Tizanidin
Handelsname: Sirdalud®
Englisch: Tizanidine
Definition
Tizanidin gehört zu den zentral wirkenden Muskelrelaxantien mit antispastischer, myotonolytischer und analgetischer Wirkung.
Wirkung
Tizanidin agiert als α2-Adrenozeptor-Agonist. Seine Wirkung entfaltet der Wirkstoff hauptsächlich im Rückenmark. Tizanidin aktiviert die Interneurone, die wiederum die Glutamatfreisetzung hemmen. Glutamat seinerseits ist der von den aufsteigenden Motoneuronen verwendete Neurotransmitter. Durch diese Kaskade wird die aufsteigende Schmerzwahrnehmung unterbrochen und die Schmerz leitenden Stimuli kommen nicht mehr im Cortex an, wo sie bewusst werden.
Es wird angenommen, dass periphere Muskelspasmen mit einer Überaktivierung polysynaptische spinaler Reflexe einhergehen. Die Hemmung der exzitatorischen Motorneurone und die inhibierte Glutamatfreisetzung könnten zum myotonolytischen Effekt von Tizanidin beitragen.
Außerdem ist bekannt, dass Tizanidin nicht nur spinal, sondern auch supraspinal wirkt, nämlich in der Substantia nigra. Inwiefern diese Aktivität zum therapeutischen Effekt beiträgt, ist derzeit (2013) noch unklar.
Pharmakokinetik
Tizanidin wird aus dem Gastrointestinaltrakt rasch und vollständig resorbiert, wegen des First-Pass-Effekts beträgt die orale Bioverfügbarkeit nur 21%. Die Plasmaproteinbindung ist mit 30% gering.
Die maximale Plasmakonzentration wird nach der Einnahme in 1 Stunde gemessen. Die Halbwertszeit beläuft sich auf ca. 3 Stunden. Tizanidin wird hepatisch über die CYP1A2- Isoenzyme metabolisiert. Die Metabolite sind pharmakologisch inaktiv und werden größtenteils renal ausgeschieden, die Restsubstanz wird nur zu einem kleinen Prozentsatz ebenfalls über die Nieren eliminiert.
Indikation
- Muskelverspannungen z.B. im Bereich der Wirbelsäule, der Knie
- Spastik auf dem Boden neurologischer Erkrankungen (Multiple Sklerose, ALL etc.)
- Verletzungen
- Nach orthopädischen Operationen
- Co-Analgetikum bei Krankheiten, die mit Muskelkrämpfen einhergehen.
Unerwünschte Wirkungen
Kontraindikation
- Allergie gegen den Wirkstoff
- Schwere Leberfunktionsstörungen
- Starke CYP1A2-Hemmeren
Wechselwirkungen
Pharmakokinetische Wechselwirkungen bestehen vor allem mit Medikamenten, die CYP1A2 hemmen:
- Fluvoxamin
- Ciprofloxacin
- Amiodaron
- Mexiletin
- Propafenon
- Cimetidin
- Enoxacin
- Norfloxacin
- Rofecoxib
- orale Kontrazeptiva
- Ticlopidin
Pharmakodynamische Interaktionen bestehen mit
und anderen ZNS-dämpfenden Substanzen.
Rechtliches
Tizanidin ist in Deutschland verschreibungspflichtig.
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