Synonyme: (RS)-4-Amino-3-(4-chlorphenyl)buttersäure, (±)-4-Amino-3-(4-chlorphenyl)buttersäure, DL-4-Amino-3-(4-chlorphenyl)buttersäure
Englisch: baclofen
Baclofen ist ein Arzneimittel aus der Gruppe der Muskelrelaxantien. Es wird gegen Muskelspastik bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems (ZNS) eingesetzt.
Der Wirkstoff in Baclofen ist ein Derivat der γ-Aminobuttersäure (GABA), das als spezifischer Agonist an GABAB-Rezeptoren des Rückenmarks und Gehirns wirkt. Es bewirkt dort über sogenannte inhibitorische postsynaptische Potentiale eine Hemmung der krankhaften unkontrollierten Erregung in den Nervenzellen, die für die Muskelspastizität verantwortlich sind. Somit wirkt es also dämpfend bzw. antispastisch.
Baclofen kann oral (Tablette) oder intrathekal (in den Liquor) verabreicht werden. Es wird nach oraler Gabe schnell im Darm resorbiert und im Körper verteilt. Bei intrathekaler Applikation gelangt es durch eine Pumpe direkt an den Wirkort. Die Ausscheidung erfolgt nahezu unverändert renal (über die Nieren).
Baclofen ist indiziert bei Spastizität der Skelettmuskulatur im Rahmen von spinalen oder zerebralen Läsionen unterschiedlicher Genese (infektiös, degenerativ, traumatisch, neoplastisch, etc.). Häufig wird es angewendet bei Multipler Sklerose, beschränkt angewendet wird es auch bei Parese in Folge eines Traumas, Rückenmarkskompression, Myelitis mit Querschnittssymptomatik, Syringomyelie, amyotrophische Lateralsklerose oder Kinderlähmung. Des Weiteren kann Baclofen intrathekal beim therapieresistenten komplexen regionalen Schmerzsyndrom appliziert werden.
Die Anwendung von Baclofen bei Alkoholabusus wird in Deutschland teilweise durchgeführt, ohne dass eine entsprechende Zulassung vorliegt (Off-Label-Use). Die Wirksamkeit bei Alkoholkrankheit wird von zahlreichen Studien belegt. Dennoch ist der Einsatz von Baclofen für diese Indikation bisweilen umstritten und es wird weitere Forschungsarbeit gefordert.
In Kombination mit Acamprosat wird Baclofen als PXT864 derzeit (2019) als mögliches Medikament gegen Morbus Alzheimer in Phase II getestet. Zudem zeigte es in dieser Kombination auch einen Effekt beim Parkinson-Syndrom.[1][2]
Zu den unerwünschten Wirkungen von Baclofen gehören, neben der beabsichtigten Hemmung der Muskelspastik, auch eine Dämpfung anderer Prozesse im ZNS, z.B. Müdigkeit, Benommenheit, Verringerung der willkürlichen Muskelkraft, Desorientierung, Sprachstörungen, Albträume, außerdem können andere UAWs wie sexuelle Funktionsstörungen, eingeschränkte Herzleistung, gastrointestinale Beschwerden, Halluzinationen, Atemdepressionen, Muskelhypotonie, Hyperazidität etc. vorkommen.
Die mittlere Letaldosis bei peroraler Applikation liegt im Tierversuch zwischen 145 mg/kg (Ratte) und 200 mg/kg (Maus). Baclofen ist nicht mutagen oder karzinogen, weist jedoch im Tierversuch bei hoher Dosierung ein gewisses embryotoxisches bzw. fetotoxisches Potential auf.
Tags: Arzneistoff, Muskelrelaxans
Fachgebiete: Arzneimittel, Pharmakologie
Diese Seite wurde zuletzt am 2. April 2019 um 17:58 Uhr bearbeitet.
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