen Reflexe wie bei den Barbituraten.
Methocarbamol hat keine direkte Auswirkung auf die Kontraktion der quergestreiften Muskulatur, die motorische Endplatte oder die Nervenfasern.
Pharmakokinetik
Die Plasmahalbwertzeit beträgt 1 bis 2 Stunden, die Plasmaproteinbindung ca. 48 %. Methocarbamol wird via Alkylierung und Hydroxylierung metabolisiert, wahrscheinlich ist auch eine Konjugation. Metabolite und kleine Mengen der unveränderten Muttersubstanz werden renal ausgeschieden
Indikationen
- Symptomatische Behandlung schmerzhafter Muskelverspannungen, insbesondere des unteren Rückenbereiches (Lumbago).
Darreichungsformen
- Tabletten mit 750 mg Methocarbamol
- Ampullen mit Injektions- oder Infusionslösung zur i.v. und i.m. Applikation enthaltend 1.000 mg Methocarbamol in 10 ml
Nebenwirkungen
Unerwünschte Wirkungen sind selten bis sehr selten.[1] Möglich sind:
Wechselwirkungen
Methocarbamol kann die Wirkung folgender Arzneimittel verstärken und/oder in einer unvorhersehbaren Weise beeinflussen:
- Barbiturate
- Benzodiazepine
- Z-drugs (Zaleplon, Zolpidem, Zopiclon)
- Trizyklische Antidepressiva
- Neuroleptika
- Appetitzügler
- Anticholinergika
- Anästhetika
- Muskelrelaxanzien
Die Wirkung von Pyridostigmin kann abgeschwächt werden, daher darf Methocarbamol mit Pyridostigmin nicht gleichzeitig verabreicht werden. Methocarbamol kann eine Farbinterferenz bei Laboruntersuchungen auf 5-Hydroxyindolessigsäure (5-HIAA) und Vanillinmandelsäure (VMA) verursachen.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Methocarbamol oder einen der sonstigen Bestandteile
- Schwangerschaft
- Stillzeit
- Koma, Präkoma
- Erkrankungen des ZNS
- Myasthenia gravis
- Kinder < 12 Jahre
Bei Funktionsstörungen der Leber und der Nieren darf Methocarbamol nur unter strenger Indikationsstellung und Dosisanpassung verschrieben werden.
Rechtslage
Methocarbamol ist in Deutschland verschreibungspflichtig. Die Entlassung aus der Rezeptpflicht wurde 2018 diskutiert, jedoch nicht umgesetzt.
Laut Fachinformation besteht nach einmaliger oder dauerhafter Einnahme von Methocarbamol im Allgemeinen keine Einschränkung der Verkehrstüchtigkeit oder der Fähigkeit zum Bedienung von Maschinen.[1] Es soll jedoch darauf hingewiesen werden, dass beim Auftreten von Benommenheit oder Sehstörungen die Verkehrstüchtigkeit nicht gegeben ist.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 iMedikament.de.Fachinformation zu Ortoton. Abgerufen am 25.06.2023
um diese Funktion zu nutzen.